Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Aufstieg des Hotel Dumort

Der Aufstieg des Hotel Dumort

Titel: Der Aufstieg des Hotel Dumort
Autoren: Ulrike Köbele
Vom Netzwerk:
habe gerade ein Portal zur Großen Leere geschlossen. Ich muss dringend schlafen. Mindestens drei Tage.«
    Dolly stieß einen leisen Pfiff aus.
    »Man hat mir gesagt, Sie hätten mächtig was auf dem Kasten. Da hat sie wohl nicht gelogen, was?«
    »Sie?«
    Dolly schlug erschrocken die Hand vor den Mund, sodass sie sich mit ihren langen, lackierten Fingernägeln einen Kratzer an der Nase zufügte.
    »Uups!«
    »Wer hat dich geschickt?«, fragte Magnus.
    Dolly ließ die Hand sinken und setzte ein strahlendes Lächeln auf.
    »Eine gute Freundin von Ihnen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich überhaupt gute Freunde habe.«
    »Oh, das haben Sie.« Dolly ließ ihre winzige Perlenhandtasche kreiseln. »Das haben Sie. Man sieht sich, Magnus.«
    Beschwingt tänzelte sie den Flur entlang, wobei sie sich alle paar Meter nach ihm umdrehte. Magnus glitt einige Zentimeter an der Wand herab, als die Erschöpfung sich wie Blei über seinen Körper legte. Mit einer letzten Kraftanstrengung richtete er sich noch einmal auf und lief hinter Dolly her. Sie stieg gerade in den Aufzug, als er um die Ecke bog. Umgehend drückte er auf den Knopf für den nächsten. Dieser war voll besetzt mit Menschen, deren finstere Mienen deutlich erkennen ließen, wie schwer sie die Ereignisse des Tages getroffen hatten.
    Was Magnus als Nächstes tat, trug allerdings auch nicht gerade zu ihrem Wohlbefinden bei.
    Magnus schnippte mit den Fingern und übernahm die Steuerung des Aufzugs, den er in rasender Geschwindigkeit – und möglicherweise ein klein wenig unkontrolliert – abwärtssausen ließ. Er hatte dem Liftboy schließlich erst kürzlich ein großzügiges Trinkgeld beschert, da konnte er sich das schon einmal erlauben, fand er. Die restlichen Passagiere sahen das anscheinend anders, denn sie fingen prompt an zu schreien, als der Aufzug Stockwerk um Stockwerk hinabstürzte.
    Auf diese Weise erreichte er die Lobby noch vor Dolly. Er schob sich an den zutiefst traumatisierten (und teilweise betenden) Menschen vorbei und huschte entlang der Wände durch die Lobby, sorgsam darauf bedacht, immer wieder hinter Säulen, Topfpflanzen und Menschengruppen in Deckung zu gehen. Von einer Telefonzelle aus beobachtete er, wie Dolly vorbeischlenderte. Ihre Absätze klapperten leise auf dem Marmorboden. Er folgte ihr so leise und unauffällig wie möglich zum Ausgang und schlüpfte mithilfe eines Zauberglanzes am Portier vorbei. Draußen vor der Tür wartete ein roter Wagen, ein wuchtiger roter Pierce-Arrow mit zugezogenen silbernen Vorhängen, die den Blick auf den Fahrgast verhüllten. Allerdings war die Tür offen und der Fahrer stand aufmerksam wartend daneben. Durch die Öffnung konnte Magnus einen ausgesprochen attraktiven Fuß samt dazugehörigem Knöchel sehen, der in einem kleinen silbernen Schuh steckte, der wiederum in einen zarten Strumpf auslief. Dolly hopste zum Auto und steckte den Kopf durch die offene Tür. Die beiden führten eine Unterhaltung, die Magnus nicht hören konnte, dann kletterte Dolly ganz hinein, wobei sie den Leuten vor dem Plaza ihre Kehrseite in voller Pracht präsentierte. Der Fahrgast lehnte sich daraufhin vor und sagte etwas zum Fahrer, sodass Magnus einen Blick auf ihr Profil erhaschte. Das Gesicht war unverwechselbar.
    Camille.
    °
    sponsored by www.boox.to
    °
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher