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Der Amerikaner - The American

Der Amerikaner - The American

Titel: Der Amerikaner - The American
Autoren: Andrew Britton
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ihres Halses.
     
    Bevor er noch richtig begriffen hatte, was passiert war, stürzte sich Kealey mit einem unbewussten, gequälten Aufschrei auf Vanderveen. Völlig darauf fixiert, ihn zu töten, nahm er Katies Reaktion gar nicht wahr.
    Sie hatte die Augen weit aufgerissen und die Lippen geöffnet, brachte aber keinen Laut hervor. Als sie sich von Vanderveens Griff zu befreien versuchte, gaben ihre Beine nach, und sie prallte hart gegen die Seite des Tisches, sofort mit der Rechten nach der Quelle des grässlichen Schmerzes tastend.
    Dann lag sie am Boden, mit beiden Beinen ausschlagend, verzweifelt nach Luft schnappend. In einem klarsichtigen Moment erkannte sie die entsetzliche Wahrheit. Sie versuchte, sie zu verdrängen, doch die Tatsachen schoben sich in den Vordergrund … Sie war verletzt, schwer verletzt, das nächste Krankenhaus
dreißig Kilometer entfernt. Schon jetzt bekam sie keine Luft mehr. Und Ryan schaute nicht hin, sah nicht, wie schlimm es um sie bestellt war, und sie konnte nicht atmen …
    Die beiden Männer kämpften um die Pistole, die plötzlich in Vanderveens Hand erschienen war, wie aus dem Nichts. Kealey war getrieben von Wut und Verzweiflung, Vanderveen von einem Hass, der sich über Jahre aufgestaut hatte - ein tief gegründeter, vielfach verwurzelter Hass, der nicht mehr durch einen einzelnen Grund zu erklären war.
    Ein Schuss löste sich, und dann fiel die Pistole auf das blutbefleckte Parkett und rutschte unter den Kühlschrank. Während Kealey sich bemühte, die Waffe in die Finger zu bekommen, handelte Vanderveen blitzschnell. Er sprang auf und warf sich zweimal mit seinem ganzen Körpergewicht gegen die Hintertür, die schnell nachgab. Als er in den Sturm hinauseilte, schlugen zwei Kugeln in den Türrahmen, genau dort, wo sich gerade noch sein Kopf befunden hatte.
    Auch Kealey stürmte nach draußen und vergewisserte sich, dass Vanderveen nicht im Schlamm lag, um aufzuspringen und wieder in die Küche zu gelangen. Doch da sah er die Silhouette eines Mannes, die sofort von dem undurchdringlichen Regen und der Dunkelheit verschlungen wurde.
     
    Das Tosen des Sturms drang ohrenbetäubend laut durch die offene Tür, als Kealey wieder in die Küche eilte, neben Katie niederkniete und sie fest an sich drückte. Ihre Schultern ruhten auf seinen Oberschenkeln, ihr Kopf lag in seiner Armbeuge. Die Finger ihrer Linken bohrten sich fest in seine Hand, als könnte sie so etwas gegen den Schmerz tun.
    Kealey machte keine Anstalten, das Messer aus ihrem Hals zu ziehen, weil es den Schmerz und die Blutung nur verschlimmert
hätte. Katie öffnete die Lippen, als wollte sie etwas sagen, und als sie den Kopf ein bisschen drehte, sickerte ein dünnes Rinnsal Blut aus ihrem Mundwinkel. Sie brachte kein Wort heraus, und ihm war klar, dass sie schon im Todeskampf lag. Sie trat nur noch schwach mit den Beinen aus, und Tränen strömten über ihr Gesicht.
    Das Leben in ihren blauen Augen begann bereits zu erlöschen, und als er sein Gesicht dicht vor ihres brachte, spürte er keinen warmen Atem mehr auf seiner Haut.
    »Katie.« Er wusste nicht, ob sie ihn noch hörte. Seine Tränen fielen auf ihr Gesicht. »Geh nicht, Katie … Bleib hier. Mein Gott, bleib bei mir, bitte …«
    Er wollte ihr sagen, wie sehr er sie liebte und dass es ihm Leid tat, brachte aber kein Wort über die Lippen.
    Stattdessen drückte er sie noch fester an sich und wiegte sie hin und her. Er wollte nicht wahrhaben, dass er nie mehr ihre Stimme hören, nie mehr ihr Lächeln sehen würde. Er wiegte sie weiter so sanft wie möglich, doch dann war das Licht in ihren Augen ganz erloschen, und sie starb ein paar Augenblicke später in seinen Armen.
     
    Vanderveen rannte den Weg hinab, durch den Wald, desorientiert und von einem hohen Adrenalinspiegel getrieben. Obwohl seit fast drei Tagen ohne Schlaf, hatte er sich noch nie so lebendig gefühlt. Zum ersten Mal seit sieben Jahren war er wirklich glücklich darüber, dass Kealey damals in Syrien überlebt hatte. Es war so viel passender, dass alles hier endete, und vielleicht würde Kealey jetzt verstehen, welche Schmerzen er gelitten hatte …
    Überall um ihn herum standen Bäume, grüne Kiefern und hohe Eichen, deren kahle Äste heftig im Sturm zitterten. Schon jetzt war er bis auf die Haut durchnässt, und ihm war kalt. Dann
hatte er sich orientiert und eilte durch den Schlamm auf den aufgewühlten Atlantik zu, in Richtung der gefährlichen Steilküste.
     
    Kealey stürmte mit
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