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Der 1. Mord - Roman

Titel: Der 1. Mord - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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abgestellt hatte. »Ein Toast«, verkündete er, »auf den zweitglücklichsten Mann der Welt.«

    »Der zweitglücklichste?«, fragte sie und lächelte mit gespieltem Schock. »Wer ist denn der glücklichste?«
    Sie hakten einander unter und tranken genüsslich einen großen Schluck des köstlichen Getränks aus den Kristallgläsern. »Der Bauer mit den zwei Ziegen. Das erkläre ich dir später«, antwortete er.
    »Ich habe noch etwas für dich«, erinnerte sich David plötzlich. Er hatte ihr bereits den lupenreinen fünfkarätigen Diamanten an ihrem Finger geschenkt, den sie, wie er wusste, nur trug, um seinen Eltern eine Freude zu machen. Er ging zu seiner Smokingjacke, die er im Wohnzimmer über eine Stuhllehne gehängt hatte, und kam mit einem Schmuckkästchen von Bulgari zurück.
    »Nein, David«, protestierte Melanie. » Du bist mein Geschenk.«
    »Mach’s trotzdem auf«, sagte er. »Das gefällt dir bestimmt.«
    Sie nahm den Deckel ab. Auf Samt lagen zwei Ohrringe: Große Silberringe umschlossen zwei winzige mit Brillanten besetzte Monde.
    »Die zeigen, wie ich dich sehe«, meinte er.
    Melanie hielt sich die Monde an die Ohrläppchen. Sie waren vollkommen - genau wie sie.
    Sie küssten sich, und er zog den Reißverschluss ihres Kleides auf, bis der Ausschnitt über ihre Schultern herabglitt. Er küsste ihren Hals, dann den Busenansatz.
    Jemand klopfte an die Tür der Suite.
    »Champagner«, rief eine Stimme draußen.
    Einen Moment lang erwog David zurückzurufen: »Stellen Sie ihn einfach ab!« Den ganzen Abend hatte er sich schon danach gesehnt, das Brautkleid von den weichen weißen Schultern seiner Frau zu ziehen.
    »Ach, mach schnell auf«, sagte Melanie und ließ die Ohrringe vor seinem Gesicht baumeln. »Ich lege die inzwischen an.«
    Sie entwand sich seiner Umarmung und ging zum Badezimmer
der Mandarin-Suite. In ihren schönen braunen Augen strahlte ein Lächeln. O Gott, wie sehr liebte er diese Augen!
    Als David zur Tür ging, dachte er, dass er mit niemandem auf der Welt tauschen wollte. Nicht einmal für eine zweite Ziege.

2
    Phillip Campbell hatte sich diesen Moment, diese fantastische Szene unzählige Male ausgemalt. Er war sicher, dass der Bräutigam ihm die Tür öffnen würde. Und so war es auch. Er betrat die Suite.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte Campbell und überreichte den Champagner. Er starrte den Mann im offenen Smokinghemd und der lose baumelnden schwarzen Schleife an.
    David Brandt würdigte ihn kaum eines Blickes, als er die mit einer bunten Schleife geschmückte Schachtel inspizierte. Krug. Clos du Mesnil, 1989.
    »Was ist das Schlimmste, was je ein Mensch verbrochen hat?«, murmelte Campbell vor sich hin. »Bin ich dazu imstande? Habe ich genügend Mut?«
    »War eine Karte dabei?«, fragte der Bräutigam und wühlte in der Tasche nach dem Trinkgeld.
    »Nur das hier, Sir.«
    Campbell trat vor und stieß dem Bräutigam ein Messer tief in die Brust, zwischen die dritte und vierte Rippe, der kürzeste Weg zum Herzen.
    »Für den Mann, der alles hat«, sagte Campbell. Mit einem Fußtritt schloss er schnell die Tür. Dann drehte er David Brandt herum, drückte ihn gegen die Tür und trieb die Klinge noch tiefer hinein.

    Der Bräutigam verkrampfte sich in einer Zuckung aus Schock und Schmerz. Aus seiner Brust drangen gurgelnde Geräusche, keuchende Atemzüge. Ungläubig traten seine Augen aus dem Kopf.
    Das ist verblüffend, dachte Campbell. Er konnte spüren, wie die Kraft aus dem Opfer herausfloss. Der Mann hatte soeben einen der glücklichsten Augenblicke seines Lebens erlebt, und jetzt - nur Minuten später - starb er.
    Warum?
    Campbell trat zurück, und der Körper des Bräutigams sank auf dem Boden zusammen. Der Raum legte sich wie ein Schiff auf die Seite. Dann drehte sich alles um ihn und wurde undeutlich. Er hatte das Gefühl, als sähe er eine alte Wochenschau mit zuckenden Bildern. Beeindruckend. Gar nicht so wie er es erwartet hatte.
    Campbell hörte die Stimme der frisch gebackenen Ehefrau und war so geistesgegenwärtig, die Klinge aus David Brandts Brust zu ziehen.
    Dann ging er ihr rasch entgegen, um sie abzufangen, als sie, immer noch in ihrem langen Spitzenkleid, aus dem Badezimmer kam.
    »David?«, fragte sie. Bei Campbells Anblick verwandelte sich ihr erwartungsvolles Lächeln in einen Ausdruck des Schocks. »Wo ist David? Wer sind Sie?«
    Ihre Augen wanderten voll Entsetzen über ihn und blieben auf seinem Gesicht und der Messerklinge haften. Dann sah sie ihren
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