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Der Aurora Effekt

Titel: Der Aurora Effekt
Autoren: Rainer Wolf
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gefällt mir ganz und gar nicht.« Peters kratzte seinen grauen gepflegten Vollbart und blickte mit einer bösen Vorahnung in Richtung Kreuzfahrtschiff. Seit über zwanzig Jahren fuhr der erfahrene Kapitän nun zur See und ein Ziehen in der Magengegend sagte ihm, dass hier irgendwas absolut nicht stimmte. Erst der seltsame Notruf und dann das anscheinend verlassene Schiff. Sie würden sehr vorsichtig sein müssen, wenn sie an Bord gingen.
    »Ich hab da mal so einen Film gesehen, der fing genauso an wie das, was ich hier sehe«, sagte der Niederländer in der Gruppe.
    »Ja, und am Ende wurden dann alle von wild gewordenen Killerrobotern getötet. Jan, deine Fantasie geht mit dir durch«, gab der Schweizer Wissenschaftler ärgerlich zurück.
    »Hey, ich hab ja nur gesagt, dass ich mal so einen Film gesehen habe«, verteidigte sich der Niederländer.
    »Trotzdem, du schaust zu viele Horrorfilme. Wenn ich alleine das Zeugs sehe, was in Deiner Kabine alles herumfliegt. Solchen Schrott würde ich mir im Leben nicht angucken.«
    »Hört auf. Ich glaub wir haben jetzt andere Probleme«, unterbrach die Frau die zwei Wissenschaftler. Ihre langen, lockigen, dunkelblonden Haare wehten Ihr vor die Schneebrille ins Gesicht, auch sie fröstelte.
    Peters bewunderte die Frau, die scheinbar nichts aus der Ruhe bringen konnte und die mit Ihrer herben Schönheit so gar nicht an diesen Ort passte. Kühl und etwas abweisend, aber immer mit wachem Blick hatte er sie schnell in sein Herz geschlossen. Ganz im Gegenteil zu den anderen Mitgliedern der Expedition, die sich in seinen Augen oft benahmen wie die Vandalen. Fehlten nur noch herumliegende Pizzaschachteln auf seinem schönen Schiff.
    »Wir gehen über die offene Luke dort an Bord«, sagte Peters und zeigte auf das offene Seitenschott. Vorsichtig näherten sie sich der Luke und legten an. Einer der Wissenschaftler warf eine Leine aus dem Zodiac in das Innere des Schiffes und sprang in die Luke.
    »Fast so, als erwarte man uns, fehlt nur noch das Empfangskomitee«, gab der Schweizer von sich.
    »Ich glaub eher, hier wurden Rettungsflöße zu Wasser gelassen«, antwortete Peters und zeigte auf die jetzt leeren Verankerungen in der Nähe der Öffnung.
    »O.K., dann wollen wir mal dem Geist hier einen Besuch abstatten«, gab der Schweizer grimmig von sich und schaltete seine Maglite-Lampe ein, die sogleich einen hellen gebündelten Lichtstrahl ins Innere des Schiffes warf.
    Die anderen taten es ihm nach und bewegten sich vorsichtig ins Innere des Kreuzfahrtschiffes.
    Es herrschte eine unheilvolle Stille, kein Mensch war zu sehen. Im Gänsemarsch bewegte sich das Explorationsteam vorwärts. Voran Peters, gefolgt von der Frau und den zwei anderen Wissenschaftlern. Der Schein ihrer Stablampen huschte durch den Gang. Es herrschte ansonsten völlige Dunkelheit.
    »Wer hat denn das verdammte Licht ausgeschaltet«, murmelte der Niederländer und stolperte über einen Stuhl, der mitten im Weg stand. Langsam arbeiten sie sich durch den Rumpf des Schiffes vor.
    »Wir befinden uns auf der dritten Ebene«, las der Kapitän im Schein seiner Taschenlampe von einem Hinweisschild an der Wand ab.
    Die ›Princess of the Seas‹ war eines der größten und modernsten Kreuzfahrtschiffe weltweit. Erst vor wenigen Wochen hatte der Luxusliner seinen Aufsehen erregenden Stapellauf. Peters hatte davon in der Zeitung gelesen. Das Schiff war eine schwimmende Stadt mit einem gigantischen Freizeitangebot, hieß es in dem Bericht. Egal ob Windsurfen an Deck, Golfspielen oder Tennisplätze, ganz geschweige von einem dreistöckigen Wellnessbereich. Ein Spielplatz für verwöhnte Kreuzfahrttouristen. Und genauso exklusiv wie das Schiff waren auch die Routen, die der Luxusliner befahren sollte. Die Menschen wollten nicht mehr nur Karibik oder Mittelmeer, nein, jetzt musste die Arktis herhalten. Polarkreuzfahrten waren der letzte Schrei und die ›Princess of the Seas‹, auf der 3.600 Passagiere Platz fanden, war schon für die nächsten sechzehn Monate ausgebucht. Davon spürte Peters jetzt aber nichts, denn er sah auf dem 158.000 Tonnen schweren und 339 Meter langen Schiff nicht eine Menschenseele.
    »Unheimlich«, flüsterte der Niederländer, als sie sich langsam über eine Treppe ein Deck höher begaben und einen langen Gang vor sich sahen.
    Doch hier war alles anders.
     
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    Mark Winter saß um kurz nach sieben Uhr im Büro und wie jeden Morgen wanderte sein Blick als erstes auf das Bild, dass er in einem
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