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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser
Autoren: Marcus Sakey
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de Cologne.
    »Vielleicht, weil du zum ersten Mal hier bist?«, fragte Jenn, drehte sich auf dem Hocker zur Seite und schlug die Beine zweimal übereinander, einmal am Knie und einmal am Knöchel, ein Wirrwarr aus dunklen Jeans und weichen Lederstiefeln.
    »Das können wir ausschließen. Nein, wahrscheinlich weil ich meistens hinten im Büro bin.« Der Typ hüstelte. »Der Laden gehört mir.«
    »Ach ja?«, fragte sie mit herausforderndem Unterton, aber ohne die Arme vor der Brust zu verschränken. Mitch schluckte.
    »Ja. Ich besitze ein paar Lokale. Damit mir nicht langweilig wird. Aber wenn ich gewusst hätte, dass du hier draußen auf mich wartest, hätte ich öfter mal Pause gemacht.« Er streckte die Hand aus. »Johnny Loverin. Die meisten nennen mich Johnny Love.«
    Sie lachte. »Das ist jetzt nicht dein Ernst.«
    »Ja, ja, ich weiß schon«, stimmte er in ihr Lachen ein. Was für ein selbstgefälliges Arschloch. »Und wie nennt man dich so?«
    Bitte sag jetzt nicht Tasty. Alles, nur nicht Tasty.
    »Jenn«, erwiderte sie. »Und das ist Mitch.«
    »Ach?« Der Typ drehte sich halb um, bedachte ihn mit einem knappen Nicken und kehrte ihm wieder den Rücken zu. »Schön, dich kennenzulernen, Jenn.«
    Mitch räusperte sich. »Jenn …«
    »Moment, ich geb dir einen aus. Geht aufs Haus.«
    »Äh …«
    »Hey!« Der Typ winkte dem Barkeeper, der für Alex eingesprungen war. »Einen … Was ist das, ein Martini? Also einen Grey Goose Martini für die Lady, und einen Glenlivet für mich. Aber bitte einen doppelten.«
    Unfassbar. Mitch lehnte sich zurück und suchte Jenns Blick. Gleich würde Ian zurückkommen, kurz darauf Alex, und dann war es zu spät. Dann musste er wieder eine Woche warten. Und jetzt lächelte sie auch noch, ja, sie lächelte! Eher ein belustigtes Lächeln, dachte Mitch, als würde sie sich vor allem über die Show amüsieren, aber er war sich da nicht so ganz sicher.
    »Ich hoffe, ich bin nicht zu direkt«, meinte Johnny Love. »Wenn doch, liegt’s am Jetlag.«
    »Ach ja?«
    »Ja, ich komme gerade aus Cancún. Daher auch die gesunde Gesichtsfarbe. Ich fliege alle paar Monate runter, um ein bisschen auszuspannen. Warst du schon mal da?«
    Jenn schüttelte den Kopf und steckte sich die nächste Olive in den Mund, ein Anblick, bei dem Mitch jedes Mal in Trance verfiel – wie sie den Zahnstocher zum Mund führte, wie sich ihre Lippen um die Olive schlossen, wie sie die Frucht vorsichtig herunterzog. Wie sich ihre Wangenknochen hoben und senkten, während sie ganz langsam kaute, als wollte sie sich keinen Tropfen Geschmack entgehen lassen.
    »Dann musst du unbedingt mal hin. Ist wunderschön da. Geradezu paradiesisch.«
    »Das glaube ich gern. Aber liegt Cancún nicht direkt südlich von hier?«
    »Doch, schon.«
    »Muss ein übler Jetlag sein.«
    »Erwischt.« Johnny lachte aus vollem Hals und trank einen Schluck Whisky. »Aber der Flug war trotzdem nicht ohne. Und dann immer das Theater am Flughafen: Schuhe aus, Gürtel runter, Arme ausstrecken, aufrecht hinstellen, im Kreis drehen, am besten noch den Hula-Hoop tanzen. Aber egal, wenn ich dafür in meinem Strandhäuschen ausspannen kann, nehme ich die Strapazen gerne auf mich.«
    »Du hast ein Haus am Strand?«
    »Ja. Ziemlich abgelegen. Warum schaust du nicht mal vorbei? Ganz unverbindlich.«
    »Klar, kein Problem. Vielleicht morgen? Dann könnten wir gleich in der Brandung heiraten.«
    »Immer langsam mit den jungen Pferden.« Er lächelte. »Ich hab ein Gästezimmer. Komm einfach vorbei und ruh dich ein bisschen aus. Wer weiß, vielleicht gefällt’s dir ja.«
    Das war’s. Mitch hatte endgültig genug. Er beugte sich vor und legte dem Typen eine Hand auf die Schulter – nicht besonders grob, aber vielleicht etwas fester, als er ursprünglich beabsichtigt hatte. Schließlich hatte er schon ein bisschen was intus.
    Langsam drehte sich Johnny Love um. Stellte seinen Drink auf die Theke. Starrte Mitch an. »Ist was?«
    »Ja.« Mitch starrte zurück. Er spürte, wie das Blut in seinen Schläfen pulsierte, verdünnt mit einem Schuss hochprozentigem Mut. Scheiß drauf. »Könntest du uns bitte in Ruhe lassen?«
    »Hey …«, fing Jenn an.
    »Schon gut«, sagte Johnny, indem er sich halb zu ihr umdrehte. Er spielte den Beschützer! Dann richtete er sich auf und fuhr sich mit der Zunge über die Innenseite der Lippen. »Hast du ein Problem?«
    »Wie ich schon sagte, lass uns bitte in Ruhe.«
    Johnnys Augen wanderten an ihm herab, bis sich seine Lippen
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