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Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)

Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)

Titel: Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)
Autoren: Susan Kearney
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wollte sie aufheben. Doch Erik stieß sie mit dem Fuß sofort wieder weg und trat ihr auf die Finger.
    Der Schmerz in ihrer Hand war nichts im Vergleich zu dem Schmerz, den sie empfand, als sie sah, wie Rion verblutete. Blut breitete sich auf seinem Hemd aus, überzog den Boden und sammelte sich in Pfützen. Sie wusste nicht, wie er so viel Blut verlieren und noch immer bei Bewusstsein bleiben konnte – und vom Kämpfen ganz zu schweigen.
    Und wo waren seine Männer? Warum kam keine Hilfe?
    Erik hatte den Arm um Rions Hals geschlungen und drückte ihn mit dem Kopf gegen seinen Bauch. Marisa erwartete jederzeit zu hören, wie Rions Genick brach. Doch mit einem Aufbrüllen führte er eine teilweise Verwandlung durch. Seine Haut wurde dicker. Seine Muskeln wuchsen. Seine Augen glühten golden.
    Es war nicht genug Platz für eine vollständige Verwandlung. Aber die zusätzliche Drachenstärke verlieh Rion die Kraft, Eriks Würgegriff standzuhalten. Rion richtete sich allmählich auf, rammte seinen Kopf in Eriks Gesicht, und dann brach dessen Nase mit einem markerschütternden Laut. Erik sackte gegen die Wand, seine Augen blickten leer drein.
    Rion hatte ihn tödlich getroffen.
    Doch auch Rion ging zu Boden. Er schloss die Augen, lag auf dem Rücken und bewegte sich nicht mehr.
    Und überall war Blut. So viel Blut.

33
    Wenn du dein Volk verehrst und ihm gut dienst,
wird es auch dich verehren und dir gut dienen. König Arthur Pendragon
    Endlich waren die Wächter und ein Arzt in den Raum gestürmt. Sie hatten versucht, Rions Zustand zu stabilisieren und ihn dann auf einer Trage zu einem Operationsraum im Palast gebracht, vor dem Marisa nun wartete. Hier war es wie in jedem anderen Krankenhaus, und sie lief auf und ab, weil sie einfach nicht still dasitzen konnte.
    Lex, Mendel und Darian warteten zusammen mit ihr. Niemand sprach ein Wort, alle waren angespannt.
    Als bereits die Morgendämmerung einsetzte, kam ein Doktor heraus. Er wirkte erschöpft, unter seinen Augen befanden sich dunkle Ringe. Seine Hände waren mit Blut überzogen, dann sagte er leise: »Wir haben die Schäden im Nervensystem behoben und dem König Bluttransfusionen gegeben. Die inneren Blutungen sind gestoppt. Jetzt müssen wir nur noch abwarten, ob der hohe Blutverlust zu bleibenden Hirnschäden geführt hat.«
    Hirnschäden? Sie schwankte und sackte gegen die Wand. »Wie lange dauert es, bis wir es wissen?«
    »Bis er aus dem Koma erwacht.«
    »Und wann wird das sein?«
    Der Arzt seufzte. »Schon sehr bald, wenn es die Göttin will. Aber es ist natürlich auch möglich, dass er nie mehr zu sich kommt.«
    Marisa weigerte sich jedoch, das zu glauben. Sie wollte nicht einmal daran denken. Es war unmöglich, dass sie den Rest ihres Lebens in einem Universum verbrachte, in dem er nicht mehr … war. Rion würde aufwachen. Er würde überleben und sein Land in die Zukunft führen.
    Marisa reckte die Schultern. »Ich möchte ihn gern sehen.«
    »Kommen Sie mit mir.« Der Arzt ergriff ihren Arm und führte sie durch eine zweiflügelige Tür.
    Sie erkannte Rion kaum. Seine Haut war so bleich wie ein weißes Laken. Überall war er an Schläuche angeschlossen. Die Maschinen, die die Atmung für ihn übernahmen, zischten und pumpten. Sie legte ihre Hand in die seine, wobei sie sorgsam darauf achtete, dass sie die Infusionsnadel nicht verschob. Er fühlte sich so kalt an. Viel zu kalt.
    Aber sechs Stunden später hielten die Ärzte Rion für stark genug, selbst zu atmen, also entfernten sie den Schlauch aus seiner Kehle.
    Zwölf Stunden später brachte ihr Lex etwas zu essen, doch sie bekam nichts herunter. Da sie um die allgemeine Nahrungsknappheit wusste, bat sie Lex, das Essen jemand anderem zu bringen.
    Als sich die Tür hinter Lex schloss, schlug Rion die Augen auf. »Du musst essen.«
    Gott, wie gut es tat, ihn erwachen zu sehen!
    Sie grinste freudig und wäre am liebsten um sein Bett herumgetanzt. Tränen der Freude – jene Tränen, die sie vorhin nicht hatte weinen können – tropften nun an ihren Wangen herab.
    Erleichterung durchfuhr sie. Marisa beugte sich über ihn, damit er die Freude in ihren Augen sehen konnte. »Das passt ja ausgezeichnet, dass du gerade in dem Augenblick wach wirst, in dem du mir endlich wieder sagen kannst, was ich tun soll«, neckte sie ihn.
    Dann kletterte sie zu ihm ins Bett und kuschelte sich an ihn, wobei sie sorgsam darauf achtete, dass sie keine Verbände oder Schläuche beschädigte. Sie musste ihn fühlen, musste
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