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Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Angeklagte: Thriller (German Edition)
Autoren: John Lescroart
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heiserer Stimme: »Und warum musstest du sie dann umbringen?«
    Chuck riss die Augen auf, als würde er seinen Ohren nicht trauen. »Michael, ich hab sie nicht umgebracht. Ich schwöre bei Gott. Ich hatte keinen Grund, sie umzubringen. Ich habe sie doch geliebt.«
    »Und weil du sie so geliebt hast, hast du gleichzeitig noch eine andere Frau gevögelt, oder?«
    »Ich habe nicht …«
    »Chuck, sie hatte Chlamydien. Und die holt man sich nicht auf der Toilette, und sie hatte sie auch nicht von mir. Janice hat sie sich bei dir eingefangen. Und hat sie dir angehängt? Eine deiner Studentinnen vielleicht?«
    Chuck hielt Michaels Blick stand, bis sein Widerstand brach. Nun war er es, der den Kopf hängen ließ und laut stöhnte. Als er wieder aufschaute, sah er, wie Michael sich Tränen aus den Augen wischte. Plötzlich schoss er aus dem Sessel hoch, griff zum Gewehr, schloss den offenen Lauf und richtete ihn auf Michaels Brust.
    »Du gottverdammter Idiot«, schrie er. »Warum glaubst du Narr, dich da einmischen zu müssen?« Er lachte kurz und zynisch auf. »Du und Janice, ihr habt euch wirklich gegenseitig verdient. Willst du wissen, was passiert ist? Zufällig ging eine meiner Studentinnen zu ihr in Therapie – und heulte sich prompt darüber aus, dass sie angeblich missbraucht wurde.«
    Novio steigerte sich immer mehr in Rage. »Alles, was sie wollen, ist ein ›Sehr Gut‹ im Zeugnis. Und sie haben nicht die geringsten Probleme, dafür die Beine breitzumachen. Aber Janice meinte, so etwas sei verwerflich . Es gehe hier nicht nur ums Ficken – nein, ich würde die armen Studentinnen ausbeuten.«
    Er presste seine Hände so fest gegen das Gewehr, dass sich seine Knöchel weiß abzeichneten. »Und deshalb war sie nicht nur wütend – nein, sie bauschte es gleich zu einem moralischen Kreuzzug auf. Und weißt du, was sie machen wollte? Sie wollte nicht nur bei Kathy beichten, sondern auch zum College laufen und alles meinem Direktor erzählen! Kannst du dir das vorstellen?«
    »Sicher, kann ich.«
    »Nun, für mich wäre es das Ende der Fahnenstange gewesen. Kapierst du das? Es stellte sich nämlich heraus, dass die kleine Nutte erst siebzehn war. Als ob ich das hätte wissen können!«
    Er sprach wieder leiser, um seinen Worten noch mehr Dringlichkeit zu verleihen. »Und das wäre Unzucht mit Minderjährigen gewesen, mein Freund. Janice war allen Ernstes gewillt, die Cops anzurufen und mich in den Knast stecken zu lassen. Sie wollte auch nicht zugeben, dass das ihre persönliche Abrechnung mit mir sei – nein, es ging angeblich nur um ihren Ethos als Therapeutin. Sie sei verpflichtet , jeden sexuellen Missbrauch zu melden.«
    Michael hatte sich auf dem Sofa zurückgelehnt, die Augen auf den doppelten Gewehrlauf gerichtet. »Und was gedenkst du jetzt zu tun? Willst du mich vielleicht auch umbringen?«
    Chuck lachte erneut kalt auf. »Ich? Den Teufel werde tun. Ich befürchte, dass ich einfach nicht schnell genug hier war, um dir noch helfen zu können. Ich kam gerade zur Tür rein, als mein armer Schwager – in Erwartung seiner Verhaftung – den Abzug drückte und sich selbst ins Jenseits beförderte.«
    Chuck trat einen Schritt vor. »Und nebenbei: Danke für den Tipp, dass Schrotflinten keine forensischen Spuren hinterlassen.« Er kam immer näher heran, spannte beide Hähne und ging mit einem Knie auf den Boden. »Ich mag diesen Winkel«, sagte er. »Sieht so aus, als hättest du selbst den Lauf gegen die Kehle gerichtet.«
    Er drückte beide Abzüge.
    Glitsky hatte Bracco und den drei anderen Polizisten ge rade das Signal gegeben, Janice Durbins Büro zu stürmen, als sie den Knall hörten. Mit gezückten Waffen stürmten sie ins Zimmer.
    »Gewehr auf den Boden, Hände hoch«, schrie Glitsky. »Das Gewehr!«
    Chuck Novio ließ das Gewehr zu Boden fallen. Er stand fassungslos da und starrte auf den unverletzten Michael Durbin, als sehe er ein Gespenst. »Was zum Teufel …?«
    Ein paar kräftige Hände griffen nach seinen Armen, bogen sie auf seinen Rücken und legten ihm Handschellen an.
    Glitsky war schon zu Durbin rübergegangen und suchte nach Verbrennungen oder anderen Verletzungen.
    »Ich glaub, ich bin okay«, sagte Durbin. »Vielleicht ein bisschen taub.«
    »Sie haben sich tapfer geschlagen«, sagte Glitsky. »Ganz hervorragend geschlagen.«
    Hinter ihnen belehrte Bracco gerade Chuck Novio über seine Rechte – dass er zu keiner Aussage verpflichtet sei, aber jede seiner Aussagen gegen ihn verwendet
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