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Der Ball spielende Hund

Der Ball spielende Hund

Titel: Der Ball spielende Hund
Autoren: Agatha Christie
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doch eine, die deinem gefährlichen Zauber widerstehen kann?»
    Charles schmunzelte: «Zum Glück nur die Lawson…»
    Die Gesellschafterin ging mit Mrs Tanios durch den Garten und fragte sie über ihre Kinder aus. Bellas ziemlich stumpfes Gesicht erhellte sich, und sie vergaß, Theresa zu beobachten. Eifrig begann sie zu erzählen. Ihre kleine Mary habe auf der Überfahrt etwas so Eigenartiges gesagt…
    Minnie Lawson war eine dankbare Zuhörerin.
    Ein blonder junger Mann mit ernster Miene und einem Kneifer betrat den Garten. Er sah verlegen aus. Miss Arundell begrüßte ihn höflich.
    «Tag, Rex!», sagte Theresa und schob ihren Arm unter seinen. Sie gingen zusammen weiter.
    Charles schnitt ein Gesicht und stahl sich davon, um mit dem Gärtner zu sprechen, seinem Verbündeten aus alten Tagen.
    Als Miss Arundell ins Haus zurückkehrte, spielte Charles mit Bob. Der drahthaarige Terrier stand schweifwedelnd oben am Kopf der Treppe, seinen Ball in der Schnauze.
    «Na, komm, Bob!», sagte Charles.
    Bob setzte sich und schob den Ball langsam, ganz langsam gegen den Rand der obersten Stufe, und als er endlich hinunterpurzelte, sprang Bob erregt hoch. Der Ball kollerte die Stufen hinunter. Charles fing ihn auf und warf ihn dem Hund zu, der geschickt danach schnappte. Das Spiel wiederholte sich.
    «Das hat er gern», meinte der junge Mann.
    Miss Arundell lächelte. «Stundenlang kann er es treiben.» Sie wandte sich zum Salon, und Charles folgte ihr. Bob bellte enttäuscht.
    Charles warf einen Blick durchs Fenster. «Sieh dir mal Theresa und ihren Bräutigam an. Wirklich ein sonderbares Paar!»
    «Glaubst du, dass es Theresa diesmal ernst ist?»
    «Ach, sie ist ja ganz verrückt nach ihm», antwortete Charles überzeugt. «Merkwürdiger Geschmack, aber es ist so. Ich glaube, das kommt daher, dass er sie wie ein wissenschaftliches Präparat sieht und nicht wie eine lebendige junge Frau – für Theresa ein neuartiges Erlebnis. Schade, dass der Mann so arm ist. Theresa hat kostspielige Neigungen.»
    Trocken versetzte seine Tante: «Sie kann ihre Lebensweise jederzeit aufgeben – wenn sie ernstlich will. Überdies hat sie ihr eigenes Einkommen.»
    «Wie? Ach so! Ja, natürlich, natürlich.» Charles warf ihr einen fast schuldbewussten Blick zu.
    Abends, als die anderen im Salon warteten, um zu Tisch zu gehen, hörte man plötzlich Lärm und Schimpfworte auf der Treppe. Charles kam ins Zimmer, rot im Gesicht.
    «Verzeih die Verspätung, Tante! Dein Bob ist schuld daran, dass ich um ein Haar hingeschlagen wäre. Er ließ seinen Ball oben an der Treppe liegen.»
    «Unvorsichtiges Hundchen!», rief Miss Lawson und beugte sich zu Bob. Der Terrier warf ihr einen geringschätzigen Blick zu und wandte den Kopf ab.
    «Ich weiß», sagte Miss Arundell. «Sehr gefährlich. Minnie, verstauen Sie den Ball!» Die Gesellschafterin eilte in die Halle.
    Bei Tisch riss Dr. Tanios das Gespräch an sich. Er erzählte unterhaltsame Geschichten aus Smyrna.
    Man ging zeitig zu Bett. Miss Lawson, mit Strickwolle, Brille, einem ungeheuren Arbeitsbeutel aus Samt und einem Buch beladen, führte Miss Arundell unter eifrigem Geplauder in ihr Schlafzimmer.
    «Doktor Tanios ist wirklich sehr unterhaltend. Ein glänzender Gesellschafter! Ich möchte natürlich nicht gern ein solches Leben führen… Man muss wahrscheinlich das Wasser vor dem Trinken abkochen… Und nur Ziegenmilch vermutlich – der unangenehme Geschmack – »
    Miss Arundell fuhr sie an: «Seien Sie nicht so albern, Minnie! Haben Sie Ellen aufgetragen, dass sie mich um halb sieben weckt?»
    «Ja, gewiss, Miss Arundell. Keinen Tee, habe ich gesagt, aber glauben Sie nicht, dass es besser wäre, wenn – wissen Sie, der Vikar, der doch ein höchst gewissenhafter Mann ist, erklärte mir ausdrücklich, Fasten sei nicht Pflicht, wenn man – »
    Wieder fiel ihr die alte Dame ins Wort. «Ich habe mein ganzes Leben lang vor dem Frühgottesdienst gefastet und werde es nicht jetzt auf einmal anders halten. Sie können tun, was Sie wollen.»
    «O nein – ich meinte doch nicht, dass ich – wirklich, ich – » Miss Lawson war verwirrt.
    «Nehmen Sie Bob das Halsband ab!»
    Miss Lawson gehorchte sklavisch. Noch immer bemüht, der alten Dame etwas zu sagen, was diese gern hörte, begann sie von neuem: «Der Abend war reizend. Allen schien es hier so gut zu gefallen.»
    «Hm!», machte Miss Arundell. «Alle nur gekommen, um mir abzulocken, was sie können.»
    «Aber liebe Miss Arundell – »
    «Meine
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