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Der Amerikaner - The American

Der Amerikaner - The American

Titel: Der Amerikaner - The American
Autoren: Andrew Britton
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ob sie es bemerken würde, wenn er einen Überrollbügel einbauen ließ.
    Als er vom Interstate abbog, um auf den kleinen Küstenstra ßen weiterzufahren, verblassten diese Gedanken, da er sich mehr konzentrieren musste. Die hohen, die Straße überragenden Bäume hielten zwar einiges an Regen ab, aber auch Licht. Auf der Fahrbahn lagen Äste, manche groß wie kleine Bäume, und er musste ein paar Mal bremsen und einmal hart das Lenkrad herumreißen, wobei er fast so durchgeschüttelt wurde wie bei der unsanften Landung in Portland.
    Jetzt tauchte links das steile Dach seines Hauses auf. Die Fenster waren erleuchtet, was bedeutete, dass Katie daheim war und dass sie noch Strom hatten.
    Er war froh, wieder zu Hause zu sein, und brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, wie erleichtert er war. Es hatte ihm fast das Herz gebrochen, als sie ihn in dem Hotel sitzen gelassen hatte, und in den Tagen danach hatten sie nicht miteinander telefoniert. Trotzdem hatte er sich gut vorstellen können, wie sie sich fühlen musste, und beschlossen, ihr Zeit zu lassen. Jetzt war ihr Zorn sicher verraucht, und er konnte es nicht erwarten, sie wiederzusehen. Eigentlich hatte er telefonisch seine Ankunft ankündigen wollen, aber er liebte Überraschungen. Und der Volkswagen wird die größte Überraschung, dachte er lächelnd. Erneut kam ihm die Idee mit der Hochzeit am Mittelmeer. Jede Menge Pläne …

    Trotzdem, zuerst kam die Auseinandersetzung. Er würde ihr nicht ausweichen können, aber vielleicht war es schnell vorbei. Es war nur fair ihr gegenüber, die Sache sofort aus der Welt zu schaffen.
    Doch dann musste er daran denken, worauf seine wortreichen und tief empfundenen Entschuldigungen wahrscheinlich hinauslaufen würden, und er beschloss, dass die Auseinandersetzung gut noch einen Tag warten konnte.
     
    Als er aus dem Mercedes stieg, machte ihm der tosende Sturm einmal mehr klar, dass der einzige Nachteil des Hauses auf Cape Elizabeth darin bestand, dass es keine Garage gab, und die Stelle, wo sie ihre Autos abstellten, schien in einer mondlosen und stürmischen Nacht noch viel weiter vom Haus entfernt zu sein. Schließlich hatte er es in seiner nassen Lederjacke bis unter die Markise geschafft. Seine Hosenbeine waren durchnässt, seine Füße in den wasserfesten Columbia-Stiefeln aber trocken.
    Er schloss die Tür auf und bemerkte sofort, dass es im Haus weniger hell war, als er von draußen vermutet hatte. Abgesehen von einem trüben Licht am oberen Ende der Treppe brannte nur direkt vor ihm in der Küche eine Lampe. Er hörte Katie herumgehen und musste unwillkürlich lächeln, als er leise zur Tür schlich, um sie zu erschrecken.
    Als er eintrat, war er überrascht, dass sie sich nicht bewegte, sondern reglos am Tisch saß und ihn verängstigt anblickte. Ihre Unterlippe zitterte, und in ihren dunkelblauen Augen standen Tränen.
    Direkt hinter ihr, mit einem rasiermesserscharfen Messer in der Hand und einem entsetzlichen Grinsen auf den Lippen, stand William Vanderveen.

    Er versuchte, sich einzureden, es wäre nicht wahr.
    Es konnte nicht wahr sein, weil es rational nicht zu erklären war. Vanderveen hatte die Beziehungen, um fast sofort außer Landes zu gelangen, aber konnte er das Risiko eingegangen sein, sechshundertfünfundsiebzig Kilometer zu fahren, wo doch jeder Cop im ganzen Land nach ihm Ausschau hielt, um hierher zu kommen? Das ergab einfach keinen Sinn …
    Er hatte keinerlei Ähnlichkeit mehr mit Claude Bidault. Schon deshalb musste alles ein böser Traum sein, denn es war ausgeschlossen, dass er die lange Strecke von Washington nach Maine zurückgelegt und Zeit gefunden hatte, sich den Bart abzurasieren und das Haarfärbemittel auszuwaschen. Nein, es war unmöglich … oder doch nicht?
    Instinktiv wollte Kealey nach der Beretta greifen, begriff aber entsetzt, dass sie auf dem Beifahrersitz des Mercedes lag.
    Man besaß alles, hatte aber nichts zur Hand, wenn man dringend etwas brauchte. Und er konnte nur sich selbst die Schuld geben.
    »Hallo, Ryan.«
    Der joviale Tonfall erinnerte Kealey an eine längst vergangene Zeit, und die Stimme verjagte noch die letzte verzweifelte Hoffnung. Es war kein Traum. »Will.« Er versuchte, seine Stimme ruhig klingen zu lassen, aber es war fast unmöglich.
    Vanderveens Grinsen wurde breiter. »Fällt dir schwer, mich so zu nennen, was? Du wolltest March sagen, stimmt’s?« Die Klinge des Messers bewegte sich langsam vor Katies Kehle her, aber Vanderveens lebhafte grüne
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