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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer
Autoren: Steve Mosby
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da.
    Im Raum war es still, nur die Computer summten auf Standby. Zu dieser Tageszeit war das Team vielleicht unterwegs, vermutete ich, aber trotzdem – was für einen unglaublichen Eindruck hatte ich gemacht!
    Ich schnaufte.
    Sag, dass es dir leid tut, mach nicht noch mal den gleichen Fehler. Das war’s dann.
    Ich schloss die Tür und schaltete das Licht an. Es summte und flimmerte, bevor es ganz anging, und die produzierte Helligkeit schien dann kaum der Mühe wert. Es war diese Art von blasser, zweckmäßiger, aber kümmerlicher Beleuchtung, die man in jedem alten Büro findet, und was sie beleuchtete, waren auch nicht gerade die großartigsten Errungenschaften. Fünf alte Schreibtische, auf denen sich insgesamt viel mehr Unterlagen türmten, als ein Team von fünf je bearbeiten konnte, ein paar Monitore und Festplatten, Kabelgewirr, alte Akten, die sich neben abgenutzten Stühlen stapelten.
    Auf jedem Schreibtisch stand ein dreieckiges, silbrig glänzendes Namensschild, und ich fand schnell meinen Platz. Es wäre besser gewesen, wenn der Schreibtisch leer und aufgeräumt gewesen wäre, doch natürlich war dem nicht so. Unter Staub und Büroklammern fanden sich mehrere prallvolle Aktenordner, die durchzugehen Tage in Anspruch nehmen würde. Auch ein Stoß CDs, von einem Gummiband zusammengehalten, lag dort, und ein Klebezettel empfahl sie meiner Aufmerksamkeit. Ich nahm den Stapel zur Hand und legte ihn wieder hin. Akten mit aktuellen Berichten – Fälle, die demnächst vor Gericht gingen. Oh Gott. Inzwischen erschien es mir noch viel unmöglicher, diesen Vormittag zu bewältigen. Innerhalb von ein paar Stunden würde ich mich über wochenlange Entwicklungen auf den neuesten Stand bringen müssen.
    Einen Moment lang starrte ich die Papiermassen an und versuchte, ihnen zu verstehen zu geben, dass ich hier das Sagen hatte und ihnen zweifelsfrei gewachsen sein würde. Aber irgendwie schienen sie kaum beeindruckt.
    Neben meinem fand ich Mercers Tisch.
    »Du meine Güte.«
    Ich war nicht sicher, ob ich überrascht war oder in gewisser Weise genau das erwartet hatte, aber wie auch immer, es gab tatsächlich keinen freien Fleck, auf dem man hätte arbeiten können. Die Papierstapel, die da lagen, sahen nicht so aus, als gehörte auch nur ein Blatt zum anderen. Ein Blick nach unten zeigte ähnliche Stöße, die unter dem Schreibtisch aufgeschichtet waren. Die rote Digitalanzeige am Anrufbeantworter zeigte fünfzehn Nachrichten.
    Dies war also mein neuer Chef: der berühmte Detective John Mercer. Sein Arbeitsplatz war ein Chaos, das von Genie oder Wahnsinn sprach. Ich wusste nicht, welches von beiden, hatte aber das Gefühl, dass man, wenn er plötzlich von einem Lastwagen erfasst würde, die Akten zu fünfzig Fällen wieder von vorn würde bearbeiten müssen. Niemand konnte dies hier übernehmen und hoffen, sich darin zurechtzufinden.
    Ich schaute auf die Wand hinter dem Schreibtisch. Ein fotokopiertes Schwarzweißbild von Mercer mit dem Bürgermeister war mit Reißnägeln dort befestigt. Dieses Jahr war ihm eine Auszeichnung wegen außerordentlicher Verdienste um die Stadt verliehen worden. In die obere Ecke hatte er mit schwarzem Kuli hahaha! geschrieben, als wäre ihm die Auszeichnung vor allem peinlich. Seht ihr, was ich mir gefallen lassen muss? Doch das Bild hing dort an der Wand, und je länger ich es betrachtete, desto mehr fand ich, dass sein Gesichtsausdruck nicht zu den oben hingekritzelten Worten passte. Er war damals noch nicht lange wieder auf seinem Posten gewesen, wenn ich mich recht erinnerte, und um Augen und Mund lag eine gewisse Traurigkeit. Der Bürgermeister hängte ihm eine Medaille um den Hals. Für mich sah es so aus, als sei Mercer besorgt, dass die Bürde ihm zu schwer werden könne.
    Natürlich hatte ich ihn beim Vorstellungsgespräch kennengelernt und erinnerte mich, dass er reichlich zerstreut gewesen war. Er hatte sich für die Gespräche interessiert, die ich oben am Niceday Institute geführt hatte, besonders die mit Jacob Neils, einem der Männer, die er hinter Gitter gebracht hatte; ansonsten jedoch hatte er die meisten Fragen seinem Team überlassen.
    Ich betrachtete noch immer das Foto und grübelte über den Gegensatz nach, der darauf zutage trat, als das Telefon auf Mercers Tisch klingelte. Ich starrte es eine Sekunde lang an und fühlte mich seltsam ertappt.
    Nimm dich zusammen, Mark, dachte ich und nahm beim dritten Läuten ab.
    »Detective John Mercers Büro. Mark Nelson am
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