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der Agentenschreck

der Agentenschreck

Titel: der Agentenschreck
Autoren: Dorothy Gilman
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Kosta duckten sich im Lastwagen, der durch die klaffende Lücke der
    Außenmauer in den Gefängnishof rollte.
    Als sie sich der Ziegelmauer des Instituts näherten, brüllte Georgi: »Spring, mein Freund!«
    Sie warfen sich aus dem Lastwagen, ließen sich abrollen und landeten schließlich gebückt unter der Hausmauer. Der Lastwagen durchstieß die Wand. Der Anprall löste die
    Sprengladung unter der Motorhaube aus. Von allen Seiten prasselten Steine und Ziegel auf sie nieder. »Los!« schrie Georgi. Sie sprangen über den Schutt und rannten in den
    Zellenblock. Hochrufe begrüßten sie aus den Zellen. Grinsend lief Georgi durch die
    Staubwolken. Wir haben eine Menge Dynamit, überlegte er. Zuerst wollte er seine vier
    Freunde befreien, unter denen sich auch sein Bruder befand, aber während Kosta die vier zu Tsanko brachte, blieb genügend Zeit, einige weitere Gefangene freizusetzen. Vielleicht kamen sie nicht weit, aber hol's der Teufel, dachte er. Immerhin blieb ihnen der Geschmack der Freiheit und der Duft der frischen Luft. Sie würden sich endlich wieder wie Menschen fühlen. Er wollte ihnen zumindest eine Chance geben.
    Er öffnete die Zelle seines Bruders. Da erloschen die Lichter.
    Im Innenhof trieben Radev und Mrs. Pollifax die Gänse beharrlich zum Treppenhaus, das zu den höhergelegenen Zellenblocks führte. Ehe das Echo der ersten Explosion verebbt war,
    hatten sich zumindest sechs verschreckte Gänse auf der Treppe niedergelassen. Bei der
    zweiten Detonation packten Mrs.
    Pollifax und Radev je eine Gans, liefen die Treppe hinauf und trieben das restliche Dutzend vor sich her. Sie waren im zweiten Stockwerk angelangt, als das Licht ausging. Jemand lief die Treppe hinunter, stolperte über die Gänse und stürmte fluchend an Mrs. Pollifax vorbei.
    Mit der Gans unter dem Arm stieg Mrs. Pollifax höher. Plötzlich rannte eine dunkle Gestalt in sie und warf sie beinahe um. Ein Mann packte ihren Arm, ein Streichholz flammte auf und ein Posten schrie sie an. Mrs.
    Pollifax hob die Gans hoch, stieß gutturale Laute aus und zeigte himmelwärts. Wütend
    schob der Posten sie beiseite, pustete das Streichholz aus und lief nach unten.
    Sie hatte Radev verloren. Die Gans unter ihrem Arm war eben draufgekommen, daß sie nur
    den langen Hals recken mußte, um Mrs. Pollifax am Kinn zu schnappen, bis es blutete.
    Endlich erreichte Mrs. Pollifax das dritte Stockwerk. Erleichtert blieb sie stehen. Die Tür war aus den Angeln gesprungen und stand offen. In der Dunkelheit hörte Mrs. Pollifax die Gans mit den Flügeln schlagen.
    Leise trat Mrs. Pollifax ein. Sie hatte plötzlich jede Orientierung verloren. Vor ihr lag ein langer dunkler Korridor, an dessen Ende sich ein Fenster befand. Links gab es ein zweites Fenster. Dazwischen lagen die Reihen der Zellen. Ratlos stand sie da, bis beim linken
    Fenster ein Licht aufleuchtete. Es krachte wie eine Rakete. Im hellen Schein sah sie, wie Radev sich vorbeugte und die Gitterstäbe aus dem Fenster riß. Sie ließ die Gans fallen und erreichte ihn eben rechtzeitig, um das Seil festzuhalten, das Boris über den Hof geschossen hatte.
    Gemeinsam knoteten sie es an den Gitterstäben einer Zelle fest. Die Gänse schnatterten.
    Rundum brüllten Männerstimmen.
    »Philip?« rief sie. »Philip Trenda?«
    »Das kann nicht wahr sein«, ertönte eine amerikanische Stimme aus der Zelle neben dem
    Fenster.
    »Dort drüben«, sagte sie zu Radev, der ein Streichholz anriß.
    In dem Schein starrte ihnen hinter dem Gitter ein bleiches Gesicht mit eingesunkenen Augen entgegen, das Mrs. Pollifax das letztemal am Montag beim Zoll gesehen hatte. »Guten
    Abend«, sagte sie etwas unpassend und mit Tränen in den Augen. »Wir sind gekommen,
    um Sie zu holen.«
    Debby kniete mit klappernden Zähnen neben Boris an der Wand. Immer wieder hatten sie
    vorsichtig das Seil erprobt, aber es blieb schlaff und ohne Halt. Gräßlich ist das Warten, dachte Debby. Angestrengt starrte sie aus dem Fenster, bis gegenüber ein schwaches Licht aufzuckte. »Sie haben das Fenster erreicht«, flüsterte sie Boris zu.
    » Da. Gott sei Dank!« Boris beugte sich vor, probierte das Seil aus und zupfte behutsam daran. »Es ist verankert!« frohlockte er. »Jetzt ist es soweit. Halten Sie sich bereit!«
    Mrs. Pollifax und Radev mußten Phil gefunden haben. Sie würden mit der letzten Ladung
    Dynamit seine Zelle aufsprengen, und er mußte jeden Augenblick am Fenster erscheinen,
    um den Hof zu überqueren. »Wieviel Zeit haben wir
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