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Der Ball spielende Hund

Der Ball spielende Hund

Titel: Der Ball spielende Hund
Autoren: Agatha Christie
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das Wochenende zu bestellen.»
    «O Miss Arundell, lassen Sie das doch mich – »
    «Unsinn! Ich gehe lieber selbst. Man muss ein scharfes Wörtchen mit dem Fleischer reden. Ihr Fehler ist, dass Sie nicht energisch genug auftreten. Bob! Bob! Wo ist denn der Hund?»
    Ein drahthaariger Terrier stürmte die Treppe herunter, umkreiste seine Herrin und stieß abgerissene Laute der Freude und Erwartung aus. Herrin und Hund traten zur Haustür hinaus und gingen den kurzen Weg zum Gartentor. Miss Lawson blieb auf der Schwelle stehen und lächelte ihnen ein wenig einfältig nach. Eine Stimme hinter ihr sagte vorwurfsvoll:
    «Die Kissenbezüge, die Sie mir gegeben haben, Miss, sind ungleich…»
    «Was? Wie dumm von mir…»
    Minnie Lawson widmete sich von neuem ihren häuslichen Pflichten.
    Miss Emily Arundell, von Bob begleitet, schritt beinahe königlich durch die Hauptstraße von Basing. In jedem Laden, den sie betrat, kam der Besitzer sogleich beflissen herbeigeeilt. Denn sie war «Miss Arundell von Littlegreen House», sie war «eine unserer ältesten Kundinnen», sie war «aus der guten alten Zeit; solche wie sie gibt’s heute nicht mehr viele».
    «Guten Morgen, Miss, guten Morgen! Womit kann ich Ihnen – wie? Zäh? Das tut mir aber leid! Gerade dieses Stück habe ich eigens – ja, gewiss, Miss Arundell, wenn Sie’s sagen, wird’s wohl so gewesen sein. Bitte, ich werde gleich – »
    Bob und Flock, der Fleischerhund, umkreisten einander bedächtig mit gesträubtem Nackenhaar und unter leisem Knurren. Flock war ein derber Köter ungewissen Stammbaums. Er wusste, dass er es sich nicht gestatten durfte, mit Kundenhunden anzubinden, aber er gab ihnen wenigstens durch die Blume zu verstehen, dass er Hackfleisch aus ihnen machen würde, wenn es ihm erlaubt wäre.
    Beim Gemüsehändler kam es zu einer Begegnung von Gestirnen. Eine zweite alte Dame, klein und kugelig, aber von nicht weniger königlicher Haltung, sagte: «Guten Morgen, Emily!»
    «Guten Morgen, Caroline!»
    Caroline Peabody fragte: «Kommen deine jungen Leute zu Besuch?»
    «Ja, alle. Theresa, Charles und Bella.»
    «Bella ist wieder im Land? Ihr Mann auch?»
    «Ja», antwortete Miss Arundell. Es war nur eine einzige Silbe, aber was dahinter lag, wussten beide Damen.
    Denn Bella Biggs, Emily Arundells Nichte, hatte einen Griechen geheiratet. Und in Emily Arundells Familie, die samt und sonders «beim Heer» gewesen war, hatte man einen Griechen einfach nicht zu heiraten.
    Natürlich konnte man über so heikle Dinge nicht unverblümt sprechen, und so beschränkte sich Miss Peabody auf den verhüllten Trost: «Bellas Mann hat einen klugen Kopf. Und reizende Umgangsformen!»
    «Die hat er», gab Miss Arundell zu. Die beiden Damen verließen den Laden. Miss Peabody fragte: «Was höre ich da? Theresa soll mit dem jungen Donaldson verlobt sein?»
    Miss Arundell zuckte die Achseln. «Die heutige Jugend ist so schnell entschlossen. Ich fürchte, die Verlobungszeit wird lange dauern müssen – wenn überhaupt etwas daraus wird. Er hat kein Geld.»
    «Theresa besitzt doch selber Geld», meinte Miss Peabody.
    «Welcher Mann möchte von dem Geld seiner Frau leben?»
    Miss Peabody lachte. «Heutzutage scheint das die Männer nicht zu stören. Du und ich, Emily, wir sind unmodern. Ich kann nur nicht begreifen, was das Kind an ihm findet. Ein so langweiliger – »
    «Er soll ein tüchtiger Arzt sein.»
    «Dieser Kneifer – und die gespreizte Art zu reden! In meiner Jugend hätten wir ihn einen faden Kerl genannt.»
    Ein kurzes Schweigen entstand, während Miss Peabodys Erinnerungen zu vergangenen Tagen zurückkehrten, zu den Bildern bezaubernder junger Herren mit Backenbärten… Seufzend sagte sie:
    «Schick den jungen Taugenichts Charles auf einen Besuch zu mir – wenn er kommen will.»
    «Natürlich. Ich werde es ihm sagen.»
    Die beiden Damen nahmen Abschied. Sie kannten einander seit mehr als einem halben Jahrhundert. Miss Peabody wusste um gewisse bedauerliche Eigenschaften General Arundells, des Vaters ihrer Freundin Emily. Sie wusste genau, welches Entsetzen Thomas Arundells Heirat bei seinen Schwestern erregt hatte, und durchschaute scharfsinnig die Schwierigkeiten mit der jüngeren Generation.
    Aber nie wurde zwischen den beiden Damen ein Wort über diese Angelegenheiten gewechselt, denn sie verkörperten geradezu Familienwürde und Familiensinn und bewahrten strengste Zurückhaltung in allem, was die Verwandtschaft betraf.
    Miss Arundell kehrte nachhause
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