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Der Aufstieg des Hotel Dumort

Der Aufstieg des Hotel Dumort

Titel: Der Aufstieg des Hotel Dumort
Autoren: Ulrike Köbele
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gab sie zurück. »Dafür gehen wir in die Bowery. Ich sollte herkommen und mich nach Ihnen umhören.«
    Die Schuhe bestätigten die Bowery-Geschichte. Diese Straßen dort konnten wirklich schmutzig sein.
    »Ach ja? Und wer ist so freundlich, sich mit meiner Wenigkeit zu befassen?«
    »Niemand«, antwortete das Mädchen.
    »Niemand«, erwiderte Magnus, »gehört zu meinen Lieblingsnamen.«
    Darauf brach das Vampirmädchen erneut in Kichern aus und drehte noch einige Runden auf dem Hocker. Sie leerte ihr Glas und streckte es Magnus entgegen, der ihr erneut nachschenkte.
    »Meine Bekanntschaft …«
    »Niemand.«
    »Niemand, genau. Ich bin i… dieser Person gerade erst begegnet, aber diese Person ist so wie ich, okay?«
    »Ein Vampir.«
    »Genau. Wie auch immer, ich soll Ihnen jedenfalls was ausrichten«, fuhr sie fort. »Ich soll Ihnen sagen, Sie sollen aus New York verschwinden.«
    »Ach ja? Und warum, wenn ich fragen darf?«
    Anstelle einer Antwort ließ sie sich vom Hocker gleiten – wobei sie mehr fiel als glitt – und fing an, zu der Musik, die durch die Wand zu ihnen hereindrang, einen schlurfenden und betrunkenen Charleston zu tanzen.
    »Also«, erklärte sie, während sie ihren kleinen Tanz aufführte, »da ist Gefahr im Verzug. Irgendwas mit dem Geld von den Irdischen und dass das Ganze ein schlechtes Omen ist. Das wird alles irgendwie einbrechen oder so. Das ganze Geld. Und wenn das passiert, bedeutet das, dass das Ende der Welt nahe ist …«
    Magnus seufzte innerlich.
    Die Schattenwelt von New York war einer der lächerlichsten Orte, die er je kennengelernt hatte, was einer der Gründe war, weswegen er nun seine Zeit damit verbrachte, Irdischen illegal Alkohol zu verkaufen. Und trotzdem konnte er diesem Blödsinn nicht entkommen. Die Menschen gingen in Bars, um zu reden, das galt genauso für die Schattenweltler. Die Werwölfe waren paranoid. Die Vampire waren Klatschmäuler. Jeder hatte eine Geschichte zu erzählen. Und immer ging es darum, dass irgendetwas unmittelbar bevorstand – etwas Großes. So war einfach die gegenwärtige Stimmungslage. Die Irdischen machten absurde Gewinne an der Wall Street und gaben das ganze Geld für Flitterkram, bewegte Bildaufnahmen und Alkohol aus. So etwas konnte Magnus durchaus respektieren. Aber die Schattenweltler befassten sich nur mit halb garen Omen und sinnlosen Rivalitätskämpfen. Die Clans bekämpften einander wegen winziger Stücke Land, die zum Teil noch nicht einmal miteinander verbunden waren. Die Feenwesen blieben wie immer unter sich und fingen nur hin und wieder einzelne Menschen ein, die sich vor das Central Park Casino verirrt hatten, und lockten sie mit dem Versprechen einer Party, die sie nie vergessen würden, in ihre Welt.
    Nun ja, ein hübscher Vampirflapper, der Unsinn redete, war immer noch besser als ein betrunkener und sabbernder Werwolf. Magnus nickte, als hörte er zu, und zählte im Stillen die Brandy- und Rumflaschen in den Regalen unter der Bar.
    »Diese Irdischen, also, die versuchen, einen Dämon heraufzubeschwören …«
    »Das tun Irdische doch ständig«, antwortete Magnus, während er eine Flasche hellen Rums umstellte, die versehentlich bei den Flaschen mit Flavoured Rum gelandet war. »Zurzeit macht es ihnen außerdem großen Spaß, auf Fahnenmästen herumzusitzen und im Flug alberne Kunststückchen auf Doppeldecker-Tragflächen vorzuführen. Wir befinden uns im Zeitalter der vernunftbefreiten Hobbys.«
    »Also, bei diesen Irdischen geht’s aber ums Geschäft.«
    »Es geht ihnen immer ums Geschäft, Dolly«, erwiderte Magnus. »Und es endet immer auf äußerst unschöne Weise. Ich habe schon mehr Irdische gesehen, die in Fetzen an Wänden klebten, als ich …«
    Plötzlich begann eine Glocke an der Wand wie wild zu bimmeln. Dann schallte eine tiefe Stimme durchs Lokal.
    »RAZZIA!«
    Darauf folgte aufgeregtes Geschrei.
    »Entschuldige mich bitte für einen Moment«, sagte Magnus. Er stellte die Flasche mit dem Billigchampagner auf den Tresen und bedeutete Dolly, sich ruhig zu bedienen, obwohl sie das sicher auch ohne seine Erlaubnis getan hätte. Dann ging er zurück in die Bar, wo inzwischen das reinste Chaos ausgebrochen war. Die Band hatte zwar noch nicht angefangen einzupacken, aber aufgehört zu spielen. Einige Leute stürzten hastig ihre Drinks hinunter, während andere zur Tür rannten und wieder andere vor Angst weinten und ganz panisch waren.
    »Meine Damen und Herren!«, rief er. »Bitte stellen Sie einfach Ihre
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