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Der Abgrund Kommissar Morry

Der Abgrund Kommissar Morry

Titel: Der Abgrund Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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der unerschütterlichen Starrheit des Kommissars zunächst sprachlos. Sein Gesicht färbte sich krebsrot; stark traten an seinen Schläfen dicke Adern hervor.
    Seine sonst so ruhige und klare Stimme überschlug sich fast: „Ich brauche Sie wohl nicht daran zu erinnern, daß Sie strafbare
    Handlungen aufzuklären haben und nicht, wie Sie es in diesem Augenblick tun, den Verteidiger eines Mannes zu spielen, der dringend zweier Morde verdächtigt ist!“
    „Eine Augenblick, Sir", warf nun Morry mit fester Stimme ein.
    „Ich habe keineswegs die Absicht, meinen Beruf zu wechseln. Doch wenn Sie Mister Grangas für den Mörder Philip Dales und John Gutwells halten, dann erwirken Sie bitte bei dem zuständigen Richter einen Haftbefehl gegen diesen Mann. — Ich kann nur sagen, daß nach dem jetzigen Stand des Ermittlungsverfahrens jeder, aber auch jeder Mensch in dieser Neunmillionenstadt genauso verdächtig ist wie Mister Grangas es Ihrer Meinung nach ist! Ich stelle mich nicht, wie einige böse Zungen behaupten, vor Alec Grangas! Gewiß, Alec Grangas war mir kein Unbekannter. Das bewahrt ihn aber nicht davor, daß ich ihn, wenn er der Täter sein sollte, an den Galgen bringe.. Soweit dürften Sie mich kennen, Sir!"
    Aufgeregt begann der Sektionspräsident eine Wanderung durch sein Zimmer. Was er eben gehört hatte, ging ihm zwar gewaltig ,gegen den Strich', doch die Worte seines Kommissars hatten ihn sichtlich beeindruckt. Bedeutend ruhiger geworden, blieb er vor Morry stehen. Seine Augen forschten in dem Gesicht des Mannes, den er vor Sekunden noch nach Strich und Faden herunterzuputzen gedachte. Ja, er hatte ihm sogar die Bearbeitung der mysteriösen Mordfälle aus den Händen nehmen wollen. Alis er weitersprach, deutete er diese Absicht sogar an, denn er sagte:
    „Morry, ich weiß nicht, ob es für unser Prestige der Bevölkerung gegenüber tragbar ist, Ihnen diese Mordfälle weiter zur Bearbeitung zu belassen. Ich persönlich hatte bereits die Absicht, vor Ihren anklagenden Worten, meine ich, mit denen Sie jeden einzelnen unserer Stadt für verdächtig erklärten, Ihnen einen anderen Wirkungskreis zu geben. — Doch dieser Schritt scheint mir jetzt nicht mehr angebracht. Sie dürfen über mich denken, was Sie wollen, ich hatte einzig und allein das Wohl und die Sicherheit der Bevölkerung im Auge."
    Der Sektionispräsident fühlte sich in dieser zwischen ihm und Kommissar Morry so zugespitzten Lage offensichtlich unbehaglich. Man sah es ihm an, daß er nicht wußte, was er machen sollte.
    Morry hatte bei den Worten seines Vorgesetzten nur kurz seine Augenbrauen zusammengezogen. Diese Anklage war für ihn mehr als ein Schlag ins Gesicht.
    Er straffte sich plötzlich und sagte mit fester Stimme:
    „Sir! Diese Entscheidung liegt nach wie vor allein bei Ihnen! Sollten Sie mit meiner Methode nicht mehr zufrieden sein, muß ich eine Abnahme der Bearbeitung dieser Mordfälle als eine Erklärung meiner Unfähigkeit betrachten, und . . .“
    „Hören Sie damit auf, Morry! Ich möchte keinesfalls wegen dieser verflixten Angelegenheit einen Mann wie Sie verlieren", stoppte der Sektionspräsident den zur letzten Konsequenz bereiten Kommissar.
    „No! No! Allem Geschrei der Zeitungen zum Trotz, Sie bleiben, wo Sie sind! Ich bin sicher, daß Sie die Angelegenheit zu einem guten Ende bringen werden."
    Es war ein ganz anderer Mann, der jetzt auf Kommissar Morry einredete. Nichts war in seiner Haltung von seinem vorherigen Groll noch zu spüren.
    „Gut, Sir! Ich bin nicht empfindlich, dennoch muß ich sagen, daß mich Ihre vorherige Einstellung hart getroffen hatte. Doch lassen wir das auf sich beruhen, und reden wir als Männer miteinander", lenkte Morry damit auch seinerseits ein.
    „Okay, Morry! — Vergessen wir den für beide Teile unfruchtbaren Streit."
    Kommissar Morry hatte sich hart am Abgrund seiner bisher so erfolgreichen Laufbahn in Scotland Yard bewegt. Es hätte eines einzigen Wortes aus denn Munde des Sektionspräsidenten bedurft. Die rechtzeitige Einsicht der beiden Männer, deren vornehmste Aufgabe es war, die Bevölkerung ihrer Stadt vor der Willkür und Gewalt ruchloser Elemente zu schützen und die Gesetzesübertreter der Gerechtigkeit auszuliefern, siegte über die Mißstimmung aller augenblicklichen Fehlschläge. Es würde jedoch nicht mehr allzulange dauern, bis der oder die Mörder Philip Dales und John Gutwells einer gerechten Strafe zugeführt werden konnten.
    Kommissar Morry wußte auf Grund seiner
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