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Der Agent

Der Agent

Titel: Der Agent
Autoren: Gordon R. Dickson
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sagen, daß es nicht so wäre. Also, wenn er nur seinen Mund gehalten oder es zugegeben und über sich selbst gelacht hätte … aber nein, da mußte er sich aufregen und behaupten, er wäre gar nicht betrunken. ‚Aber ich bin nicht betrunken!’, so hat er gesagt. Aber als sie ihn dann fragten, wie es käme, daß er mit Bier bekleckert ohne Besinnung dagelegen hatte, wußte er darauf keine gute Antwort. Er versuchte, irgendeine schwache Geschichte zu erzählen, daß er vielleicht gestolpert war und sich den Kopf an der Hauswand angeschlagen hatte. Nun, und du weißt, daß das eine Lüge ist, Hacke-und-Schaufel. Niemand stolpert und schlägt sich den Kopf an einer Holzwand stark genug an, um die Besinnung zu verlieren. Und so bekam er natürlich einen neuen Namen.“
    „Natürlich“, stimmte Bill automatisch zu. Er kannte dilbianische Verhaltensweisen inzwischen gut genug, um zu wissen, daß War-Nicht-Betrunken ein Name war, der Mula-ay sehr zum Nachteil gereichte, so wie Faßbauch ein vorteilhafter Name für ihn gewesen war. Es wurde ihm aber auch bewußt, daß der Bergläufer ihm auf seine versteckte, dilbianische Weise etwas mitzuteilen versuchte.
    „Du sagtest, daß die Leute in den Bergen sich dafür interessieren, wie ich mit den Dingen hier unten fertig geworden bin?“ kehrte er hastig zum anfänglichen Thema zurück. „Warum sollte sie das interessieren?“
    „Oh, dafür gibt es viele Gründe, Hacke-und-Schaufel“, antwortete der Läufer leichthin. „Manche mögen sich gefragt haben, wie sich das wohl auswirken könnte, wenn du den Sumpflochern hilfst, alle möglichen Dinge anzubauen. Nun, die Tiefländer hier gelten zwar nicht viel beim Bergvolk, aber sie sind doch immer noch Landsleute, und viele Hochländer waren neugierig darauf, zu sehen, wem die Sumpflocher sich am Ende anschließen würden – dir oder dem Fatty. Nur für den Fall, daß sie eines Tages in eine ähnliche Situation geraten sollten.“
    „Ich verstehe“, sagte Bill.
    „Und was glaubst du, werden sie davon halten, wie sich die Dinge hier entwickelt haben?“
    „Nun“, meinte der Läufer bedächtig, „ich glaube, es wird einige Leute geben, vielleicht sogar recht viele Leute, die ganz froh sein werden, daß die Dinge so gekommen sind, wie sie gekommen sind. Und zu diesen Leuten gehöre ich selbst wohl auch.“ Unvermittelt wechselte der Bergläufer das Thema. „Übrigens, ich habe Knochenbrecher deine Nachricht überbracht, wie du mir aufgetragen hast. Ich sagte ihm, daß du ihn gern noch sehen würdest, bevor du abreist.“
    „Aber er wollte nicht kommen?“ Bill konnte nirgends den ehemaligen Banditenchef entdecken.
    „Oh, doch, er kommt“, antwortete der Läufer. „Er hat mit mir zusammen das Dorf verlassen.“
    „Aber wo ist er dann?“ fragte Bill bestürzt, der immer noch nichts von Knochenbrecher sehen konnte.
    „Nun, ich bin wohl etwas schneller gegangen als er“, meinte Bergläufer gemütlich, „und er ist etwas zurückgefallen. Aber da ist er ja. Muß sich wohl erst euren fliegenden Kasten angesehen haben.“
    Und tatsächlich, da stand Knochenbrecher unter den übrigen Dilbianern, die das Schiff begutachteten, und jetzt wandte er sich ab und kam auf Bill zu.
    „Nun“, sagte der Läufer, „jetzt muß ich mich wohl auf die Beine machen. Vielleicht sehen wir uns mal wieder, irgendwann, Hacke-und-Schaufel.“
    „Das hoffe ich auch“, sagte Bill aufrichtig.
    „Richtig. Bis dann“, entgegnete der Bergläufer, drehte sich um und ging davon. Die Dilbianer pflegten aus Begrüßungen und Abschieden keine große Angelegenheit zu machen.
    „Nun, Hacke-und-Schaufel!“ sagte eine tiefe Baßstimme neben ihm, und Bill wandte sich Knochenbrecher zu. „Ich habe gehört, du hast nach mir gefragt, seit du wieder auf den Füßen bist. Und so habe ich der Frau gesagt, daß ich mit dir sprechen würde, um zu sehen, was du willst, bevor du abreist.“
    „Der Frau?“ wiederholte Bill. „Süßes Ding?“
    „Wer sonst?“ entgegnete Knochenbrecher und beklopfte sanft seinen Magen in einer Weise, die ein wenig an Mehr Marmelades Lieblingsgeste erinnerte. „Ja, ich bin jetzt Gastwirt, Hacke-und-Schaufel, und die Bande aus dem Tal ist nicht mehr. Die meisten von ihnen sind mit mir ins Dorf gekommen, und die übrigen sind fortgezogen.“
    „So hast du also das Banditendasein ganz aufgegeben und dich richtig niedergelassen, nicht wahr?“ bemerkte Bill.
    „Was hätte ich sonst tun können?“ Knochenbrecher seufzte
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