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Denn vergeben wird dir nie

Denn vergeben wird dir nie

Titel: Denn vergeben wird dir nie
Autoren: Mary Higgins Clark
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davonfahren konnte.
Ich konnte nur beten, dass ich nicht in einer Sackgasse
enden würde, sondern dass die Straße wieder auf einen
Highway führte.
Sie hatten das Blitzlicht abgeschaltet, aber die
blendenden Scheinwerfer schienen immer noch direkt in
meinen Rückspiegel. Und dann begannen sie, ihr Spiel mit
mir zu treiben.
Wie aus dem Nichts tauchten sie auf meiner linken Seite
auf gleicher Höhe auf und fuhren mir dann mit voller
Wucht in die Seite. Die hintere Seitentür bekam den Stoß
ab, ich hörte, wie der Stahl knirschte, während der Wagen
schleuderte und ich mit dem Kopf auf das Lenkrad schlug.
Als ich im Zickzackkurs von einer Seite auf die andere
schlitterte, ließen sie sich zunächst wieder zurückfallen.
Ich versuchte jetzt, die Mitte der Straße zu halten. Ich
merkte, dass ich aus einer Platzwunde an der Stirn blutete,
aber ich hielt das Lenkrad fest umklammert und schaffte
es, auf der Straße zu bleiben.
Doch urplötzlich schoss der Van wieder an mir vorbei,
zog nach rechts, fuhr mir in die linke Vorderseite und riss
dabei den Kotflügel ab, der laut scheppernd und
knirschend mitgeschleift wurde, während ich verzweifelt
darum kämpfte, den Wagen auf der Straße zu halten. In
Gedanken flehte ich, dass ich endlich an eine Kreuzung
käme oder wenigstens ein anderes Auto aus der
Gegenrichtung auftauchte.
Aber es waren keine anderen Autos zu sehen, und ich
spürte, dass der dritte Angriff bevorstand. Sicherlich
würden sie jetzt versuchen, mich endgültig von der Straße
abzudrängen. Bei einer scharfen Kurve bremste der Van
ab und wechselte ganz auf die linke Fahrbahn. Kurz
zögerte ich, dann gab ich Gas, in der Hoffnung, mich noch
einmal von ihnen absetzen zu können. Aber schnell holten
sie mich ein, und der Van tauchte wieder auf gleicher
Höhe an meiner Seite auf.
Für den Bruchteil einer Sekunde blickte ich nach links.
Sie hatten das Innenlicht eingeschaltet, und ich sah, wie
Rob mir mit einem Gegenstand zuwinkte.
Es war ein Wagenheber.
Mit einem letzten Satz vorwärts zog der Van auf die
rechte Seite und zwang mein Auto von der Straße. Hilflos
versuchte ich, dagegen zu lenken, aber ich merkte, wie die
Reifen die Haftung verloren. Der Wagen drehte sich um
die eigene Achse und schoss die abschüssige Böschung
hinunter, auf eine Wand von Bäumen in hundert Meter
Entfernung zu.
Ich klammerte mich am Lenkrad fest, als sich der Wagen
mehrmals überschlug. Er landete wieder auf den Rädern
und raste auf einen Baum zu. Im letzten Augenblick
versuchte ich, mein Gesicht mit den Armen zu schützen.
Das Geräusch von zerdrücktem Stahl und splitterndem
Glas war ohrenbetäubend, und die plötzliche Stille, die
danach folgte, war gespenstisch.
Ich spürte einen stechenden Schmerz in der Schulter.
Meine Hände bluteten. Mein Kopf dröhnte. Aber ich
spürte zugleich, dass ich wie durch ein Wunder nicht
ernsthaft verletzt worden war.
Durch den Aufprall war die Fahrertür aufgesprungen,
und von allen Seiten rieselte nasskalter Schnee herein.
Vielleicht hatte das eisige Prickeln auf meinem Gesicht
mich davor bewahrt, das Bewusstsein zu verlieren.
Plötzlich war die Benommenheit weg, und ich hatte
wieder einen klaren Kopf. Es war vollständig finster, und
für ein paar Sekunden spürte ich eine unglaubliche
Erleichterung. Ich stellte mir vor, dass sie mit angesehen
hatten, wie mein Auto von der Straße abkam und gegen
den Baum prallte, und dann weitergefahren waren, weil sie
überzeugt waren, ich hätte nicht überlebt.
Dann jedoch merkte ich, dass ich nicht allein war. Ganz
in der Nähe hörte ich schwere, tiefe Atemzüge, gefolgt
von einem hohen erstickten Geräusch, das mir als Kind
wie ein Kichern vorgekommen war.
Rob Westerfield war irgendwo da draußen in der
Finsternis und wartete auf mich, so wie er vor fast
dreiundzwanzig Jahren im Garagenversteck auf Andrea
gewartet hatte.
Der erste Schlag des Wagenhebers verfehlte mich und
krachte in die Kopfstütze hinter mir. Ich tastete nach dem
Gurtschloss und schaffte es, mich vom Gurt zu befreien.
Als ich hastig auf den Beifahrersitz klettern wollte,
sauste der Wagenheber ein zweites Mal nieder und schlug
so dicht neben meinem Kopf ein, dass ich spürte, wie er
mein Haar streifte.
Andrea, Andrea, so muss es für dich gewesen sein. O
Gott, bitte … bitte hilf mir …
Ich glaube, wir hörten es gleichzeitig: ein Auto, das mit
quietschenden Reifen durch die letzte Kurve fuhr. Die
Scheinwerfer
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