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der Agentenschreck

der Agentenschreck

Titel: der Agentenschreck
Autoren: Dorothy Gilman
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General Ignatov ins Gefängnis zu stecken, unseren letzten Agenten in Sofia abtrünnig zu machen und einen toten Amerikaner auferstehen zu lassen?«
    »Sie kann's eben nicht lassen«, Bishop grinste. »Wen soll ich jetzt zuerst anrufen, Sir: das Außenamt oder den Flugschalter?«
    Auch Mrs. Pollifax legte den Hörer auf und öffnete die Glastür zum Balkon. Auf der Schwelle hielt sie an, um das Bild zu bewundern, das sich ihr bot: den langen, blumengeschmückten Tisch, die bereitstehenden Kellner, die Trendas und Debby, die auf sie warteten. Eine ungleiche Gruppe, dachte sie lächelnd. Da war Peter Trenda, geborener Petrov Trendafilov, ein reizender kleiner Mann mit dichtem Haar, das genauso weiß war wie sein Leinenanzug.
    Rechts neben ihm saß Philip. Obwohl er noch immer blaß und erschöpft aussah, wirkten seine Augen bereits eine Spur frischer als am Vortag. Links saß Mrs. Bemish. Sie sah bereits verjüngt und vitaler aus und verschlang ihren Bruder mit glücklichen Blicken.
    Und Debby hatte zur Ehre des Tages das Haar hochgekämmt. Ihre Augen leuchteten wie Sterne. Die Überlebenden einer denkwürdigen Woche, dachte Mrs. Pollifax.
    »Champagner zum Frühstück!« sagte Debby ehrfürchtig, als der Kellner sich über sie neigte und ihr Glas füllte. »Und das Frühstück mittags. Ganz wie in einem altmodischen Film.«
    »Warum auch nicht? Schließlich trägt Dad eine Million Dollar in seiner Aktentasche bei sich.
    Heia«, sagte Phil zu Mrs. Pollifax. »Kommen Sie zu uns. Das Fest kann beginnen, und Dad will noch eine Unmenge von Ihnen hören. Haben Sie Ihr Gespräch bekommen?«
    Sie nickte und trat an den Tisch. »Ja, aber die Verständigung war äußerst schwierig. Mr.
    Carstairs schien überhaupt nicht zu begreifen, wovon ich eigentlich rede!«
    Debby lachte. »Kunststück! Er hat die letzte Woche auch nicht mit Ihnen verbracht!«
    »Er kommt mit dem nächsten Flugzeug hierher«, sagte Mrs.
    Pollifax zu Mr. Trenda. »Sie und Phil sollen bis zu seiner Ankunft mit niemandem sprechen.
    Er sagte etwas von Außenamt.«
    Peter Trenda nickte. »Ganz meine Meinung. Man wird vermeiden wollen, Bulgarien zu blamieren. Außerdem sind wir hier beide völlig inkognito«, fügte er lächelnd hinzu. »Ich bin als Petrov Trendafilov abgestiegen, und mein Sohn heißt noch immer Anton Schönstein.
    Mein Sohn«, wiederholte er lächelnd, »der von den Toten auferstanden ist, Mrs. Pollifax...
    Debby...«
    Seine Stimme versagte. »Ich kann nicht in Worte fassen, wie mir zumute war, als ich mich heute früh der Bank näherte und euch alle dort vorgefunden habe. Sie haben mir meinen Sohn und meine Schwester zurückgegeben.«
    Mrs. Pollifax lächelte, um ihre Rührung zu verbergen. »Jetzt wären wohl ein paar Trinksprüche angebracht, wie? Bei soviel Champagner!«
    Trenda nickte. »Sie sind sehr weise. Glück und Tränen sind uns allen jetzt sehr nahe. Nun, Philip? Du bist als erster an der Reihe, weil du heute der eigentliche Gastgeber bist.«
    Philip sah von einem zum anderen. Dann sagte er nüchtern:
    »Gut. Dann will ich ganz von vorne anfangen und auf eine zufällige Begegnung am Belgrader Flughafen trinken, wo alles begonnen hat.«
    »Gibt es denn überhaupt Zufälle?« fragte Mrs. Pollifax nachdenklich.
    Peter Trenda lächelte. »Sie haben auch dieses Gefühl, nicht wahr?« Er hob sein Glas.
    Debby fröstelte es plötzlich.
    »Was hast du, Deb?« fragte Phil. »Ist dir kalt?«
    »Nein.« Sie hatte Tränen in den Augen. »Ich weiß nicht wirklich. Es ist bloß — eine ganze Woche war ich müde und habe mich gefürchtet. Dreimal wurde ich beinahe ermordet, den Daumen hat man mir gebrochen, und — ich war noch nie so glücklich! Gehört der nächste Trinkspruch mir? Vorausgesetzt, einer leiht mir ein Taschentuch.«
    »Ein Taschentuch!« rief Mrs. Pollifax lachend. »Aber bitte — ich würde Ihnen mein Leben geben, junge Dame, ein Taschentuch ist nicht der Rede wert.«
    »Danke.« Debby wischte sich die Augen. Dann hob sie ihr Glas und betrachtete es so lange und nachdenklich, daß Mrs. Pollifax sich bereits fragte, was sie in dem perlenden Champagner sah.
    Jeder von uns ist leicht verdreht und verzaubert, dachte sie.
    Debby sagte ernst: »Mein Trinkspruch kann keinem anderen gelten als einem besonders tapferen Mann namens Tsanko.«
    Mrs. Pollifax horchte gespannt auf.
    »Wir wissen nicht, wer er ist«, fuhr Debby stirnrunzelnd fort.
    »Wahrscheinlich werden wir es auch nie erfahren. Aber er hat uns in Tarnovo das Leben
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