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Der Amerikaner - The American

Der Amerikaner - The American

Titel: Der Amerikaner - The American
Autoren: Andrew Britton
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plötzlich verschwunden. Als er sich noch nach dem Grund fragte, bemerkte er, dass er die Pistole nicht mehr in der Hand hielt. Er rappelte sich hoch, und als er für einen Moment besser sehen konnte, erkannte er eine dunkle Gestalt auf allen vieren, die eine Hand ausstreckte und etwas in dem Schlamm suchte.
    Kealey tat zwei Schritte, und der Schmerz in der Seite traf ihn wie ein Hammerschlag. Sein Fußknöchel fühlte sich an, als wäre er in einem Schraubstock zermalmt worden, und trotzdem
rannte er. Vanderveen wirbelte herum, die Pistole in der Hand, und drückte noch einmal ab, aber in diesem Moment traf ihn Kealeys Schlag, und er stürzte in den Abgrund.
     
    Vanderveen griff unter sich, als suchte er den Boden, aber seine Hände fanden keinen Halt mehr. Er wurde von einem Abwind ergriffen, der ihn von der Felswand wegriss. Als er nach oben blickte, waren die Wolken, aus denen schwerer Regen fiel, plötzlich weit weg. Dann begann sich sein Körper in der Luft zu drehen, und er sah das aufgewühlte Wasser unter sich.
    Beim Aufprall wich alle Luft aus seinen Lungen, und das Meer zog ihn nach unten. Durch die Kälte war er einen Moment lang empfindungslos, doch einen Sekundenbruchteil darauf fuhr der Schmerz durch seinen ganzen Körper, und er begann das Bewusstsein zu verlieren. Noch immer darum kämpfend, wieder an die Oberfläche zu gelangen, wurde er von Finsternis übermannt.
     
    Kealey lag reglos im kalten Schlamm, einen halben Meter vom Rand der Klippe entfernt, und versuchte einzuschätzen, wie schwer er verletzt war. Er brauchte nicht hinzublicken, die meisten Rippen auf der linken Seite waren gebrochen. Die Verletzung am Fußknöchel gefiel ihm nicht, er hatte kaum noch laufen können. Als er vorsichtig die Wunde an seiner Stirn abtastete, ließ ihn plötzlich ein anderer Schmerz innehalten.
    Es dauerte nicht lange, seinen Ausgangspunkt zu lokalisieren. Vanderveens Kugel hatte ihn in die rechte Seite getroffen. Er schob Jacke und Hemd hoch und sah, dass die Wunde nicht stark, aber stetig blutete. Mit der Rechten tastete er an seinem Rücken nach einer Stelle, wo die Kugel vielleicht ausgetreten war, fand aber keine.

    Er war sich nicht sicher, wie schlimm die Verwundung war, doch nach einigem Nachdenken wurde ihm klar, dass es ihm einigermaßen egal war. Vanderveen war endlich tot, doch um welchen Preis?
    Katie.
    Bis jetzt war er wie betäubt gewesen, aber das plötzliche Verlustgefühl war weitaus schmerzhafter als seine Wunden.
    Er fragte sich, wie lange es dauern mochte, bis er ihr nachfolgen würde. Seine Augenlider wurden bereits schwer, und er schien die Kälte nicht mehr so stark zu empfinden wie noch vor einigen Minuten. Auch der Schmerz war nicht mehr so schlimm. Nicht mehr annähernd so schlimm.
    Seine rechte Hand glitt von der Wunde in seiner Seite zu einem eckigen Gegenstand, den er durch den Stoff seiner Jacke erfühlte. Da er nicht mehr weit vom Delirium entfernt war, vergewisserte er sich zweimal, dass es keine Einbildung war. Nein, da war definitiv etwas. Er steckte die Hand in die Tasche und zog sein Handy heraus.
    Er ließ den Kopf in den Matsch zurücksinken und dachte nach. Wenn er jetzt anrief, würden sie es eventuell rechtzeitig schaffen. Vielleicht auch nicht. Er wusste es nicht.
    War es wichtig?
    Warum sollte es ihn kümmern?
    Ein paar Minuten später schob er das Telefon wieder in die Tasche und begann zu warten.

36
    Cape Elizabeth • Washington, D. C.
    Callie Palmer, dicht vor dem Lenkrad hockend, versuchte angestrengt, durch die regenüberströmte Windschutzscheibe etwas zu sehen. Seit ihrer Abfahrt in Orono vor gut zwei Stunden war der Sturm immer schlimmer geworden, doch jetzt waren es zu ihrer Erleichterung nur noch ein paar Kilometer.
    Da sie den ganzen Tag Lehrveranstaltungen an der Universität besucht hatte, war sie müde, aber sie machte sich Sorgen um ihre beste Freundin. Deshalb hatte sie sich entschlossen, Katie über das Wochenende zu besuchen, mit zwei Sixpacks Rolling Bock und ein paar guten Filmen auf DVD im Gepäck.
    In der Regel konnte man sie damit aufheitern, aber Callie war sich nicht sicher, ob es auch diesmal klappen würde. Ihre Freundin war wirklich aufgebracht wegen ihrer letzten Auseinandersetzung mit Ryan Kealey und schien auch jetzt noch entschlossen, weiter über diesem Problem zu brüten.
    Seufzend bog sie in die Village Creek Road ab, und vor ihr tauchte das Haus auf. Als sie über die schlammige Auffahrt fuhr - dieser Kealey musste sie
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