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Der Befehl aus dem Dunkel

Der Befehl aus dem Dunkel

Titel: Der Befehl aus dem Dunkel
Autoren: Hans Dominik
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was soll das, Georg?«
    »Das war vorläufig nur, um kleine Mädchen zu erschrecken, aber…« und hier wurde Georgs Gesicht ernster… »das ist vielleicht das Fanal für eine Erfindung folgenschwerster Art.«
    »Und das ist dein Werk, Georg?«
    »Nein! Nicht ganz mein Werk. Aber das dir alles zu erklären, brauchte ich Stunden, liebe Anne. Wir wollen jetzt aus dieser Höhle gehen, in den schönen Frühlingssonnenschein und nur an uns denken. Aber Anne«, er konnte trotz des Ernstes, mit dem er sprechen wollte, den Scherz nicht lassen, »hebe den Finger hoch und schwöre, daß du niemandem auch nur mit einer Silbe von dem erzählen willst, was du hier sahst.«
    Anne hob lachend den Finger. Da sah sie sein Gesicht und wurde ernst. »Georg, Liebster! Nie wird ein Wort über meine Lippen kommen.« —
    Es war zwei Tage später. Georg hatte sich am Nachmittag sein Magnetofon vorgenommen und allerlei Anschlüsse und Schaltungen zwischen diesem und der großen Verstärkertruhe hergestellt. Jenes geheimnisvolle Tonband lief lautlos über die Spulen.
    Stunden vergingen. Immer wieder trat er mit enttäuschtem Gesicht aus der Mitte des Zimmers, schaltete und probierte von neuem. Verzweifelt stand er da, tausend Gedanken wirbelten ihm durch den Kopf. Dann war es ihm auf einmal, als ob ein fremder Wille ihn überwältigte. In seinen Füßen zuckte es. Der Körper begann sich zu bewegen, zu drehen. Die Füße folgten. In immer lebhafter werdenden Tanzschritten bewegte sich Georg durch den Raum. Seine Augen leuchteten in freudigem Triumph. Die frohe Erregung ließ seinen Atem schneller gehen. Hemmungslos überließ er sich dem Gebot eines fremden Willens. Dabei glitten seine Augen immer wieder zu dem Tonband, das lautlos von der einen Spule auf die andere glitt – bis es abgelaufen war – zur Ruhe kam.
    Eine Weile stand er schwer atmend. Dann brach es aus seinem Munde: »Ich hab’s gefunden! Doch jetzt sofort eine neue, stärkere Probe! Jetzt will ich nicht willenlos dem fremden Zwange folgen, will alle meine Kraft daranwenden, ihm zu widerstehen.«
    Schnell eilte er zu dem Apparat, spulte das Band zurück und ließ es noch einmal ablaufen, während er wieder in die Mitte des Zimmers zurücktrat. Ein paar Sekunden, dann begann er erneut zu tanzen. Doch jetzt nicht mehr den Glanz des Triumphes in den Mienen. Nein, ein von heftigstem Widerstand verzerrtes Gesicht.
    Jetzt verlangsamten sich seine Schritte. Er blieb taumelnd stehen, tiefste Erschöpfung vergeblichen Widerstandes zeichnete sich auf seinen Zügen ab. Seine Brust arbeitete in heftigen Stößen. Mit schleppenden Schritten ging er zum Schreibtisch, ließ sich wie geschlagen in den Stuhl fallen.
    »Alles habe ich versucht! Habe mich mit allen meinen körperlichen und geistigen Kräften gegen den Zwang der Gedankenwellen, die von diesem Tonband herkommen, gewehrt… jeder Widerstand umsonst! Ich bin unterlegen«, überlegte er laut und blätterte in Lönholdts Tagebuch. Nachdem er es in den Schreibtisch zurückgelegt hatte, stand er auf und ging nachdenklich hin und her. Vor dem Magnetofon im Hintergrund des Zimmers blieb er bisweilen stehen, nickte befriedigt vor sich hin. »Soweit wäre ich also. Marian wird mir allerhand abzubitten haben. Wie hat er mir immer widersprochen, seitdem ich mich mit Allgermissens Problem herumschlage … Der Anfang wäre gemacht. Ob ich jemals alles erreichen werde, was der gekonnt hat?«
    Er schaute auf die Uhr. Wo Marian nur bleibt? Sein Zug müßte doch schon da sein. Der wird Augen machen!
    Während Georg Astenryk so sinnend dastand, fühlte er, wie die Ruhe, zu der er sich gewaltsam gezwungen, wich, wie ein feindlicher, neugieriger Drang aus seinem Unterbewußtsein hervordrängte, kühle Berechnung, klares Denken über den Haufen zu werfen drohte.
    Zögernd trat er näher an den Apparat heran. Ein kurzer Blick auf die Uhr. Vielleicht würde Marian jetzt kommen? Einerlei, wenn er’s auch sah. Aber jetzt will ich doch einmal die Probe mit dem Stahlhelm machen. Der Ordonnanzoffizier bei General Iwanow blieb doch unbeeinflußt …
    Georg holte einen alten Stahlhelm seines Vaters aus dem Weltkrieg vom Boden und setzte ihn auf den Kopf. Dann schaltete er an dem Apparat. Sein Blick ging zum Magnetofon, auf dem sich die Spulen drehten.
    »Aha!« murmelte er. »Es stimmt. Der Stahlhelm läßt die Wellen von der Deckenantenne nicht durch.« Noch ein kurzes Zögern. Seine Hände gingen wiederholt zum Helm, glitten wieder herab. Dann warf er den
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