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Der Ball spielende Hund

Der Ball spielende Hund

Titel: Der Ball spielende Hund
Autoren: Agatha Christie
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lassen, dass es auch nur annähernd so viel sei, sonst hätte ich das nie getan. Mir war, als hätte ich das Geld unterschlagen – ich wusste nicht, was ich tun sollte. Als Bella zu mir kam, sagte ich ihr, dass ich ihr die Hälfte überschreiben wolle. Ich fühlte, dass ich dann meine Ruhe wiederfinden würde.»
    «Sehen Sie, meine Herrschaften?», fragte Poirot. «Mrs Tanios näherte sich ihrem Ziel. Deshalb war sie so gegen meinen Versuch, das Testament anzufechten. Sie hatte ihre eigenen Pläne und wünschte nichts weniger, als sich Miss Lawson zur Gegnerin zu machen. Sie stellte sich natürlich, als würde sie sich dem Wunsch ihres Mannes fügen, aber sie ließ deutlich genug durchblicken, was ihre eigene Einstellung sei. Sie hatte zwei Ziele im Auge: sich und die Kinder von Doktor Tanios zu befreien und ihren Anteil an der Erbschaft zu erbeuten. Dann hätte sie gehabt, was sie wollte – reich und zufrieden mit den Kindern in England leben zu können.
    Mit der Zeit fiel es ihr immer schwerer, ihren Widerwillen gegen ihren Mann zu verbergen. Sie versuchte auch gar nicht, es zu tun. Er, der Arme, war außer sich. Ihre Handlungen müssen ihm völlig unverständlich erschienen sein. In Wirklichkeit waren sie ganz logisch. Sie spielte die verschüchterte Gattin. Für den Fall, dass ich Verdacht hegte – und dessen war sie ziemlich sicher –, wollte sie mich zu dem Glauben verleiten, ihr Mann habe den Mord begangen. Und in diesem Augenblick sollte der zweite Mord, der zweifellos längst von ihr geplant war, geschehen. Sie hatte eine tödlich wirkende Menge Chloral in ihrem Besitz. Ich fürchtete, sie könnte einen Selbstmord ihres Mannes samt Geständnis vortäuschen.
    Und noch immer hatte ich keinen Beweis gegen sie! Aber endlich, als ich schon verzweifeln wollte, fiel mir ein Beweis in den Schoß. Miss Lawson erzählte mir, dass sie Theresa Arundell in der Nacht des Ostermontags auf der Treppe knien gesehen habe. Ich fand bald heraus, dass sie Theresa nicht gesehen haben konnte – nicht deutlich genug, um ihr Gesicht zu erkennen. Aber sie blieb fest dabei, dass es Theresa gewesen sei, und führte als Beweis die Brosche an – Theresas Initialen T A.
    Miss Theresa Arundell zeigte mir auf mein Verlangen die Brosche. Sie bestritt, damals auf der Treppe gewesen zu sein. Anfangs glaubte ich, dass jemand die Brosche entwendet hatte, aber als ich sie im Spiegel betrachtete, ging mir ein großes Licht auf. Miss Lawson war erwacht und hatte eine verschwommene Gestalt gesehen, auf deren Brust die Initialen T A im Flurlicht geschimmert hatten.
    Aber wenn sie im Spiegel die Initialen T A gesehen hatte – mussten sie in Wirklichkeit A T gewesen sein, denn der Spiegel zeigt verkehrt.
    Natürlich! Mrs Tanios Mutter hieß Arabella Arundell. Bella ist nur eine Abkürzung. A T bedeutete Arabella Tanios. Es war nicht überraschend, dass auch Mrs Tanios eine solche Brosche besaß. Noch zu Weihnachten waren sie etwas Exklusives gewesen, aber im Frühjahr trug sie alle Welt, und Mrs Tanios kopierte die Kleidung ihrer Kusine Theresa, so gut sie es vermochte.
    Für mich war der Fall bewiesen.
    Aber was sollte ich tun? Einen Exhumierungsbefehl des Innenministeriums verlangen? Das hätte sich machen lassen. Es wäre mir vielleicht gelungen, zu beweisen, dass Miss Arundell mit Phosphor vergiftet worden war, was für mich außer Zweifel stand. Die Leiche war vor zwei Monaten bestattet worden und, wie ich höre, gab es Fälle von Phosphorvergiftung, bei denen keine Veränderungen der Organe festgestellt werden konnten und der Befund nach der Leichenöffnung ganz unbestimmt lautete. Aber selbst wenn es gelungen wäre – wie konnte ich nachweisen, dass der Phosphor von Mrs Tanios stammte? Um so weniger, als sie ihn wahrscheinlich im Ausland gekauft hatte.
    Und da gerade entschloss sich Mrs Tanios zu handeln. Sie verließ ihren Mann und flüchtete zur mitleidigen Miss Lawson. Gleichzeitig beschuldigte sie ihren Mann des Mordes.
    Wenn ich nicht eingriff, fiel er als ihr nächstes Opfer. Ich trennte sie von ihm unter dem Vorwand, es sei zu ihrer Sicherheit nötig. Sie konnte nicht gut widersprechen. In Wirklichkeit war ich um seine Sicherheit besorgt. Und dann – und dann – »
    Er schwieg. Es war ein langes Schweigen. Sein Gesicht war blasser geworden.
    «Aber das war nur eine vorläufige Schutzmaßnahme. Ich musste dafür sorgen, dass die mordende Hand nicht mehr mordete. Ich musste den Unschuldigen schützen. Und deshalb schrieb ich meine
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