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Der 1. Mord - Roman

Titel: Der 1. Mord - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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»Krug. Clos du Mesnil, 1989.«
    »Sagt Ihnen das was?«, fragte Jacobi.
    »Nur dass der Mörder einen sehr guten Geschmack hat.« Ich betrachtete die mit Blut verschmierte Smokingjacke. Auf der Seite war ein Riss, wo der tödliche Messerstich hindurchgedrungen war.
    »Ich schätze, der Mörder hat ihm die Jacke ausgezogen, nachdem er ihn erstochen hat«, meinte Jacobi.
    »Warum zum Teufel sollte er das getan haben?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung. Das müssen wir ihn fragen.«
    Charlie Clapper schaute mich fragend an. Er wollte wissen,
ob er anfangen könne. Ich nickte ihm zu. Dann ging ich wieder zu der Braut.
    Bei ihr hatte ich ein sehr, sehr ungutes Gefühl. Wenn es nicht um Geld geht, geht … es … um… Sex.
    Ich hob den eleganten Tüllrock an. Eiskalte Gewissheit schnitt mir ins Herz.
    Der Slip der Braut war heruntergezogen worden und hing an einem Fuß.
    Wut stieg in mir auf. Ich blickte in die Augen der jungen Frau. Das ganze Leben hatte vor ihr gelegen, Hoffnungen und Träume. Jetzt war sie eine abgeschlachtete Leiche, war in ihrer Hochzeitsnacht geschändet und wahrscheinlich vergewaltigt worden.
    Während ich so dastand und sie betrachtete, merkte ich plötzlich, dass ich weinte.
    »Warren, ich möchte, dass Sie mit den Eltern des Bräutigams sprechen«, sagte ich und atmete tief durch. »Ich möchte, dass jeder befragt wird, der letzte Nacht auf dieser Etage war. Wenn jemand das Hotel bereits verlassen hat, will ich, dass er gefunden wird. Und eine Liste des gesamten Personals, das in der vergangenen Nacht Dienst gehabt hat.«
    Ich wusste, wenn ich jetzt nicht sofort wegging, würde ich die Flut nicht länger zurückhalten können. »Gleich, Warren. Bitte… sofort.«
    Ich vermied es, ihm in die Augen zu schauen, als ich an ihm vorbei aus der Suite ging.
    »Was zum Teufel ist denn mit Boxer los?«, fragte Charlie Clapper.
    »Sie wissen doch, Frauen«, hörte ich Jacobi antworten. »Bei Hochzeiten fangen sie immer an zu weinen.«

7
    Phillip Campbell ging die Powell Street zum Union Square und dem Hyatt hinunter. Die Polizei hatte tatsächlich die Straße abgesperrt, und die Menge vor dem Hotel wurde schnell größer. Die Sirenen der Polizei- und Krankenwagen füllten die Luft. Dies hier war so ganz und gar nicht das zivilisierte und achtbare San Francisco. Er genoss es in vollen Zügen.
    Campbell konnte es kaum fassen, dass er wirklich zum Tatort zurückkehrte. Doch er konnte nicht anders. Wieder hier zu sein half ihm, die vergangene Nacht nochmals zu durchleben. Während er auf der Powell Street immer näher kam, stieg sein Adrenalinspiegel gewaltig, sein Herz raste fast außer Kontrolle.
    Behutsam schob er sich durch die Menschenmenge, die sich vor dem letzten Block vor dem Hyatt angesammelt hatte. Er hörte die Gerüchte, die durch die Menge schwirrten - hauptsächlich gut gekleidete Geschäftsleute, auf deren Gesichtern Schmerz und Entsetzen standen. Es gab Gerüchte über ein Feuer, einen Sprung vom Dach, einen Mord, einen Selbstmord, aber nichts, was auch nur im Mindesten an das tatsächliche Grauen heranreichte.
    Schließlich war er so nahe, dass er der Polizei von San Francisco bei der Arbeit zuschauen konnte. Einige Polizisten musterten die Menge. Sie suchten nach ihm! Doch er machte sich keine Sorgen, dass sie ihn entdeckten, überhaupt keine. Das würde schlichtweg nicht passieren. Er war viel zu unscheinbar und gehörte wohl zu den letzten fünf Prozent der Menschen, die die Polizei verdächtigen könnte. Das tröstete ihn; eigentlich erregte es ihn.
    Gott, er hatte es getan! Er hatte das alles hier verursacht, und dabei hatte er gerade erst angefangen. Noch nie hatte er etwas gespürt, was sich mit diesem Gefühl vergleichen ließ - und die Stadt San Francisco ebenso wenig.

    Ein Geschäftsmann kam aus dem Hyatt. Reporter und andere stellten ihm Fragen, als sei er ein Prominenter. Der Mann war Anfang dreißig und lächelte wissend. Er hatte das, was sie alle wollten, und er wusste es. Er genoss seinen armseligen Moment des Ruhms und fühlte sich allen überlegen.
    »Es war ein Paar - im Penthouse ermordet«, hörte er den Mann sagen. »In der Hochzeitsnacht. Traurig, nicht wahr?«
    Die Menschen um Phillip Campbell schnappten nach Luft, und sein Herz jubilierte.

8
    Was für eine Szene! Cindy Thomas bahnte sich einen Weg durch die murmelnde Menge der Gaffer, die das Grand Hyatt umringten. Als sie die Polizisten und die Absperrung sah, stöhnte sie laut auf.
    Mindestens hundert Schaulustige
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