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Der 1. Mord - Roman

Titel: Der 1. Mord - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Mann auf dem Boden.
    » O mein Gott! David! «, schrie sie. » David, o David! «
    Campbell wollte sich immer so an sie erinnern. Dieser erstarrte Blick aus weit aufgerissenen Augen. Die Hoffnung und die Verheißung, die soeben noch darin geglänzt hatten, waren jetzt erloschen.
    Die Worte strömten aus seinem Mund. »Sie wollen wissen, warum? Nun, ich auch .«

    »Was haben Sie getan?«, fragte Melanie heiser. Sie bemühte sich, dies alles zu begreifen. Ihre verschreckten Augen huschten hin und her und suchten nach einem Fluchtweg.
    Unvermittelt stürzte sie zur Tür. Campbell erwischte sie am Handgelenk und setzte ihr das Messer an die Kehle.
    »Bitte«, wimmerte sie mit starrem Blick. »Bitte, bringen Sie mich nicht um.«
    »In Wahrheit, Melanie, bin ich hier, um Sie zu retten.« Er lächelte in ihr zitterndes Gesicht.
    Campbell senkte die Klinge und stach zu. Mit einem Aufschrei bäumte sich ihr zierlicher Körper auf. Ihre Augen flackerten wie schwache Glühbirnen. Ein Todesröcheln entrang sich ihrer Kehle. Warum? , flehten ihre Augen. Warum?
    Er brauchte eine volle Minute, um wieder atmen zu können. Der Geruch von Melanie Brandts Blut war tief in seiner Nase. Beinahe konnte er nicht fassen, was er getan hatte.
    Warum?
    Er trug die tote Braut zurück ins Schlafzimmer und legte sie aufs Bett. Sie war wunderschön, mit feinen Gesichtszügen. Und so jung. Er erinnerte sich daran, wie er sie zum ersten Mal gesehen hatte und wie sehr sie ihn damals fasziniert hatte. Sie hatte geglaubt, die ganze Welt läge ihr zu Füßen.
    Er rieb die Handfläche gegen die weiche Oberfläche ihrer Wange und umschloss einen Ohrring mit den Fingern - einen lächelnden Mond.
    »Was ist das Schlimmste, das jemals jemand getan hat?«, fragte sich Phillip Campbell wieder. Das Herz hämmerte in seiner Brust.
    Dies hier? Hatte er es soeben vollbracht?
    »Noch nicht«, antwortete ihm eine innere Stimme. »Noch nicht ganz.«
    Langsam hob er das wunderschöne weiße Brautkleid hoch.

3
    Es war kurz vor halb neun an einem Montagmorgen im Juni, einem jener kühlen, grauen Sommermorgen, für die San Francisco berühmt ist. Diese Woche fing für mich nicht gut an. Ich blätterte alte Ausgaben des New Yorker durch, während ich darauf wartete, dass mein Hausarzt, Dr. Roy Orenthaler, mich hereinrief.
    Ich ging zu Dr. Roy, wie ich ihn manchmal nannte, seit ich an der San Francisco University Soziologie studiert hatte. Jedes Jahr kam ich gehorsam zur Untersuchung. Das war am vergangenen Dienstag gewesen. Überraschenderweise hatte er mich am Ende der Woche angerufen und mich gebeten, heute vor Dienstbeginn vorbeizukommen.
    Vor mir lag ein arbeitsreicher Tag: zwei offene Fälle und eine schriftliche Zeugenaussage vor dem Bezirksgericht. Ich hoffte, um neun Uhr an meinem Schreibtisch zu sein.
    »Ms. Boxer«, sagte endlich die Sprechstundenhilfe. »Der Doktor hat jetzt Zeit für Sie.«
    Ich folgte ihr in sein Büro.
    Üblicherweise begrüßte Dr. Orenthaler mich mit einem fröhlichen, gut gemeinten Seitenhieb auf meine Polizeiarbeit, wie »Also, wenn Sie hier sind, wer jagt dann die Verbrecher auf den Straßen?« Ich war jetzt vierunddreißig und seit zwei Jahren Inspector bei der Mordkommission im Justizpalast.
    Heute jedoch erhob er sich steif und sagte nur mit ernster Miene: » Guten Morgen .«
    Dann bat er mich, auf dem Stuhl ihm gegenüber Platz zu nehmen. O-o!
    Bis dahin war meine Philosophie über Ärzte recht einfach: Wenn einer von ihnen einen mit diesem tiefen, besorgten Blick bat, Platz zu nehmen, konnten drei Dinge passieren. Nur eines davon war schlimm. Entweder wollten sie mit einem ausgehen, einem eine schlimme Nachricht schonend beibringen oder sie
hatten gerade ein Vermögen dafür ausgegeben, die Couch neu beziehen zu lassen.
    »Ich möchte Ihnen etwas zeigen«, begann Orenthaler. Er hielt ein Dia gegen das Licht und deutete auf Ansammlungen winziger, schemenhafter Kugeln in einem Strom kleinerer Kügelchen. »Das ist eine Vergrößerung des Blutabstrichs, den wir von Ihnen genommen haben. Die größeren Kugeln sind Erythrozyten. Rote Blutkörperchen.«
    »Die sehen recht zufrieden aus«, scherzte ich nervös.
    »Die schon, Lindsay«, erwiderte der Arzt ohne die Spur eines Lächelns. »Das Problem ist, dass Sie nicht viele davon haben.«
    Ich hing wie gebannt an seinen Augen und hoffte, sie würden sich entspannen und wir könnten zu Trivialerem übergehen, wie »Sie sollten lieber anfangen, die langen Überstunden
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