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Der Barbar aus den Highlands

Der Barbar aus den Highlands

Titel: Der Barbar aus den Highlands
Autoren: Hannah Howell
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würde ihr auch noch klarmachen müssen, dass sie wunderschön war, doch das musste noch ein Weilchen warten. Als Erstes wollte er ihr begreiflich machen, dass er sie wegen ihres Temperaments geheiratet hatte, ihres Mutes und ihres Stolzes, ja sogar wegen ihres Jähzorns.
    »Natürlich könntest du ihr auch sagen, dass du sie liebst«, murmelte Bennet.
    »Und warum sollte ich das?« Artan war wieder einmal sehr versucht, dafür zu sorgen, dass dieser selbstgefällige, wissende Blick aus Bennets Gesicht verschwand, am liebsten, indem er ihm den Kopf in den Schlamm drückte.
    »Weil du es tust. Das habe ich gleich bei eurer Ankunft gemerkt, als dir klar wurde, wie sehr dein Handel mit Angus sie gekränkt hat.«
    »Nun, es mag ja stimmen, aber ein Mann hat seinen Stolz. Sie hat mir nicht gesagt, dass sie mich liebt. Warum sollte ich der Erste sein?«
    »Vielleicht hat sie es nicht in Worte gefasst, aber sie hat es auf so viele andere Weisen kundgetan, dass jeder in Glascreag Bescheid weiß. Warum sollte sie sonst alles versuchen, um eine perfekte Gemahlin für dich zu sein?«
    Artan starrte blicklos auf die Burg, als er und Bennet sich den Toren näherten. Sein Herz pochte wie wild schon allein bei dem Gedanken, dass seine Sile ihn vielleicht liebte. Er hatte sich immer gesagt, dass ihre Leidenschaft und Achtung ihm reichen würde, doch jetzt wusste er, dass er sich das nur eingeredet hatte. In seinem Herzen hatte er eine namenlose Sehnsucht verspürt. Jetzt wusste er, wonach er sich gesehnt hatte: dass Cecily ihn liebte, weil sie sein Leben, seine Gefährtin und seine große Liebe war. Und es reichte nicht, wenn Bennet ihm sagte, dass das so war, er musste die Worte aus Cecilys Mund vernehmen. Am liebsten wäre er in ihr Schlafgemach gestürmt und hätte von ihr verlangt, sie laut und deutlich zu äußern, doch er widerstand diesem Drang. So, wie sie sich momentan benahm, würde sie die Worte vielleicht bloß sagen, weil er sie dazu aufgefordert hatte. Er wollte sie nur hören, wenn sie wirklich von Herzen kamen.
    Während er und Bennet im Hof die Pferde absattelten, versuchte Artan, sich auf die Auseinandersetzung mit seiner Gemahlin vorzubereiten. Er wollte sich nicht länger davor drücken, denn ihm war klar, dass weitere Verzögerungen ihm keine bessere Vorstellung davon verschaffen würden, was er ihr sagen sollte. Als er sich vor Augen führte, dass er Angst hatte vor einem ernsten Gespräch mit einer kleinen, grünäugigen Frau, fand er plötzlich wieder zu seinem Mut. Wenn es sein musste, trat er mit bloßen Händen gegen ein ganzes Heer von Gegnern an und schlug sich wacker. Also konnte er auch über Gefühle mit seiner Frau reden. Er straffte die Schultern und steuerte zielstrebig den Eingang zur Burg an.
    »Viel Glück!«, rief ihm Bennet hinterher.
    Artan grunzte, denn er wusste, er würde jedes bisschen Glück brauchen, das er zu fassen bekam. Noch nie hatte so viel abgehangen von seiner Fähigkeit, klar zu äußern, was er fühlte, und noch nie war ihm so bewusst gewesen, wie sehr es ihm an Geschick für eine solche Mission mangelte.

22
    C ecily betrachtete das Hemd, das sie für Artan nähen wollte. Eine gute Gemahlin war geschickt mit der Nadel. Eine gute Gemahlin wob Wandteppiche, fertigte Kissen und nähte Altartücher. Eine gute Gemahlin konnte eine gerade Naht mit ordentlichen kleinen Stichen herstellen. Bei einem weiteren Blick auf das Hemd beschloss Cecily, dass niemand behaupten konnte, die Nähte seien gerade oder die Stiche ordentlich.
    Sie würde es auftrennen und von vorn anfangen müssen. Mit einem langsamen, tiefen Atemzug versuchte sie, sich zu beruhigen, doch sie kam nicht gegen die Wut an, die sich in ihr zusammenballte, auch wenn sie nicht wusste, warum sie sich über ein schlecht genähtes Hemd so aufregte. Seit einigen Tagen schon hatte sich Zorn in ihr geregt, doch bislang hatte sie ihn immer unterdrücken können. Sie wünschte nur, sie wüsste, warum sie so zornig war.
    Sie zupfte an der Naht und fragte sich, warum alles so schrecklich schiefging. Sie gab sich doch die größte Mühe. Als Erstes hatte sie sorgfältig über die tausend Regeln nachgedacht, die Anabel aufgestellt hatte, und überlegt, welche sie befolgen wollte und welche ihr nur auferlegt worden waren, um ihr das Leben schwer zu machen. Übrig geblieben waren die Regeln, die den meisten Mädchen von Stand beigebracht wurden, und da sie diese befolgte, sollte sie doch glücklich und zufrieden sein, genau wie Artan
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