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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch
Autoren: M.j. Rose
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unbedingt etwas zu tun haben.”
    Meer wandte sich zum Gehen.
    Lucian kam ihr nach. “Ich vermute, mein österreichischer Kollege wartet unten. Wir könnten Sie zum Friedhof fahren.”
    “Ich brauche keinen Begleitschutz.”
    “Dem FBI wäre es aber lieber. Zumindest so lange, bis der Fall offiziell abgeschlossen ist, was eigentlich in den nächsten achtundvierzig Stunden passieren sollte. Wir werden Ihnen auch nicht in die Quere kommen.”
    Sie nahmen den Lift nach unten. Als sie aus der Kabine in den Eingangsbereich des Krankenhauses traten, gerieten sie geradewegs in einen Auflauf, der offenbar so etwas wie eine improvisierte Pressekonferenz darstellte. Reporter, Fotografen und Kameraleute drängelten sich um einen förmlich wirkenden Arzt, der mit sauertöpfischer Miene eine Verlautbarung verlas.
    Meer und Lucian tasteten sich am Rande des Gedränges vorbei und hatten gerade den Ausgang erreicht, als jemand sie von der Seite ansprach.
    “Entschuldigen Sie!”, rief eine Männerstimme.
    Meer drehte sich um.
    Nachdem er draußen vor dem Konzertgebäude von der herausflutenden Menge mitgerissen worden war, hatte David Yalom es noch rechtzeitig zu seinem Hotel geschafft und die E-Mails gelöscht, die sein Computer automatisch an die Zeitungsredaktionen versenden sollte. Vor dem Löschen hatte er sein hochdramatisches Manifest nochmals Zeile für Zeile durchgelesen und dabei gedacht, dass man sich um das Seelenheil des Verfassers wohl ernsthafte Sorgen machen musste.
    Die ganze Nacht hatte er das Erlebte Revue passieren lassen, besonders die Begegnung in der Menge mit der dunkelhaarigen Frau, die ihn mit “Devadas” angesprochen hatte. In aller Herrgottsfrühe hatte ihn dann sein Chefredakteur angerufen und ihn gebeten, einen Korrespondentenbericht zu schicken, der auf die erste Seite sollte. Am Abend vorher hatte der amerikanische Vizepräsident ein Konzert besucht, das in einem Chaos geendet hatte. Dabei war er verletzt und in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Um elf Uhr sollte in ebendieser Klinik eine Pressekonferenz stattfinden bezüglich des Gesundheitszustands des Vizepräsidenten und einiger anderer illustrer Persönlichkeiten, die ebenfalls in dem Durcheinander zu Schaden gekommen waren.
    “Verzeihung! Mein Name ist David Yalom …”
    “Bedaure!” Lucian drängte sich schützend zwischen den Reporter und Meer. “Miss Logan gibt keine Stellungnahme ab.”
    Meer bemerkte das dunkle Haar, die dunklen Augen, den Notizblock, den gezückten Stift. “Ist schon gut”, sagte sie und trat um ihren Begleiter herum, sodass sie Devadas gegenüberstand. Nein, nicht Devadas – er hieß David. David Yalom. “Der Herr ist mir bekannt”, sagte sie zu Lucian.
    Während sie sprach, ging in Davids Miene eine Veränderung vor. Es war zwar kein Lächeln, doch von einem Moment auf den anderen sah er ganz anders aus. Als ob er sich zu guter Letzt erlaubte, aufzuatmen – und als ob ihm das offensichtlich guttat.
    “Vielen Dank, dass Sie sich gestern Abend um mich bemüht haben”, sagte Meer.
    “Ich hoffe, es ist Ihnen nichts passiert?”
    “Nein, nein.” Sie winkte ab. “Nur mein Begleiter, der wurde angeschossen. Er liegt hier im Krankenhaus. Es geht ihm den Umständen entsprechend.”
    Es gab noch so viel zu sagen. Beide wussten jedoch nicht, wo sie anfangen sollten.
    “Wir müssen”, drängte Lucian.
    Yalom griff in die Hosentasche. Lucian wollte schon eingreifen, misstrauisch wie immer und auf der Hut, doch der Reporter schüttelte nur stumm und vorwurfsvoll den Kopf, denn was er da in der Hand hielt, war keine Waffe, sondern eine Visitenkarte, die er Meer reichte. “Wenn Sie jemals …”, hob er an, stockte aber, als wüsste er nicht so recht, was er sagen sollte.
    Als Meer das Kärtchen an sich nahm, fühlte sie die geprägten Buchstaben seines Namens auf dem weichen seidigen Karton unter ihren Fingerspitzen. Sie ließ es mit ihrer Hand in die Tasche gleiten, so als wollte sie es beschützen.
    Draußen vor der Klinik wartete Kalfus im Auto. Lucian hielt Meer die Tür auf. Sie ließ sich auf die Sitzbank gleiten, und als sie die Handtasche auf den Wagenboden stellte, bemerkte sie ein schwarzes Notizbuch, das sie aufhob, um es beiseitezulegen. Dabei schlug sie es unabsichtlich auf und sah auf der Seite eine unvollendete Zeichnung.
    “Ach, das gehört mir”, sagte Lucian hastig und griff schon nach dem Büchlein.
    Meer musterte den Agenten und dann die Skizze, die das Gesicht einer Frau zeigte. Meer
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