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Der Barbar aus den Highlands

Der Barbar aus den Highlands

Titel: Der Barbar aus den Highlands
Autoren: Hannah Howell
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ist ein paar Jahre später bei der Geburt eines weiteren Kindes gestorben«, murmelte er, und die Schatten der Erinnerung verdüsterten seinen Blick.
    »Und wo steckt er jetzt? Warum wurde er nicht hierhergebracht, um in das Amt des Lairds eingeführt zu werden? Warum vertreibt er den elenden Jammerlappen Malcolm nicht aus Glascreag?«
    »Es ist ein Mädchen.«
    Artan machte den Mund auf, um lautstark dagegen Einspruch zu erheben, dass ein Mädchen die Erbin von Glascreag sein sollte, doch dann schloss er ihn wieder. Er widerstand der Versuchung, einen Blick nach hinten zu werfen, um zu sehen, ob seine weiblichen Verwandten sich auf ihn stürzten, um ihm Verstand einzubläuen. Sie alle wären schwer gekränkt, wenn sie wüssten, welche Worte in seinem Kopf herumschwirrten. Worte wie zu schwach, zu gefühlsselig, zu vertrauensvoll; geschaffen, um Kinder zu bekommen, und nicht, um ein Heer anzuführen – dabei hätten seine Verwandten erbost mit den Zähnen geknirscht.
    Aber Glascreag war nicht Donncoill. Es lag hoch oben in den Highlands und war umringt von rauen Ländereien und rauen Männern. In der Zeit, in der Angus Lucas und ihn zu sich genommen und erzogen hatte, hatten sie Viehdiebe und andere Clans bekämpft, von denen so mancher ein Auge auf Angus’ Land geworfen hatte. Glascreag erforderte ständige Wachsamkeit und einen starken Schwertarm. Die Frauen der Murrays waren stark und schlau, doch sie waren Heilerinnen, keine Kriegerinnen, auch wenn sie in Artans Augen einzigartig waren. Er bezweifelte, dass Angus’ Nichte vom selben Schlag war.
    »Wenn du ein Mädchen zu deiner Erbin ernennst, Angus, wird dir jeder Mann, der je dein Land begehrt hat, die Türen eintreten.« Artan verschränkte die Arme vor der Brust und starrte Angus zornig an. »Malcolm ist ein Wiesel ohne Rückgrat, aber er ist ein Mann – mehr oder weniger. Wenn du ihn zu deinem Erben machst, werden die Männer es sich immerhin überlegen, bevor sie sich für den Kampf rüsten. Und außerdem würden deine Männer seinen Befehlen weitaus bereitwilliger folgen als denen eines Mädchens, das weißt du ganz genau.«
    Angus nickte und fuhr sich mit einer vernarbten Hand durch die schwarzen Haare, die noch immer dicht und lang, doch jetzt auch von vielen weißen Strähnen durchzogen waren. »Das weiß ich, aber ich habe einen Plan.«
    Artan wurde mulmig zumute. Angus’ Pläne bedeuten häufig Ärger. Auf alle Fälle bedeuteten sie harte Arbeit. Und Angus’ Augen – silberblau wie seine eigenen und jetzt versteckt unter halb gesenkten Lidern – waren ihm eine deutliche Warnung: Angus war klar, dass Artan dieser Plan nicht besonders gefallen würde.
    »Ich möchte, dass du losziehst und meine Nichte nach Glascreag bringst, wohin sie gehört. Ich möchte sie noch einmal sehen, bevor ich sterbe.« Seufzend ließ sich Angus auf die Kissen fallen und schloss die Augen.
    Artan knurrte abfällig über einen derart erbärmlichen Versuch, sein Mitleid zu erregen. »Warum schickst du nicht einfach einen Boten zu ihren Leuten und lässt sie herbringen?«
    Angus richtete sich wieder auf und funkelte ihn zornig an. »Das habe ich getan. Ich habe dem Mädchen jahrelang geschrieben, ich habe sogar darum gebeten, dass man sie zu mir bringt, als vor zehn, nay, zwölf Jahren ihr Vater und ihr Bruder starben. Doch die Verwandten ihres Vaters weigerten sich, sie meiner Obhut anzuvertrauen, obwohl keiner von ihnen so nah mit ihr verwandt ist wie ich.«
    »Warum bist du nicht selbst losgezogen und hast sie geholt? Du hättest sie zu deiner rechtmäßigen Erbin erklären und mitnehmen können. Briefe und Boten lassen sich leicht ignorieren, einem Mann persönlich ein Anliegen auszuschlagen ist weitaus schwerer. Dann hättest du dich auch nicht mit dem elenden Malcolm herumschlagen müssen.«
    »Ich wollte, dass das Mädchen freiwillig nach Glascreag kommt.«
    »Du solltest endlich deine Versuche einstellen, sie oder die Verwandten ihres Vaters mit freundlichen Worten umstimmen zu wollen.«
    »Ganz genau. Deshalb will ich, dass du sie holst. Ach, mein Lieber, ich bin mir sicher, dass es dir gelingen wird. Dein Geschick, andere zu betören, ist genauso groß wie das, sie einzuschüchtern. Du kannst solche Dinge bewerkstelligen, ohne dass es dir die Leute übel nehmen. Ich hingegen würde bestimmt nur eine unnötige Fehde verursachen.«
    Angus’ Schmeicheleien steigerten Artans Unbehagen. Angus schien sehr darauf erpicht, dass seine Nichte nach Glascreag gebracht
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