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Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Angeklagte: Thriller (German Edition)
Autoren: John Lescroart
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Schnürschuhe, in denen es sich so bequem gehen lässt, zumal in den steilen Straßen von San Francisco. Sie verabschiedet sich von den letzten Schulkameraden, geht die Straße hinauf und betritt das bewaldete Areal namens Presidio, das sie auf dem Weg nach Hause durchqueren muss.
    Sie hat die Hälfte der Strecke hinter sich, als er hinter einem Strauch hervorkommt und sich ihr in den Weg stellt. Hier unter den Bäumen ist es dunkler als auf der Straße, aber immer noch hell genug, um zu erkennen, dass er breit lächelt und vor Selbstsicherheit nur so strotzt, als er auf sie zukommt. »Hola« , sagt sie und setzt ein gequältes Lächeln auf – in der Hoffnung, dass er sie in Ruhe lässt.
    Sie will um ihn herum gehen, doch wieder stellt er sich in den Weg.
    »Du bist so hübsch«, sagt er. Er lächelt noch immer, atmet aber schwer. Mit seinem Kopf macht er eine Bewegung nach unten. Sie sieht, dass seine Hose geöffnet ist.
    »No, por favor«, fleht sie. Und sagt es nochmal: »Por favor.«
    Er lächelt noch immer, aber seine Augen sind eiskalt. Blitzschnell greift er mit seinen Händen um ihre Hüften, zieht sie heran und presst ihren Körper an sich.
    »Wehr dich nicht«, keucht er. »Wehr dich ja nicht. Sonst bring ich dich um.«
    Sie wehrt sich trotzdem, und er schlägt ihr mit der einen Hand ins Gesicht, während die andere noch immer ihr Kleid festgekrallt hat. Er umklammert ihren Hals und drückt sie so weit zurück, bis sie zu Boden geht. Er kniet nun über ihr und hat eine Hand um ihre Kehle gelegt, die andere drückt ihre Beine auseinander. Und dann stößt er und stößt und stößt, bis er in ihr ist, und sie schreit, doch er hält ihr mit der Hand den Mund zu und sagt noch mal, dass er sie umbringen wird – und sie glaubt es ihm aufs Wort. Ohne einen Laut von sich zu geben, lässt sie den Rest über sich ergehen.
    Dann ist es vorbei. Er steht auf, lächelt zu ihr herunter, zieht die Hose hoch und sagt ihr, dass er ihre Schuhe mag und dass er es toll findet, dass sie für ihn die Schuhe anbehalten hat. Das ist sexy, sagt er. Sie hätte es wohl nicht abwarten können, es mit ihm zu treiben. Und dann sagt er noch, dass man sich ja sicher noch sehen würde. Vielleicht könne man dann noch mal das Gleiche machen.
    Ihr Kaffee war inzwischen kalt. Seit fünfundzwanzig Minuten saß sie nun hier. Draußen waberten Nebelfetzen über die Straße.
    Wenn er wirklich auf sie gewartet hatte, müsste ihm inzwischen ganz schön kalt geworden sein. Sie würde ihren Mantelkragen hochschlagen und zum Ende des Häuserblocks gehen, um von dort aus zu sehen, ob er noch da war. Und wenn er noch da war, würde sie einfach weitergehen und sich dann überlegen, wo sie sich verstecken könnte.
    Als sie zur Ecke kam, war er verschwunden.
    Sie überquerte die Straße, umrundete den Block und näherte sich ihrem Haus von der anderen Seite.
    Er war weg.
    Trotzdem machte sie sich in ihrem Mantel ganz klein, hielt den Kopf gesenkt und den Kragen nach oben geschlagen, während sie am ersten Haus vorbeiging, dann am zweiten und dabei kurz einen prüfenden Blick in die Einfahrten warf, um sicherzustellen, dass er sich dort nicht versteckt hatte. Als sie an der Tür ihres Apartmenthauses angekommen war, vergewisserte sie sich, dass die Tür auch wirklich abgeschlossen war. Sie war es. Sie drehte sich noch einmal um und warf einen letzten Blick auf die Straße. Der Asphalt glänzte im Nieselregen. Als sie ihren Namen NUÑEZ sah, deutlich lesbar unter dem Briefkasten für Apartment 6, schnalzte sie mit der Zunge.
    Wie unvorsichtig.
    Sie stieg schnell die drei steilen Treppen hinauf, öffnete ihre Tür und war endlich in Sicherheit – ihr Schlafzimmer, ein winziges Wohnzimmer, die Küche.
    Sie schloss die Tür und schob den Sicherheitsriegel vor. Vom Fenster zur Vorderseite schaute sie noch einmal auf die regennasse Straße hinunter. Als sie sich wieder umdrehte, fragte sie sich, ob sie am Morgen die Tür ihres Schlafzimmers wirklich zugezogen hatte oder nicht. Sie konnte sich nicht mehr erinnern.
    Doch schließlich erlaubte sie sich ein kleines zaghaftes Lächeln. Wer weiß, vielleicht war er es ja doch nicht gewesen. Sie hatte sich wieder einmal in etwas reingesteigert – und das wegen eines Vorfalls, der nun schon so lange zurücklag. Die Paranoia, die Erinnerungen, die stets wiederkehrende Angst hatten sie schon früher verfolgt – und würden das mit Sicherheit auch in Zukunft tun.
    Sie durfte nicht zulassen, dass ihr Leben von Angst
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