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Der Ball spielende Hund

Der Ball spielende Hund

Titel: Der Ball spielende Hund
Autoren: Agatha Christie
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zwischen den Geschwistern. Dann stand Charles auf. «Na, Liebes, ich wünsche dir mehr Erfolg. Aber ich glaube nicht daran.»
    «Ich baue auf Rex. Wenn ich Tante begreiflich machen kann, wie tüchtig er ist und wie viel davon abhängt, dass ihm jetzt eine Möglichkeit geboten wird, damit er nicht als Landarzt versauern muss… Charles, jetzt ein paar tausend Pfund, und die ganze Welt sieht für uns anders aus!»
    «Hoffentlich kriegst du sie, aber ich bezweifle es. Du hast ein bisschen zu viel Geld durchgebracht. Theresa, hältst du es für möglich, dass die fade Bella oder dieser zwielichtige Tanios etwas kriegen?»
    «Ich wüsste nicht, was Bella das Geld nützen könnte. Sie macht sich nichts aus ihrem Äußeren und geht ganz in ihrer Rolle als braves Hausmütterchen auf.»
    «Mag sein», antwortete Charles unbestimmt. «Wahrscheinlich trägt sie sich mit allen möglichen Plänen für ihre unsympathischen Kinder – Studium, Zahnarzt, Klavierunterricht. Es handelt sich auch gar nicht um Bella, sondern um Tanios. Der Mann hat eine Nase für Geld. Na ja, ein Grieche! Du weißt doch, dass er Bellas Geld fast ganz verspekuliert hat?»
    «Du glaubst, dass er Tante Emily Geld abluchsen könnte?»
    «Ja, wenn ich ihn nicht daran hindere», antwortete Charles grimmig. Er verließ das Zimmer und stieg die Treppe hinunter. Bob saß in der Halle und kam ihm entgegengesprungen. Alle Hunde mochten Charles.
    Der Terrier lief zur Salontür und sah sich nach dem jungen Mann um.
    «Was gibt’s denn?», fragte Charles und schlenderte ihm nach. Bob lief in den Salon und setzte sich erwartungsvoll vor einen kleinen Schreibtisch.
    «Was willst du?»
    Der Hund wedelte, starrte auf die Schreibtischschubladen und kläffte sie bittend an.
    «Willst du etwas von hier drin?» Charles öffnete eine Schublade und runzelte die Stirn. «Sieh da, sieh da!»
    In der Lade lag ein kleiner Stoß Banknoten. Charles nahm das Bündel heraus und zählte es. Grinsend nahm er einige Banknoten und steckte sie in die Tasche; die anderen legte er auf den früheren Platz zurück.
    «Das war ein guter Einfall, Bob. Jetzt sind wenigstens die Spesen deines Onkels Charles gedeckt. Ein wenig Bargeld kann man immer brauchen.»
    Bob bellte leise und vorwurfsvoll, als Charles die Lade zuschob. Der junge Mann öffnete die nächste. In der Ecke lag Bobs Spielball; er nahm ihn heraus.
    «Da hast du ihn. Unterhalt dich gut!»
    Der Terrier fing den Ball auf, trottete aus dem Zimmer, und wenige Augenblicke später hörte man etwas – plumps, plumps, plumps – die Treppe herabkollern.
    Charles schlenderte in den Garten hinaus. Der Morgen war sonnig, und es duftete nach Flieder.
    Dr. Tanios leistete Miss Arundell Gesellschaft. Er sprach von den Vorteilen, die eine Schulausbildung in England für Kinder biete, und bedauerte tief, dass er nicht in der Lage sei, ihnen einen solchen Luxus zu bieten.
    Charles lächelte boshaft und zufrieden. Unbefangen beteiligte er sich an dem Gespräch und lenkte es geschickt in andere Bahnen. Emily Arundell lächelte ihm freundlich zu. Er vermutete sogar, dass sie sich über seine List amüsierte und ihn dabei heimlich unterstützte. Charles fasste neuen Mut. Möglich, dass er vor dem Wegfahren doch noch…
    Charles war ein unverbesserlicher Optimist.
     
    Am selben Nachmittag holte Dr. Donaldson Theresa im Wagen ab und fuhr sie zur Abtei, einer der Sehenswürdigkeiten der Gegend, von wo sie in den Wald wanderten.
    Rex Donaldson erzählte ausführlich von seinen Theorien und neuen Versuchen. Theresa verstand nur wenig, hörte aber wie gebannt zu.
    «Wie klug er ist», dachte sie, «und wie lieb!»
    Einmal blieb er stehen und sagte zweifelnd: «Das alles muss dich doch sehr langweilen, Theresa?»
    «Liebling, ich bin ganz Ohr», antwortete sie fest. «Erzähl weiter! Du nimmst das Blut des infizierten Kaninchens – »
    Dr. Donaldson erzählte weiter, und nach einer Weile seufzte sie. «Deine Arbeit bedeutet dir wohl sehr viel, mein Herz?»
    «Natürlich!»
    Theresa konnte es nicht natürlich finden. Nur wenige ihrer Bekannten arbeiteten, und wenn sie es taten, machten sie gewaltiges Aufheben davon. Wieder musste sie daran denken, wie unpassend es war, dass sie sich gerade in Rex Donaldson verliebt hatte. Warum packte einen solch unbegreiflicher Wahnsinn? Müßige Frage! Es war eben geschehen.
    Ihr Gefühl für ihn saß tief; sie wusste, dass es sich mit der Zeit nicht verlieren würde… Sie brauchte ihn, brauchte seine Ruhe und
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