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Der Aufstand

Der Aufstand

Titel: Der Aufstand
Autoren: Sean McCabe
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taumelte der Junge hinaus in den Sturm und lief durch den strömenden Regen, Kilometer um Kilometer, wie betäubt vor Schock.
    Als die Dorfbewohner ihn am nächsten Morgen fanden, brachte er kein Wort heraus.

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    Kapitel 1
    Achtzehn Jahre später
    27 . Oktober
    D ichte Herbstnebelschwaden zogen über die Themse, als das große Frachtschiff auf den Londoner Hafen zufuhr. Kleinere Wasserfahrzeuge schienen ihm schüchtern auszuweichen. Die Scheinwerfer wie leuchtende Teleskopaugen ins Dunkel gerichtet, bahnte sich das Schiff seinen Weg ins Herz der Stadt.
    Als es sich den Docks näherte, dröhnte das Geräusch eines Hubschraubers durch die kalte Abendluft.
    Acht Matrosen, Rumänen und Tschechen, warteten bereits am Landeplatz auf dem Vorderdeck. Zu ihren Füßen lagen fünf identische, unbeschriftete, stahlverstärkte Lattenkisten von jeweils gut zwei Metern Länge, die man aus dem Laderaum hochgeschafft hatte. Die meisten Crewmitglieder achteten darauf, den Kisten nicht zu nahe zu kommen. Der starke Abwind von den Rotoren des Helikopters zerrte bei der Landung an den Kleidern und Haaren der Männer.
    «Also los, Jungs, schaffen wir diese verdammten Dinger von Bord», schrie der Vorarbeiter, um den Lärm zu übertönen, während sich die Luke des Frachtraums öffnete.
    «Was zum Teufel da wohl drin ist», sagte einer der Rumänen, mehr zu sich selbst als zu den anderen.
    «Scheiß drauf», antwortete einer der Männer. «Ich bin jedenfalls froh, wenn die Dinger endlich weg sind.»
    Jeder einzelne Mann an Bord hatte es gespürt, dieses seltsame Unbehagen, das wie ein Sargtuch über dem Schiff gelegen hatte, seit es in der rumänischen Hafenstadt Konstanza ausgelaufen war. Die Fahrt hatte unter keinem glücklichen Stern gestanden. Fünf Matrosen waren an einer Art Fieber erkrankt, das dem Schiffsarzt Rätsel aufgab. Im Radio war andauernd von einer grassierenden Grippewelle die Rede, die weite Teile Europas fest im Griff habe; vielleicht war das ja die Quelle allen Übels. Einige der Matrosen aber wollten nicht recht daran glauben. Mit Grippe wachte man schließlich nicht mitten in der Nacht auf – schreiend vor Entsetzen.
    Die Seeleute hievten sämtliche Kisten in den Hubschrauber und traten schnell wieder aus dem Rotorwind, während die Fracht festgeschnallt wurde. Dann fiel krachend die Luke zu, die Rotoren beschleunigten mit ohrenbetäubendem Donnern, und der Helikopter hob ab. Einige von ihnen blieben noch an Deck und sahen zu, wie die blinkenden Lichter des Helikopters im Nebel über der Skyline der Stadt verschwanden. Einer murmelte ein leises Gebet und bekreuzigte sich anschließend. Er war gläubiger Katholik – was ihn innerhalb der Crew häufig zum Opfer von Frotzeleien machte.
    Doch an diesem Tag machte sich niemand über ihn lustig.
     
    Crowmoor Hall
    Bei Henley-on-Thames, Grafschaft Oxfordshire
    F ünfundsechzig Kilometer weiter trat Seymour Finch aus der Eingangstür des stattlichen Herrenhauses von Crowmoor Hall. Die knorrige Gestalt hob ihren kahlen Schädel und spähte in den nebelverhangenen Himmel. Leblos und kalt funkelte hier und da ein Stern durch das Grau.
    Obwohl seine großen Hände zitterten, trat unwillkürlich ein Lächeln auf seinen Mund, während er ungeduldig auf die Ankunft des Helikopters wartete. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
    Nicht mehr lange. Nicht mehr lange.
    Schließlich hörte er das ferne Schlagen sich nähernder Rotorblätter. Er zog ein kleines Funkgerät aus der Jacke und sprach hinein.
    «Er kommt. Er ist gleich da.»

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    Kapitel 2
    Karpaten, Nordrumänien
    31 . Oktober
    E s wurde bereits dunkel, als Alex Bishop das baufällige alte Haus auf der anderen Seite der Lichtung erblickte. Sie hoffte nur, dass ihr Informant recht gehabt hatte und sie hier richtig war. Leben standen auf dem Spiel.
    Schnell überprüfte sie die Ausrüstung, die sie am Gürtel trug, und löste den Riemen am Holster. Dann stieg sie vorsichtig über die morschen Stufen der Eingangsterrasse. Die Haustür schwang knarrend auf, und ein modriger Geruch schlug ihr entgegen.
    Alex schlüpfte hinein und drückte die Tür, so leise wie es ging, hinter sich zu. Das rotorangene Leuchten der untergehenden Sonne war bereits ganz schwach geworden. Gleich würde völlige Finsternis über die von Spinnweben verhangenen Fensterscheiben hereinbrechen. Plötzlich vernahmen ihre empfindlichen Ohren ein dumpfes Geräusch. Kam es von irgendwo unter ihren Füßen?
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