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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer
Autoren: Steve Mosby
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Stunde.
    »Alles klar«, sagte ich und kritzelte hektisch weiter. »Wie komme ich dorthin?«
     
     
    3. Dezember
21 Stunden 10 Minuten bis Tagesanbruch
10:10 Uhr
     
    Eileen
    Nachdem Eileen mit Mark Nelson gesprochen hatte, ging sie ziellos von Zimmer zu Zimmer durchs ganze Haus. Sie hatte das Gefühl, auf etwas zu warten, und wollte nur ungern etwas anderes anfangen, bevor es geschehen war. Inzwischen konnte sie nicht zur Ruhe kommen.
    Was seltsam war, denn sie hatte den ganzen Tag frei, und obwohl ihre Schwester sie manchmal besuchte, kam sie nie unangemeldet. Nichts Dringendes stand an, keine Termine. Auf ihrem Kalender war nichts eingetragen. Doch als sie das Klopfen an der Tür hörte, schien das plötzliche, anscheinend unerwartete Geräusch doch eine Spannung zu lösen. Das hatte schon vor dem Wochenende angefangen. Seit ihrem Traum Freitagnacht hatte sie ständig ein unbehagliches Gefühl.
    Eileen hatte nach dem Aufwachen darüber nachgedacht und etwas später mit John darüber gesprochen. Der Traum war kurz und nicht gerade ereignisreich gewesen, er bestand nur daraus, dass sie im Haus umherging und Dinge bemerkte, die verändert waren oder sogar fehlten. Wie das bei Träumen üblich ist, tauchte in ihrem Gedächtnis dazu noch blitzartig eine komplizierte Vorgeschichte auf, die alles erklärte, aber sie erinnerte sich nur noch daran, dass John sie verlassen hatte. Seine Sachen waren nicht mehr da. Bücher standen schief gegeneinandergelehnt auf den Regalen. Bilder waren von den Wänden genommen und hatten helle Flecken an der Wand hinterlassen. Im gemeinsamen Kleiderschrank hingen nur Eileens Kleider wie ein vielfarbiger Strichcode.
    »Ich hoffe, du hast nicht vor, abzuhauen«, sagte sie beim Frühstück zu John.
    Ihr Ton ließ erkennen, dass sie es nicht ernst meinte, aber eigentlich hatte sie doch auf eine Antwort gewartet. Eileen sprach oft über Träume, die sie beunruhigten. Manchmal dachte sie sich sogar den Inhalt aus, damit sie irgendwelche Probleme, die sie hatten, auf schonendere Weise besprechen konnten. John wusste das nicht, doch sie waren schon lange verheiratet, und er begriff, dass sie ihn damit bat, sie zu beruhigen, was er dann im Allgemeinen auch tat. Nach über dreißigjähriger Ehe wäre es merkwürdig gewesen, wenn er bei ihr nicht zwischen den Zeilen hätte lesen können.
    »Ich bin zu alt, um wegzulaufen«, sagte er.
    »Ist das der einzige Grund?«
    Er dachte darüber nach. »Und auch zu müde.«.
    »Dann ist es ja gut.«
    Doch das Lesen zwischen den Zeilen galt für beide Seiten, und Eileen hatte bemerkt, dass seine erste Antwort nur flüchtig hingeworfen, seine zweite jedoch überlegter war. Es gab natürlich Hunderte anderer Gründe, warum John sie nie verlassen würde, aber er wusste, dass sie die als selbstverständlich annehmen würde. Statt sie zu erwähnen, hatte er deshalb etwas anderes angesprochen. Zu müde.
    Sie hatte ihn das ganze Wochenende beobachtet und gedacht, dass müde eigentlich nicht der richtige Ausdruck war. Müdigkeit war ein Problem, das sich durch Schlaf lösen ließ. Aber John hatte in den letzten paar Wochen den Eindruck gemacht, als schliefe er gut, wache dann jedoch jeden Morgen immer ein bisschen erschöpfter auf, als er am Abend vorher gewesen war. Zu verloren wäre eine genauere Definition dafür. Um wegzulaufen, brauchte man schließlich eine genaue Richtung, in die man laufen konnte.
    Also wanderte Eileen nach dem Gespräch mit Mark durchs Haus und fragte sich, ob es die Anstellung dieses neuen Mitarbeiters war, die ihren Mann bedrückte. Er erinnert mich an mich, hatte John gesagt und geklungen, als sei er nicht ganz sicher, ob das gut oder schlecht war. Vielleicht war es das, was ihn beschäftigte. Oder vielleicht ging es nur darum, dass Andrew ersetzt worden war. Oder vielleicht war es auch gar nichts Bestimmtes. Die letzten zwei Jahre waren voll guter und schlechter Phasen gewesen, und sie hatte sie nicht alle wirklich festhalten können. Manchmal hatte er kaum die Energie gehabt, morgens aufzustehen. Bei anderen Gelegenheiten war er wieder so wie vor seinem Nervenzusammenbruch. Doch was auch immer es jetzt war, sie wünschte sich, er würde einfach mit ihr darüber sprechen, so wie …
    Es klopfte mehrmals.
    Sie blieb stehen. Jemand war an der Seitentür des Hauses, dem Anbau, der für Klienten reserviert war. Sie brauchte nicht einmal in ihrem Terminkalender nachzusehen, um zu wissen, dass sie keinen Termin vergessen hatte. Es war Donnerstag,
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