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Der Aurora Effekt

Titel: Der Aurora Effekt
Autoren: Rainer Wolf
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mit irgendwelchen Kabeln hantierte und da war es auch schon geschehen. Der Bildschirm von Winters Computer war plötzlich schwarz, das leise surrende Geräusch seines Computers erstarb.
    »`tschuldigung, war der falsche«, murmelte Stein. »So jetzt aber, ich musste mal eben das Netzwerk umklemmen.«
    Prompt bootete das System neu hoch und Winter ärgerte sich, dass er mit der Arbeit wieder von vorne anfangen durfte.
    »Danke der Herr, echt freundlich von dir.«
    »Moment, du kannst jetzt noch nicht weiterarbeiten. Ich muss erst noch das Netzwerk und die Antivirensoftware updaten und dann eine neue Systemsoftware aufspielen«, entrüstete sich Stein und schob Winter hektisch beiseite.
    Soviel zu einem geruhsamen, inspirierenden Morgen im Büro. Frustriert nahm Winter seine Tasche und verließ wortlos den Raum. Sollte er doch seine verdammte Festplatte an seinem Computer neu formatieren. Er ging jetzt erstmal zum Starbucks um die Ecke und gönnte sich einen richtigen Latte Macchiato und nicht die Brühe von Kaffee aus dem Automaten.
    »Hey, es dauert auch wirklich nicht mehr lange«, rief Stein ihm hinterher als er schon halb auf dem Weg aus dem Büro war. Egal, Winter musste jetzt einfach nur weg. In einer Stunde ist es auch noch früh genug, um sich Gedanken um die Präsentation für die Weltraumleute zu machen.
    Im Flur rannte er fast Petra Mende um, die Auszubil-dende der Agentur.
    »Hey Mark, pass doch auf wohin du rennst. Und überhaupt, was legst du so eine Hektik schon am frühen Morgen an den Tag«, kam es über Ihre mit Piercings nur so übersäten Lippen. Die kahlgeschorene Zwanzigjährige mit ihren für Skater typischen Klamotten und ihren aufgeweckten Augen, stets gut gelaunt und mit sich und der Welt zufrieden, war eine echte Bereicherung für die Agentur. Nur an die Piercings konnte sich Winter nicht so recht gewöhnen.
    »Frank hat sich meinen Computer als Opfer auserkoren, ich dachte mir, das Gemetzel tue ich mir nicht an und gönn mir lieber noch etwas frische Luft«, entgegnete Winter. »Ich denke, ich bin in einer halben Stunde wieder da.«
    »Na, dann mal viel Spaß und lass dich nicht von der Alten zulabern.«
    »Welcher Alten?«
    »Na, die von Gegenüber, die hat Quasselwasser, sag ich Dir. Rentnerin, hat mindestens fünf Katzen um sich herumlaufen und die Strasse immer fest im Blick«, sprudelte es nur so aus ihr heraus.
    Gegenüber der Agentur hatte die Stadt Hamburg ein neues Projekt für betreutes Wohnen ins Leben gerufen. Direkt im neuen schicken Hafenviertel. Denn auch im Alter hat man gestiegene individuelle Bedürfnisse, hieß es von den Erbauern. Daher waren auch dort Haustiere erlaubt. Die Wohnungen waren wie die Wohnlage absoluter Luxus und nichts für den Normalsterblichen. Betrübt dachte Winter kurz an seine Mutter, die vor fünf Jahren im Alter von 73 Jahren nach langer Krankheit gestorben war. Sie kam nicht in den Genuss solchen Luxus, da seine Familie aus einfachen Verhältnissen stammte. Sein Vater war schon früh gestorben, er kannte ihn nur von Fotos. Seine Mutter musste sich mit Gelegenheitsjobs mit ihm durchs Leben kämpfen.
    »O.K., ich werde mich schnell über die Strasse schleichen«, antwortete Mark Winter etwas wehmütig mit dem Versuch, etwas witzig zu sein.
    Im Gebäude der Agentur befanden sich noch Büros etlicher anderer Firmen. Es herrschte im Foyer ein allgemein lässiger Ton. Schlipsträger schienen hier ausgestorben zu sein. Man pflegte das Image der New Economy. Das ›Du‹ war Pflicht und Anzüge galten als spießig. Aber wenn man sich die ständig wechselnden Türschildbezeichnungen der einzelnen Bürotrakte ansah merkte man schnell, dass hier auch nicht alles Gold war, was glänzte. Nur die Harten kommen in den Garten, schoss es ihm durch den Kopf und jetzt hatte er wirklich ein Lächeln auf den Lippen, als er die Drehtür nach draußen durchschritt. Er würde die alte Dame heute besonders nett grüßen, falls er sie sah.
    Vor der Tür blies ein eisiger Novemberwind und die Temperaturen bewegten sich deutlich im einstelligen Bereich. Nur wenige Menschen waren um diese Uhrzeit in diesem Viertel unterwegs. Nach fünf Minuten Fußweg erreichte er den Starbucks und bestellte einen Latte Macchiato und ein Croissant, welches er gleich vor Ort genüsslich verspeiste. Er dachte an Frank Stein, der jetzt womöglich noch immer unter seinem Schreibtisch lag und versuchte, die richtigen Kabel zusammenzustecken. Hauptsache gleich lief alles wieder. Der Latte schmeckte
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