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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch
Autoren: M.j. Rose
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vielen Menschen furchtbare Schmerzen zugefügt! Haben Sie das denn nicht mitbekommen?”
    Malachai hörte nicht zu. “Sie hat funktioniert! Bei Ihnen doch auch, oder? All Ihre untergegangenen Erinnerungen wurden hochgespült! Sie brauchen mir nicht zu antworten – ich sehe es in Ihren Augen. Sie haben sich an das erinnert, woran Sie sich erinnern mussten – was Sie schon so viele Jahre versuchen. Wobei ich Ihnen nicht helfen konnte.”
    “Ja”, bestätigte Meer. “Aber es war nicht so, wie ich es erwartet hätte … Es war furchtbar …”
    Offenbar war er mit den Gedanken woanders. Er sah einfach durch sie hindurch. In seinem Blick lag ein sehnsuchtsvoller Ausdruck, den sie so noch nicht an ihm erlebt hatte. “Bei mir war nichts”, murmelte er. “Gar nichts. Nicht eine einzige Erinnerung.” Aus seinen Worten sprach eine Verbitterung, so finster wie der Himmel über ihnen.
    Die Sanitäter schoben Malachai in den Wagen und stiegen anschließend selber hinein. Durch die Scheiben konnte Meer verfolgen, wie sie sich weiter um den Verletzten kümmerten. Er wirkte so blass, als würde er vor ihren Augen vergehen.
    Die Sirene jaulte auf; der Wagen setzte sich in Bewegung. Meer merkte, dass der FBI-Agent hinter ihr stand, doch sie drehte sich nicht um. Den Blick auf das davonfahrende Notarztfahrzeug gerichtet, griff sie in ihre Handtasche und zog die Flöte heraus. Egal, was für ein Zauber dem Ding innewohnen mochte – ein Menschenleben war es nicht wert. Erst recht keinen Mord.
    Ohne die Flöte noch eines Blickes zu würdigen und ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, zog Meer sie aus ihrer Tasche, holte aus und knallte sie mit einer heftigen Bewegung auf den Bürgersteig. Und das uralte mürbe Stück Knochen zerbarst in tausend Stücke.

106. KAPITEL
    E s gibt in der Tat ein Wiederaufleben und ein Werden der Lebenden aus den Toten und ein Sein der Seelen der Gestorbenen, und zwar für die Guten ein Bessersein, für die Schlechten aber ein Schlechteres.
    – Sokrates –
    Wien, Österreich
    Freitag, 2. Mai – 11:00 Uhr
    Der Arzt trat durch die zweiflügelige Schwingtür in den Warteraum. “Miss Logan?”
    Meer stand auf. Sie machte sich auf das Schlimmste gefasst. Lucian, der neben ihr saß, erhob sich ebenfalls. Während die Ärzte eine lebensrettende Operation an Malachai durchführten, hatten Lucian und Meer die ganze Nacht hier ausgeharrt, beide aus unterschiedlichen Beweggründen.
    “Er ist über den Berg”, berichtete der Arzt. “Es wird zwar ein Weilchen dauern, aber er wird wieder gesund.”
    “Darf ich zu ihm?” Meers Stimme zitterte vor Erleichterung darüber, dass sie ihn nicht auch noch verloren hatte.
    “Er ist noch nicht wieder bei Bewusstsein. Heute Abend dürfen Sie ihn besuchen. Er wird in den nächsten paar Tage ziemliche Schmerzen haben.”
    “Wenigstens einer, der wieder gesund wird”, sagte Meer, nachdem der Arzt gegangen war. Sie dachte an ihren Vater, an seine Haushälterin Ruth, an seinen Freund Schmettering. An Nicolas. Während der Wartezeit hatte sie in der Klinik am Steinhof angerufen und erfahren, dass Sebastians Sohn keinerlei Reaktion auf die Melodie gezeigt hatte. Er vergrub sich weiterhin in seiner eigenen Welt. Brecht und Sebastian Otto waren dem Haftrichter vorgeführt worden; beide mussten mit einem Verfahren und einer langjährigen Freiheitsstrafe rechnen. Noch weitere Verluste waren zu beklagen. Wie das Pflegepersonal berichtete, hatten etliche Radiohörer grausige Flashbacks erlebt; viele hatten Schocks oder Zusammenbrüche davongetragen. Zudem wurden hier in der Klinik auch zahlreiche Konzertbesucher behandelt, die in der Panik verletzt worden waren.
    “Na, jedenfalls flicken sie ihn so weit wieder zusammen”, knurrte Lucian, der damit Malachai meinte, “dass er einen neuen Versuch starten kann.”
    Meer schüttelte den Kopf. “Da irren Sie sich.”
    “Ich weiß, Sie wollen mir nicht glauben, aber Samuels ist gefährlich. Er hat es auf die Erinnerungswerkzeuge abgesehen. Und um sie zu kriegen, ist ihm jedes Mittel recht. Ich bin davon überzeugt, dass er auch hinter dem Raub der Memory Stones voriges Jahr in Rom steckt. Wegen dieser Edelsteine gab es ebenfalls mehrere Todesopfer.”
    “Haben Sie einen Beweis dafür?”
    Eine Antwort erübrigte sich. Hätten Beweise vorgelegen, wäre Malachai nicht auf freiem Fuß.
    “Ich kenne ihn schon mein Leben lang. Haben Sie eine Ahnung, wie vielen Kindern er geholfen hat?”
    “Das eine muss mit dem anderen nicht
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