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Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Titel: Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman
Autoren: Aufbau
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scheinbar in die Sackgasse gerät, finden die TV-Cops irgendwelche völlig irren Verknüpfungen im Internet. Ich dachte, dass ihr vielleicht einen Polizeibericht oder ein Foto ausgraben könntet. Sogar ein Strafzettel wäre für mich mehr Information, als ich bisher habe.«
    »Okay. Sehen wir, was ich für Sie tun kann.«
    Der Fahrstuhl brachte uns hinauf ins Morddezernat. Jennings führte mich zu seiner Arbeitskabine und setzte sich vor seinen Computer. Ich griff mir einen Stuhl von der anderen Seite des Schreibtischs.
    »Hier haben wir Google«, erklärte er mir. »Die umfassendste Datenbank der Welt. Damit kann man alles finden.«
    »In den Fox News reden sie oft davon«, sagte ich. »Zu meiner Zeit war ›gurgel‹ das Geräusch, das jemand machte, wenn du ihm die Faust auf den Kehlkopf gezimmert hast.«
    Jennings tippte die Wörter Mann ohne Namen in die Suchzeile und schaute konzentriert auf den Bildschirm. Dann erhellte sich seine Miene, und ich beugte mich näher an den Rechner, um zu sehen, was er gefunden hatte.
    »Okay, da kommt raus, dass Sie nach diesem Mann hier suchen. Und der dürfte nicht schwer zu finden sein.«
    Er drehte den Computer, damit ich sehen konnte, was er gefunden hatte.
    Ich sah ein Bild von Clint Eastwood aus Zwei glorreiche Halunken .
    »Sind Sie beide nicht befreundet oder so?«, fragte Jennings. Und dann lachte er mir ins Gesicht.
    »Oder so«, sagte ich und steckte mir eine an.
    Wir fixierten einander für einen unangenehm langen Moment, und dann sprach Jennings.
    »Ich hab schlechte Nachrichten für Sie«, sagte er. Seine schlaffen Gesichtszüge spannten sich zu einem höhnischen Grinsen. »Die Jungs hier mögen ja den Buck Schatz bewundern, den sie aus all den Storys kennen, aber ich durchschaue Ihren ganzenBockmist. Ich hab mich auf den Straßen dieser Stadt aus dem Dreck hochgearbeitet. Wer weiß, was aus mir geworden wäre, wenn sich nicht Max Heller meiner angenommen hätte.«
    »Oh Mann«, sagte ich und rieb mir die Schläfen. »Jesus Christus.« Die jungen Cops unten hatten mich also doch reingelegt und mit Hellers Schützling zusammengebracht. Dabei war mir an Jennings bisher gar kein bisschen Unfreundlichkeit aufgefallen, und ich fragte mich, wie mir die Boshaftigkeit in seiner Stimme hatte entgehen können. Ich war doch mal ein harter Brocken gewesen, dem man nichts vormachen konnte.
    »Komm mir nicht mit Christus, du Judenschwein.« Er deutete energisch mit dem Finger auf mich. »Ich gehe zur Kirche. Darin einen Sinn zu sehen, hat Max mir beigebracht, und noch vieles mehr, denn er war beinahe wie ein Vater für mich.«
    Jetzt war es an mir, zu lachen. »Da kannst du mir nur leidtun, Kleiner.«
    »Nein.« Er stand auf und beugte sich über den Tisch. Eindeutig aggressiv. Jetzt fiel mir auch auf, dass sich sonst niemand im Raum befand. »Ich brauch dir nicht leidzutun. Du siehst doch aus wie Herr Kartoffelkopf . Arme Sau.«
    Ich sagte nichts. Fünfzehn Jahre lang hatten Max Heller und ich anderthalb Meter entfernt voneinander gesessen und kaum ein Wort gewechselt, bis er schließlich befördert wurde. Ich hielt ihn für einen karrieregeilen Arschkriecher und er mich für eine tickende Zeitbombe.
    In einem Film hätte man uns zu widerwilligen Partnern zusammengespannt, die allmählich lernen, einander zu respektieren. Die Realität war weniger aufregend: Wir pflegten unsere vor sich hin schwelende gegenseitige Feindseligkeit, ließen es aber nicht zum großen Knall kommen. Dann ging ich in den Ruhestand und dachte nicht mehr oft an Max.
    »Vierzig Jahre hat sich Max gequält, hat gute, sorgfältige Arbeit geleistet, hat Killer hinter Gitter gebracht und seine Fälle abgeschlossen, während Sie in einem aufgemotzten vorschriftswidrigenWagen spazieren gefahren sind, mit Ihrer schamlos vorschriftswidrigen Privatkanone Verdächtige abgeknallt und dafür gesorgt haben, dass Ihr Bild groß in die Zeitung kam.«
    Jetzt war ich an der Reihe, mit dem Finger auf ihn zu zeigen. »Ist mir völlig egal, was Heller Ihnen erzählt hat. Ich war der verdammt beste Cop in den südöstlichen Vereinigten Staaten. Die Abteilung hat mir jeden Orden an die Brust geheftet, den sie zu vergeben hatte, und dann noch ein paar neue für mich erfunden.«
    »Als wenn ich das nicht wüsste«, sagte Jennings. »Mir wollte man die Schatz-Medaille für außergewöhnliche Tapferkeit verleihen, aber das Scheißding hab ich abgelehnt.«
    Davon hatte mir niemand erzählt, und von diesem Kerl hier hatte ich auch
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