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Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition)
Autoren: Sarah Pinborough
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gerauscht waren. Er spürte es in den Luftatomen. Die Welt hatte sich für Cass Jones verändert. Er wurde alles, was er je gewesen war und je sein konnte.
    »Sie sollten jetzt gehen«, wisperte Mr Dublin. »Gleich ist es so weit.«
    Mr Bright nickte. »Cassius, du trägst den Jungen.« Er blickte auf die junge Frau hinunter. »Gabriel. Du musst mitkommen. Wir kümmern uns um dich.«
    Cass hob das Kind hoch. Entweder war Luke lächerlich leicht oder er war viel stärker geworden. Oder beides. Er roch warm und wie ein Mensch, wie Christian, als er klein war. Einen kurzen Augenblick hatte er das Gefühl, seinen Neffen im Arm zu halten, doch es wurde auf der Stelle durch das Zucken der Glieder und den bösen Blick des Jungen zerstört.
    »Schneller«, drängte Mr Dublin.
    Cass sah den Sterbenden an. »Vielen Dank«, sagte er leise. Mehr gab es nicht zu sagen.
    »Gabriel?« Mr Bright nahm ihren Arm, doch sie schüttelte ihn ab.
    »Ich bleibe hier«, sagte sie. Ihre Stimme war von Schnodder und Tränen belegt. »Bei meinen
Freunden
.« Sie sah ihn nicht einmal an. Mr Bright legte eine Hand auf ihre Schulter, doch da sie ihn nicht beachtete, ging er seufzend davon. Mr Dublin begann zu glänzen und als das Licht in den Flur strömte, rannten Cass und Mr Bright los.
    Der JetRanger hatte gerade abgehoben, als das Feuer den ersten Stock erreichte und Flammen aus allen Fenstern schlugen. Der Erste hatte die Kontrolle über die Menschen in Harwell verloren. Als der Hubschrauber höher stieg und die Angestellten das Gebäude räumten, sahen sie wie hektische Ameisen aus, die aus dem Hauptgebäude auf die Feuersbrunst zuliefen. Cass blickte von oben auf sein leeres Auto und hoffte, dass Freeman so klug gewesen war, es auf einen anderen Namen registrieren zu lassen und es als gestohlen zu melden. Wahrscheinlich, dachte er. Brian Freeman war kein Narr, war es noch nie gewesen.
    Der Hubschrauber drehte ab. Während sie das Schauspiel unter ihnen hinter sich ließen, hatte Cass das Gefühl, seinem alten Leben den Rücken zuzukehren. Er schloss die Augen und ließ seinen schmerzenden Kopf gegen die Lehne sinken. Denken konnte er später immer noch.

44
    Charles Ramsey, Tim Hask und David Fletcher sahen schweigend zu, wie die letzten Flammen gelöscht wurden. Das Gebäude stand tropfnass im kalten Abendlicht, während Katastrophenhelfer hin und her liefen und Schläuche und Schutzanzüge schwenkten. Die Angestellten irrten wie betäubt umher und der Krankenwagen brachte das letzte Opfer, den Empfangschef des kleineren Instituts, ins Krankenhaus. Alle sagten, er habe großes Glück gehabt, da er nur eine Rauchvergiftung hatte, während es viel schlimmer hätte kommen können. Der Commander der ATD , der Detective Inspector und der international anerkannte Profiler hatten fast zwei Stunden zugesehen, ohne mehr als ein paar Worte zu wechseln, als plötzlich Fletchers Telefon geklingelt hatte. Jetzt beendete er das Gespräch.
    »Alle Satelliten funktionieren wieder einwandfrei. Weltweit. Was auch immer passiert ist, es ist vorbei.« Seine Stimme war stumpf vor Erschöpfung.
    Hask nickte, sagte aber nichts.
    »Und warum sind die Leute hier alle in Ohnmacht gefallen?«, fragte Ramsey. »Schlafgas?« Er hielt den Blick auf das ausgebrannte Gebäude gerichtet.
    »Wahrscheinlich. Das wird sich klären.« Fletcher sah ihn nicht an, sondern beobachtete, wie die letzten Wasserwerfer abgebaut wurden. Mehrere Feuerwehrmänner betraten das Gebäude.
    »Vielleicht war er gar nicht drin«, sagte Ramsey. »Möglich wäre es.«
    »Da steht sein Auto«, erwiderte Hask und zeigte auf den leeren Range Rover. »Seine Zigaretten liegen noch dort.«
    »Das heißt nicht, dass er noch hier ist«, sagte Ramsey.
    Eine Frau brachte ihnen heißen Kaffee, den sie dankbar entgegennahmen, ohne ihn zu trinken. Schließlich kam ein Feuerwehrmann mit Rußstreifen aus den Trümmern und zog den Helm aus, während er auf sie zuging.
    »Wir haben vier Tote: drei Männer und eine Frau, denken wir, aber es ist schwer zu sagen. Sie sind übel zugerichtet. Wie es scheint, ist das Feuer in dem Kellerraum ausgebrochen, in dem sie sich befinden. Es sieht schlimm aus. Tut mir leid.«
    Keiner der drei Männer sagte etwas. Der Feuerwehrmann nickte ihnen zu und ging zu seinem Team.
    Sie schwiegen lange. »Scheiße«, sagte Tim Hask schließlich. »Verdammte Scheiße.«
    »Da war noch was«, sagte Fletcher. »Ein Helikopter.« Die beiden anderen Männer drehten sich zu ihm um. »Berichten
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