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Der Aufstand

Der Aufstand

Titel: Der Aufstand
Autoren: Sean McCabe
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Sie erstarrte. Da unten bewegte sich etwas. Sie folgte dem Geräusch durch den Hausflur, ging auf eine Tür zu. Eine aufgescheuchte Ratte flüchtete sich in die immer undurchdringlicher werdende Dunkelheit.
    Hinter der Tür ertönte ein gedämpfter Schrei, dann noch einer. Verzweifelt klangen diese Laute, schrill und voller Angst.
    Jemand war schon vor ihr gekommen.
    Sie stieß die Tür mit dem Fuß auf und fand sich am oberen Ende einer steinernen Treppe wieder, die in den Keller hinabführte. Sie war nicht allein.
    Mit einem Blick erfasste sie, was sich dort unten abspielte: Ein junger Mann um die zwanzig lag am Boden in einer immer größer werdenden Blutlache. Auf seiner Brust kniete die Kreatur, die ihn zur Strecke gebracht hatte. Die beiden anderen Männer waren noch auf den Beinen. Der eine klammerte seine Hände fest um ein hölzernes Kreuz, der zweite war mit einem schweren Hammer und einem Holzpflock bewaffnet. Beide wichen panisch zurück, als das Wesen sich vom Leichnam ihres Freundes löste und einen Schritt auf sie zutrat. Es sah aus wie ein gewöhnlicher Mann, doch als es den Mund öffnete, waren da plötzlich Reißzähne wie bei einem Raubtier.
    Mit einem lauten Schrei schnellte der junge Mann mit dem Kreuz nach vorne – und hielt es dem Vampir direkt vors Gesicht. Das war zwar tapfer, aber leider völlig vergebens. Er hatte offenbar erwartet, dass der Blutsauger die Hände vors Gesicht schlagen und zischend zurückweichen würde, aber so etwas gab es nur im Kino.
    Der Vampir zuckte nicht einmal mit den Wimpern. Stattdessen stieß er seinen Angreifer brutal zu Boden, warf sich über ihn und grub die Zähne in seinen Hals. Nur ein paar Sekunden, dann ließ er von dem zuckenden Körper ab. Aus der aufgerissenen Kehle spritzte Blut.
    Dem Letzten der drei war jeder Fluchtweg versperrt. Der Vampir wandte sich ihm zu und drängte ihn in die Ecke des Kellers. Der Unglückliche hatte Hammer und Pfahl längst fallen gelassen und bettelte nun, an die kalte Wand gedrückt, um sein Leben. Der Vampir ging weiter auf ihn zu.
    Erst als er bemerkte, dass Alex hinter ihm seelenruhig die Treppe herunterstieg, verharrte er und drehte sich schließlich um. Als er sie erkannte, riss er ungläubig den blutverschmierten Mund auf.
    «Überrascht?», fragte sie und zog die Desert Eagle aus dem Holster.
    Der Vampir fletschte wütend die Zähne. «Sieh an, der Abschaum von der Federation. Deine Zeit ist abgelaufen.»
    «Nicht vor deiner», erwiderte sie und drückte ab.
    Die großkalibrige Pistole erzeugte einen heftigen Rückstoß in Alex’ starker Hand.
    Der Vampir schrie auf – nicht, weil die Kugel ein faustgroßes Loch in seine Brust gerissen hatte, sondern weil er sofort die verheerende Wirkung des Nosferols spürte. Das für Vampire tödliche Gift war von den Chemikern der Federation entwickelt und an ausgewählte Agenten wie Alex Bishop verteilt worden.
    Der Vampir sank auf den Kellerboden und wand sich im Todeskampf. Entsetzt starrte er auf seine Hände, als die Blutgefäße aus seiner Haut hervortraten. Sein Gesicht schwoll auf groteske Weise an, die Augen quollen aus den Höhlen. Dann spuckte er Blut, und seine grässlich aufgeblähten Adern platzten und färbten den Boden und die steinerne Wand hinter ihm dunkelrot. Alex drehte sich weg, um nicht zu viel abzubekommen. Der Vampir zuckte noch kurz, während sein Körper aussah, als wäre sein Innerstes nach außen gestülpt worden. Dann hörte das Blut auf zu spritzen, und er blieb reglos liegen.
    Alex steckte die Pistole zurück ins Holster, ging zu dem jungen Mann in der Ecke, packte ihn am Arm und half ihm wieder auf die Beine.
    Er starrte sie an. «Wie haben Sie …»
    Sie sah den feuchten Fleck in seinem Schritt. Erbärmlich. Diese Amateure hatten einfach keine Ahnung, worauf sie sich einließen.
    «Nur ein Vampir kann einen Vampir wirklich vernichten», sagte sie, während sie den Reißverschluss des Beutels an ihrem Gürtel öffnete. Noch bevor er etwas erwidern konnte, hatte sie bereits die Spritze mit Vambloc herausgeholt und ihm in die Vene unter seinem Ohr gejagt. Er verlor augenblicklich das Bewusstsein. Wenn er wieder aufwachte, würde das Geschehene vollständig aus seinem Gedächtnis gelöscht sein.
    Alex steckte die Vambloc-Spritze wieder ein und holte eine andere hervor: gefüllt mit Nosferol. Sie ließ den jungen Mann liegen, wo er war, und ging zu seinen beiden toten Freunden. Sie injizierte ihnen je zehn Milliliter der farblosen
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