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Der Agent

Der Agent

Titel: Der Agent
Autoren: Gordon R. Dickson
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bekümmert. „Nachdem du mich in einem fairen Kampf auf solche Weise besiegt hast, Hacke-und-Schaufel? Nicht, daß ich den alten Tagen zu sehr nachtrauern würde, nein. Mein jetziges Leben bietet einige Entschädigungen.“
    „Wirklich?“ fragte Bill.
    „Nun, gewiß“, sagte Knochenbrecher. „Zum einen ist da meine kleine Frau – und sie ist ein Prachtweib, Hacke-und-Schaufel. Nicht nur, daß sie die beste Köchin weit und breit ist, sondern sie wird auch mit jeder anderen Frau fertig – sie kann zwei andere Frauen zusammenschlagen, wenn es darauf ankommt. Das hat sie von ihrem Vater gelernt. Ja, Süßes Ding ist die richtige Frau für mich, in jeder Hinsicht – und obendrein habe ich durch sie auch noch den besten Schwiegervater bekommen. Ein schlauer Bursche, dieser Mehr Marmelade, Hacke-und-Schaufel …“
    Knochenbrechers Nase zuckte, was einem menschlichen Augenzwinkern gleichkam. „Ich glaube, du weißt, daß er und ich miteinander wohl die meisten Leute in Sumpfloch dazu bringen können, so ungefähr allem zuzustimmen, was wir wollen. Du siehst also, daß es mir recht gut geht, auch wenn meine Banditentage vorbei sind. Und ich nehme an, das wolltest du von mir wissen, ist es nicht so, Hacke-und-Schaufel?“
    „Nun, ja, das wohl auch“, antwortete Bill zögernd. „Aber da ist noch etwas … du mußt verstehen, mein Gedächtnis ist ganz durcheinander, was unseren Kampf betrifft, und das beunruhigt mich sehr.“
    „Dein Gedächtnis?“ fragte Knochenbrecher sanft.
    „Ja, so ist es.“ Bill schüttelte den Kopf. „Du erinnerst dich, du mußt mir einen recht kräftigen Schlag versetzt haben in diesem Lagerhaus, auch wenn ich als erster auf meinen Füßen hinausgekommen bin. Danach habe ich ein paar Tage lang flachgelegen. Und dieser Schlag auf den Kopf scheint meine Erinnerung ganz durcheinander gebracht zu haben. Stell dir vor, es ist nicht zu glauben, aber ich ertappe mich immer wieder dabei, daß ich meine, ich hätte dein Bein berührt, wie es am Boden lag – noch bevor all diese Balken herunter rollten und dich zudeckten.“
    „Na, so etwas!“ Knochenbrecher schüttelte bedächtig den Kopf. „Dann habe ich dir aber wirklich einen schweren Schlag versetzt, Hacke-und-Schaufel, wie? Also, warum sollte ich wohl am Boden gelegen und darauf gewartet haben, daß ein paar Balken auf mich herunterrollen?“
    „Nun, vermutlich wirst du darüber lachen“, erwiderte Bill, „aber es will mir nicht aus dem Kopf gehen, daß du nicht nur dort gelegen, sondern auch diese Balken selbst auf dich heruntergezogen hast. Und daß deshalb die Leute gedacht haben, ich hätte gewonnen. Aber natürlich weiß jeder, daß du so etwas nicht tun würdest.
    Schließlich hast du um dein freies Banditenleben gekämpft. Du hast dir bestimmt nicht gewünscht, zu heiraten und dich als Gastwirt niederzulassen. Und so sage ich mir immer wieder, ich sollte solche Dinge nicht denken. Oder?“
    Das letzte Wort schleuderte Bill dem großen Dilbianer entgegen. Knochenbrechers Augen waren halbgeschlossen, und seine Miene war nachdenklich.
    „Nun, ich sag’ dir was, Hacke-und-Schaufel“, erklärte er endlich. „Solange du es nur bist, und weil du ein Shorty bist, habe ich wohl nichts dagegen, wenn du das denkst – wenn du das gern denken möchtest.“
    „Aber ich werde dir mal erzählen“, fuhr Knochenbrecher unerwartet fort, „wie meine Erinnerung an unseren Kampf aussieht.“
    „Und wie sieht sie aus?“ fragte Bill mißtrauisch.
    „Nun, ich stelle mir vor, wie ich in der Dunkelheit da drinnen herumschlich – und plötzlich bist du auf mich losgestürzt wie eine wilde Baumkatze“, sagte Knochenbrecher. „Bevor ich noch ganz bei mir war, warst du schon über mir. Als nächstes hast du mir das Schwert aus der Faust geschlagen und meinen Schild gespalten. Dann hast du einen Balken genommen und mich damit getroffen. Dann hast du mich mit einem anderen Balken geschlagen, und dann fiel der ganze Haufen herunter, während du mich durch die Wand des Lagerhauses geschleudert hast, mir nachgesprungen bist und mich wieder durch einen anderen Teil der Wand ins Haus zurückgeworfen hast, wo mich dann der Rest der herunterrollenden Balken bedeckte.“
    Knochenbrecher schwieg. Bill starrte ihn eine ganze Weile an, bevor er seine Sprache wiederfand.
    „Ich habe dich durch die Wand geschleudert? Zweimal“, krächzte er. „Wie war das möglich? Es waren doch gar keine Löcher in den Wänden des Lagerhauses!“
    „Nicht?“
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