Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ball spielende Hund

Der Ball spielende Hund

Titel: Der Ball spielende Hund
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Hörer ab.
    Eine keuchende Frauenstimme fragte: «Ist dort Monsieur Poirot? Oh, Sie sind’s, Captain Hastings!» Ein ersticktes Schluchzen.
    «Spreche ich mit Miss Lawson?»
    «Ja, ja, es ist etwas Furchtbares geschehen!»
    Ich umklammerte den Hörer fester. «Was ist geschehen?»
    «Sie verließ das ‹Wellington› – Bella meine ich. Ich ging gestern spät nachmittags hin, und man sagte mir, dass sie nicht mehr dort wohnt. Ohne mir ein Wort zu sagen, fuhr sie weg! Sehr sonderbar. Ob nicht Doktor Tanios trotz allem doch Recht hatte? Er sprach so lieb von ihr und war so besorgt – es sieht jetzt wirklich so aus, als hätte er recht – »
    «Aber was ist nur geschehen, Miss Lawson? Nur, dass Mrs Tanios das Hotel verließ?»
    «O nein, mein Gott, nein! Das wäre nicht so schlimm. Obwohl ich es sonderbar finde. Doktor Tanios sagte, er fürchtet, dass sie nicht ganz richtig – Sie verstehen mich doch? Verfolgungswahn, sagte er.»
    «Ja.» (Verwünschtes Weib!) «Aber was ist geschehen?»
    «Gott – es ist so schrecklich! Im Schlaf gestorben. Überdosis Schlafmittel. Die armen Kinder! Ich habe die ganze Zeit geweint, seit ich es erfuhr.»
    «Wie erfuhren Sie es denn? Erzählen Sie doch!»
    Mit einem Seitenblick bemerkte ich, dass Poirot beim Öffnen der Post innegehalten hatte und mir zuhörte. Ich wollte den Hörer nicht an ihn abgeben, damit Miss Lawson nicht auch ihn anjammerte.
    «Ich wurde von der Hoteldirektion angerufen. Coniston Hotel. Man hat meinen Namen und die Anschrift unter ihren Papieren im Koffer gefunden. Oh, Monsieur Poirot – Captain Hastings, wollte ich sagen –, ist es nicht entsetzlich? Die mutterlosen Kleinen!»
    «War es bestimmt ein Unfall? Vermutet man nicht vielleicht Selbstmord?»
    «Oh, was für ein grauenhafter Gedanke, Captain Hastings! Ich weiß nicht, ich weiß wirklich nicht. Halten Sie es für möglich? Das wäre fürchterlich. Natürlich war sie ganz niedergeschlagen – aber grundlos. Ich meine, wegen Geld hatte sie doch nichts zu fürchten. Ich wollte doch mit ihr teilen – ja. Das wäre bestimmt auch Miss Arundells Wunsch gewesen. Schrecklich – sich selbst das Leben zu nehmen… Aber vielleicht war es gar nicht so! Im Hotel hielt man es für einen unglücklichen Zufall.»
    «Was hat sie denn genommen?»
    «Eins von diesen Schlafmitteln. Veronal, glaube ich. Nein – Chloral. Ja, Chloral war’s. Ach, Captain Hastings, haben Sie vielleicht – »
    Rücksichtslos warf ich den Hörer auf die Gabel und wandte mich an Poirot. «Mrs Tanios – »
    Er hob die Hand. «Ich weiß, was Sie sagen wollen. Sie ist tot, nicht wahr?»
    «Ja. Überdosis Schlafmittel. Chloral.»
    Poirot stand auf. «Kommen Sie, Hastings, wir müssen gleich ins ‹Coniston›.»
    «War es das, was Sie gestern fürchteten, als Sie sagten, dass Sie gegen Ende eines Falls immer beunruhigt sind?»
    «Ich fürchtete ein zweites Opfer, ja.»
    «Kann es nicht ein Zufall gewesen sein?»
    «Nein, Hastings. Nein, es war kein Zufall.»
    «Wie in aller Welt bekam er heraus, wo sie war?»
    Poirot schüttelte stumm den Kopf.
    Das «Coniston» war ein wenig einladendes Hotel ganz in der Nähe des Euston-Bahnhofs. Poirot kämpfte sich zum Direktionsbüro durch, und wir erfuhren den Hergang der Tragödie.
    Mrs Peters war mit ihren zwei Kindern um halb eins eingetroffen, um eins hatten sie den Lunch genommen. Um vier Uhr war ein Mann mit einem Brief für Mrs Peters erschienen; der Brief wurde ihr aufs Zimmer gebracht. Einige Minuten später kam sie mit den Kindern und einem Koffer herunter. Die Kinder wurden dem Boten übergeben. Mrs Peters ging ins Büro und erklärte, dass sie nur noch ein Zimmer brauche. Sie schien weder niedergeschlagen noch erregt zu sein, sondern benahm sich völlig ruhig. Um halb acht nahm sie das Dinner und zog sich bald nachher auf ihr Zimmer zurück.
    Das Stubenmädchen, das sie am Morgen wecken wollte, fand sie tot auf. Ein Arzt wurde geholt; er erklärte, dass der Tod vor mehreren Stunden eingetreten sei. Auf dem Nachttischchen stand ein leeres Glas. Sie hatte offenbar ein Schlafmittel genommen – versehentlich eine zu große Dosis. Bei Chloralhydrat, hatte der Arzt erklärt, sei man nie sicher. Nichts deutete auf Selbstmord. Ein Abschiedsbrief war nicht gefunden worden. Als man nach Anhaltspunkten für ihre Identität suchte, um die Angehörigen verständigen zu können, stieß man auf Miss Lawsons Namen und Anschrift und benachrichtigte sie.
    Poirot fragte, ob man andere Briefe oder Schriften
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher