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Der Barbar aus den Highlands

Der Barbar aus den Highlands

Titel: Der Barbar aus den Highlands
Autoren: Hannah Howell
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und ihr Onkel. Sie sollten in einem glücklichen Haus leben.
    Stattdessen fühlte sie sich sterbenselend. Selbst ihr Körper schmerzte von ihren Versuchen, im Schlafzimmer eine gute Gemahlin zu sein, weil es sie so viel Mühe kostete, eine Lady zu bleiben, wenn Artan sie küsste und liebkoste. Artan sah allmählich so zornig aus, wie sie sich im Moment fühlte; und nicht nur zornig, sondern auch verwirrt. Ihr Onkel warf gelegentlich einen Blick auf sie, als wäre er übel versucht, ihr eine seiner kleinen Schnitzereien in den Hals zu stopfen. Die alte Meg sah drein, als wolle sie sie schütteln, bis ihr die Zähne klapperten. Einige der MacReiths betrachteten sie manchmal, als ob sie glaubten, sie habe zu viele Schläge auf den Kopf abbekommen. Sie hatte versagt, und zwar auf ganzer Linie.
    Plötzlich warf sie das Hemd auf den Boden, stieß all die Flüche aus, die ihr in den Sinn kamen und trampelte auf ihrem Werk herum. In dem Moment, als sie dachte, das hätte sie schon viel früher tun sollen, weil sich der Knoten der Wut in ihr rasch auflöste, merkte sie, dass sie nicht mehr allein war.
    Artan hatte leise die Tür hinter sich geschlossen und starrte seine Gemahlin an. Sie führte einen seltsamen Tanz auf einem Stück Stoff auf und gab einige sehr fantasievolle Flüche von sich. Litt sie am Ende an einer Art Wahn oder an einem Fieber? Das hatte er sich bislang noch nie gefragt, wenn er über ihre seltsamen Launen nachdachte.
    Doch diesen beunruhigenden Gedanken schob er rasch beiseite. Mit Cecilys Verstand war alles in bester Ordnung, nur arbeitete er manchmal etwas zu schnell, und man musste sich anstrengen, um Schritt zu halten. Und manchmal setzten sich seltsame Vorstellungen in ihrem schlauen kleinen Köpfchen fest. Vermutlich war das auch jetzt der Fall.
    Als sie aufblickte und ihn bemerkte, fühlte sich Artan, als habe eine Hand in seine Brust gefasst und sein Herz zusammengepresst. Sile wirkte so verloren und verzweifelt, dass er rasch zu ihr trat und sie in die Arme schloss. Seine kleine Gemahlin hatte eine Menge Aufruhr und Veränderung durchgestanden. Sie hatte sich einigen harten, hässlichen Wahrheiten stellen müssen, und sie stellte sich ihrem neuen Leben mit ihm als Gemahl und Angus als Onkel. Es war kein Wunder, dass sie sich gelegentlich aufregte, zumal die Leute, die in den letzten zwölf Jahren für sie hätten sorgen sollen, alles in ihrer Macht Stehende getan hatten, um ihren Willen zu brechen und sie ihrem eigenen Willen zu unterwerfen.
    Was ihnen gottlob nicht gelungen war. Seine Sile besaß all das Temperament und die Leidenschaft, auf die er bei einer Gemahlin je hatte hoffen können. Ihr Wesen hatte sich bloß zurückgezogen und darauf gewartet, dass jemand kam und es wieder hervorlockte. Er wünschte nur, sie würde aufhören, es in sich zu vergraben, was sie offenbar in letzter Zeit häufig versuchte. Anabels gnadenloser Einfluss auf Cecilys Gemüt machte sich noch immer bemerkbar; Artan musste sich unbedingt etwas einfallen lassen, womit er ihn dauerhaft vertreiben konnte. Er hörte genau hin, was Cecily, die er an seine Brust gedrückt hatte, von sich gab, und hoffte auf Worte, die ihm nützlich sein könnten. Außerdem wartete er geduldig darauf, dass sie aufhörte zu weinen und ihm erklärte, was ihr fehlte.
    Cecily vernahm eine kleine Stimme in ihrem Kopf, die ihr sagte, dass eine gute Gemahlin sich nicht so benahm. Sie versuchte, sich aus Artans Armen zu lösen, doch er drückte sie nur fester an sich. »Willst du etwas von mir, Artan?«, fragte sie.
    »Aye, ich will, dass du mir erklärst, warum du auf einem Stück Stoff herumgetanzt bist«, erwiderte er.
    Cecily blickte auf die zerknitterten Reste des Hemdes, das sie zu nähen versucht hatte, und spürte, wie ihr erneut die Tränen kamen. »Ich habe nicht darauf getanzt, ich bin darauf herumgetrampelt.«
    »Was ist das denn überhaupt?«
    »Du meinst wohl ›war‹. Es war ein Hemd. Ich habe versucht, dir ein Hemd zu nähen.« Sie nickte, als er es stirnrunzelnd betrachtete. Jetzt bemerkte er sicher, wie schlecht ihre Arbeit war. »Es ist ruiniert. Aber im Grunde war es schon ruiniert, bevor ich es auf den Boden geworfen habe und fluchend darauf herumgetrampelt bin. Ich habe versagt. Kläglich versagt. Ich glaube, ich würde selbst dann keine gerade Naht zustande bringen, wenn man mir drohen würde, mir eine Zehe nach der anderen abzuschneiden. Alle guten Gemahlinnen können nähen, aber ich nicht. Siehst du auch nur ein
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