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Der Aufstieg des Hotel Dumort

Der Aufstieg des Hotel Dumort

Titel: Der Aufstieg des Hotel Dumort
Autoren: Ulrike Köbele
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nettes Zuhause hier, das ich sehr mag.«
    Das war interessant. Wie es aussah, konnten die Dämonen nicht durch das Portal zu ihm kommen. Andernfalls hätten sie es schon längst getan. Das taten sie schließlich immer. Trotzdem bestand eine Verbindung. Eine einseitige Verbindung zwar, aber doch eine Verbindung.
    Magnus trat einen winzigen Schnitt näher und versuchte zu erkennen, ob auf dem Boden irgendwelche Markierungen zu sehen waren, die ihm verrieten, wie groß das Portal war. Es gab keine.
    Hexenmeister, bist du deines Lebens nicht überdrüssig?
    »Das ist eine sehr philosophische Frage für eine namen- und gesichtslose Stimme aus der Leere«, gab Magnus zurück.
    Wirst du der Ewigkeit nicht überdrüssig? Wünschst du nicht, deinem Leid ein Ende zu setzen?
    »Indem ich in die Leere springe? Bestimmt nicht.«
    Du bist wie wir. Du trägst unser Blut in dir. Du bist einer von uns. Komm zu uns, wir heißen dich willkommen. Komm und geselle dich zu deinesgleichen.
    Blut …
    Wenn das Blut eines Hexenmeisters das Portal öffnete … tja, vielleicht konnte das Blut eines Hexenmeisters es dann auch wieder schließen.
    … oder auch nicht.
    Er hatte nicht die leiseste Ahnung, was als Nächstes passieren würde.
    »Was habt ihr davon?«, wollte Magnus wissen. »Das Pandämonium muss doch vollkommen überfüllt sein, wenn man bedenkt, dass ihr ständig versucht zu entkommen.«
    Möchtest du nicht gerne deinen Vater kennenlernen?
    »Meinen Vater?«
    Ja, Hexenmeister. Deinen Vater. Möchtest du ihn nicht gerne kennenlernen?
    »Mein Vater hat sich nie sonderlich für mich interessiert«, bemerkte Magnus.
    Würdest du ihn nicht einmal erkennen, wenn er zu dir spräche?
    Magnus stutzte.
    »Nein«, sagte er schließlich. »Vermutlich nicht. Es sei denn, du willst mir damit sagen, dass das, was ich gerade höre, die Stimme meines Vaters ist.«
    Du hörst die Stimme deines eigenen Blutes, Hexenmeister.
    Magnus betrachtete den schwebenden Granitblock, die Zerstörung und die menschlichen Überreste. Er spürte außerdem vage, dass hinter ihm jemand stand. Einige Schattenjäger waren in den Saal gekommen und sahen zu dem Granitblock hinauf, schienen aber nichts zu hören.
    »Magnus?«, fragte einer von ihnen.
    »Bleibt zurück«, warnte Magnus.
    Warum beschützt du sie? Sie würden dich nicht schützen.
    Magnus ging zu dem Schattenjäger, der ihm am nächsten stand, schnappte sich dessen Messer und fügte sich einen Schnitt zu.
    »Du da.« Er deutete auf den Schattenjäger, der Aldous erschossen hatte. »Gib mir einen Pfeil. Schnell.«
    Der Pfeil wurde gereicht und Magnus tauchte die Spitze in sein Blut. Dann strich er für alle Fälle noch ein bisschen Blut auf den Schaft. Den Bogen brauchte er nicht. Mit aller Macht schleuderte er den Pfeil auf den Granitblock, während er gleichzeitig sämtliche portalverschließenden Zauber aufsagte, die ihm einfielen.
    Er hatte das Gefühl, sich nicht mehr bewegen zu können. Sein Körper war wie Beton, während die Zeit sich dehnte und unendlich langsam verstrich. Magnus wusste nicht mehr, wer oder vielleicht auch was er war, er wusste nur, dass er immer weitere Zauber bewirkte, dass der Altar sich nicht von der Stelle rührte und dass die Stimmen in seinem Kopf auf ihn einschrien. Hunderte Stimmen. Tausende.
    Magnus …
    Magnus, komm zu mir …
    Magnus, komm …
    Doch Magnus hielt dagegen. Und dann fiel der Block zu Boden und zerbrach in unendlich viele Stücke.
    Als er an diesem Abend zu seiner Suite zurückkehrte, lehnte eine Gestalt an seiner Tür.
    »Sie haben die Nachricht also verstanden, hm?«, sagte Dolly. »Die Sache mit dem Mundie-Geld? Alles futsch, was?«
    »Es scheint in der Tat alles futsch zu sein, ja«, erwiderte Magnus.
    »Hätte ja nicht gedacht, dass Sie mir glauben würden.«
    Magnus lehnte sich an die gegenüberliegende Wand und seufzte tief. In den Zimmern, die von beiden Seiten des Flurs abgingen, war alles still, bis auf ein weit entferntes, gedämpftes Geschrei am anderen Ende. Er vermutete, dass die meisten Gäste entweder das Hotel verlassen hatten, weil sie kein Geld mehr hatten, um die Rechnung zu bezahlen, oder sprachlos vor Entsetzen in ihren Zimmern saßen. Und doch ahnte keiner von ihnen, dass der Börsencrash das weitaus geringste ihrer Probleme und die wahre Gefahr gerade eben noch einmal abgewendet worden war. Sie würden es nie erfahren. Wie immer.
    »Sie sehen müde aus«, bemerkte Dolly. »Als könnten Sie eine kleine Stärkung vertragen.«
    »Ich
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