Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Aufstand

Der Aufstand

Titel: Der Aufstand
Autoren: Sean McCabe
Vom Netzwerk:
wachsamen Auge des Herrschenden Rats die Aufnahme neuer Mitglieder zu kontrollieren und die Einhaltung der drei Gesetze durchzusetzen, die in die kristallene Tafel über Harrys Schreibtisch eingraviert waren.
    1 . Ein Vampir darf keinem Menschen etwas zuleide tun.
     
    2 . Ein Vampir darf keine Menschen in Vampire verwandeln.
     
    3 . Ein Vampir darf niemals einen Menschen lieben.
    Diesen Gesetzen Geltung zu verschaffen, gehörte zu Alex’ Aufgabenbereich, wie viele abtrünnige Vampire am eigenen Leib hatten erfahren müssen. Wann immer jemand aus der Reihe tanzte, wurde sie aktiv.
    Rumble schaute über seine halbmondförmigen Brillengläser zu ihr hoch, als sie hereinkam. Sie wusste, dass er gar keine Brille brauchte und sie nur trug, weil er glaubte, damit irgendwie intellektueller auszusehen. Vampire haben ein Sehvermögen wie Katzen. Auf der anderen Seite von Rumbles Schreibtisch stand Xavier Garrett, sein Assistent. Er war groß und wirkte mit seiner hohen Stirn und dem geölten schwarzen Haar ein wenig wie ein Geier. Er trug denselben dunklen, zerknitterten Anzug wie immer. Er musterte Alex kurz von Kopf bis Fuß und verzog einen Mundwinkel; näher kam er einem Lächeln nie.
    «Kühl wie ein Leichnam auf Eis, aber schärfer als eine Peperoni», kommentierte er. «Gut sehen Sie aus, Agentin Bishop.»
    Das Verhältnis zwischen Alex und Garrett war von gegenseitiger Abneigung geprägt. Aus seiner Sicht war sie viel zu aufsässig und eigenwillig, und es ging ihm gehörig gegen den Strich, dass sie bei Rumble einen Stein im Brett hatte. Und er war für sie schlicht ein Kotzbrocken. Dabei machten beide aus ihren Gefühlen keinen Hehl.
    «Hallo, Garrett. Der Bestatter hat eben angerufen; er will seinen Anzug wiederhaben.»
    Garretts Beinahe-Lächeln verzog sich zu einem höhnischen Grinsen.
    «Haben Sie meinen Bericht erhalten, Harry?», fragte sie Rumble. Sie war der einzige VIA -Agent im Außendienst, der den Chef mit seinem Vornamen statt mit «Sir» ansprechen durfte. Garrett beneidete sie deswegen, was sie wiederum sichtlich genoss.
    Rumble nickte. Er tippte auf eine Taste des Laptops vor sich, und der Bildschirm spiegelte sich in seiner Brille.
    «Sie haben da draußen gute Arbeit geleistet», sagte er anerkennend, doch Sorgenfalten durchzogen seine Stirn, was für Harry Rumble durchaus untypisch war. Er wandte sich Garrett zu. «Xavier, haben Sie sich schon bei Slade diese Verschiffungsdaten beschafft?»
    «Ich wollte gerade –»
    «Dann tun Sie das, und zwar
sofort

    Garrett verzog beleidigt den Mund und verließ das Büro.
    Als sie allein waren, fragte Alex: «Was ist denn so geheim, dass selbst Ihr Assistent es nicht hören darf?» Rumble setzte seine Brille ab, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und kaute auf einem der Bügel herum. «Franklin hat sich noch nicht aus Budapest zurückgemeldet.»
    Franklin war Alex’ Kollege draußen im Feld und in der Münchener Nebenstelle stationiert. Nachdem in ungarischen Blogs Gerüchte über Vampir-Attacken aufgetaucht waren, hatte Rumble ihn beauftragt, der Sache auf den Grund zu gehen.
    «Er ist am Samstag dort angekommen, aber seit Dienstag haben wir nichts mehr von ihm gehört. Das gefällt mir ganz und gar nicht.»
    «Sie glauben, ihm ist etwas passiert?», fragte sie leicht besorgt.
    «Es passt nicht zu ihm, sich einfach nicht mehr zu melden», seufzte Rumble. «Aber das ist noch nicht alles. Schauen Sie mal auf meinen Monitor.»
    Alex trat hinter ihn und sah auf den Monitor. «Ach du Scheiße.»
    «Genau.»
    Auf dem Bildschirm war eine Weltkarte zu sehen, auf der alle Hauptstädte mit weißer und die VIA -Filialen mit blauer Schrift eingezeichnet waren, während kleine rote Flaggen die Orte markierten, an denen es in jüngster Zeit zu illegalen Vampir-Aktivitäten gekommen war. Immer wieder einmal kam es vor, dass ein Vampir gegen die Gesetze verstieß und unkontrolliert über Menschen in seiner Umgebung herfiel, ohne seinen von der Vampire Federation zur Verfügung gestellten Vorrat an Vambloc einzusetzen – mit der Folge, dass seine Opfer sich häufig an Einzelheiten der Übergriffe erinnerten, ihre Wunden nicht schnell genug verheilten und sie erkrankten. Nutzte der Vampir an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen dasselbe Opfer zur Speisung, konnte es in extremen Fällen auch passieren, dass die Betroffenen starben und selbst zu Vampiren wurden.
    In der Welt der Blogs verbreiteten sich Gerüchte wie Lauffeuer. Und wann immer das geschah, schickte die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher