Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Denn vergeben wird dir nie

Denn vergeben wird dir nie

Titel: Denn vergeben wird dir nie
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
ins
Gefängnis bringen?«
»Das glaube ich ganz bestimmt.«
»Das ist gut!«
In Rositas Stimme klang Befriedigung. Sie hatte eine
Möglichkeit gefunden, sich an dem gemeinen Jungen zu
rächen, dessen Beleidigungen und üble Späße sie fast ein
Jahrzehnt lang über sich ergehen lassen musste.
Ich beeilte mich, meine Rechnung zu bezahlen, und lud
rasch das Gepäck ins Auto.
Sechs Minuten später war ich auf dem Weg, den
handfesten Beweis zu erlangen, dass Rob Westerfield eine
dunkelblonde Perücke besessen und getragen hatte.
Ich hoffte, dass immer noch Erbgutspuren mit Robs
DNS daran zu finden sein würden. Das würde den
endgültigen Beweis dafür liefern, dass er die Perücke
getragen hatte.

45
    KURZ NACH EINBRUCH der Dunkelheit war das
leichte Nieseln in einen kalten, prasselnden Regen
umgeschlagen. Die Scheibenwischerblätter an meinem
Mietwagen hätten schon vor langer Zeit ausgewechselt
werden müssen. Ich hatte kaum eine Meile zurückgelegt
und musste mich äußerst konzentrieren, um die Straße zu
erkennen.
    Je weiter ich auf der Route 9 nach Norden fuhr, desto
dünner wurde der Verkehr. Ein Blick auf das Armaturen
brett zeigte mir, dass die Außentemperatur rapide
gesunken war, und dann verwandelte sich innerhalb
weniger Minuten der Regen in Schneeregen. Eis begann
sich an der Windschutzscheibe festzusetzen, es wurde
immer schwieriger, weiter als ein paar Meter zu sehen. Ich
war gezwungen, auf der rechten Spur zu bleiben und
langsam zu fahren.
    Während die Minuten dahinschwanden, wurde ich
immer unruhiger, weil ich befürchtete, Rosita zu
verpassen. Sie hatte so nervös geklungen, und ich glaubte
nicht, dass sie längere Zeit auf mich warten würde, wenn
ich nicht rechtzeitig auftauchte.
    Ich richtete meine gesamte Aufmerksamkeit auf die
Straße, sodass mir erst nach einer Weile auffiel, dass es
einen Hügel hinaufging. Jetzt merkte ich auch, dass ich
schon seit einiger Zeit keine Scheinwerfer aus der
entgegengesetzten Richtung mehr gesehen hatte.
    Ich warf einen Blick auf den Kilometerzähler. Das
Phillipstown Hotel war nicht mehr als zehn Meilen vom
Hudson Valley Inn entfernt, ich war jedoch schon zwölf
Meilen gefahren, ohne an ihm vorbeigekommen zu sein.
Ich musste also an irgendeiner Stelle von der Route 9
abgebogen sein. Die Straße, auf der ich mich befand,
konnte unmöglich der Highway sein, sie war dafür viel zu
schmal.
    Ich überprüfte im Rückspiegel, ob sich Autos hinter mir
befanden. Es waren keine Lichter zu sehen. Frustriert und
voller Wut auf mich selbst trat ich voll auf die Bremse,
was nicht sehr klug war, da der Wagen sofort ins
Schleudern geriet. Ich konnte ihn jedoch noch abfangen
und fuhr langsam an den rechten Straßenrand. Gerade
hatte ich begonnen zu wenden, als hinter mir rote
Blitzlichter auftauchten und ich von gleißenden
Scheinwerfern geblendet wurde. Ich hielt an, und ein Van,
den ich für ein Polizeiauto hielt, stoppte auf gleicher Höhe
neben mir.
    Gott sei Dank!, dachte ich. Ich ließ das Fenster
hinuntergleiten, um den Polizeibeamten zu bitten, mir den
Weg zum Phillipstown Hotel zu beschreiben.
    Das Fenster des Vans glitt ebenfalls nach unten, und der
Mann auf dem Beifahrersitz wandte mir sein Gesicht zu.
Obwohl kein Licht auf ihn fiel, erkannte ich sofort, dass
es Rob Westerfield war und dass er eine dunkelblonde
Perücke trug. Mit unverkennbar spanischem Akzent, die
Stimme einer Frau nachäffend, blökte er spöttisch zu mir
herüber: »Er war so gemein zu mir. Er hat sich über meine
Art zu reden lustig gemacht. Er hat mir befohlen, ihn Jim
zu nennen.«
Mein Herzschlag setzte aus. Ich begriff voller Entsetzen,
dass es Rob gewesen war, der mich angerufen hatte und
sich als Rosita ausgegeben hatte, um mich in eine Falle zu
locken. Hinter ihm konnte ich gerade noch das Gesicht des
Fahrers erkennen – es war der Mann, der mir auf dem
Parkplatz in der Nähe von Sing-Sing gedroht hatte.
Verzweifelt suchte ich nach einem Fluchtweg. An ihnen
vorbei wenden konnte ich nicht. Der einzige Weg zu
entkommen war, den Wagen wieder zurückzulenken und
dann mit Vollgas auf der kleinen Straße weiterzufahren.
Ich hatte keine Ahnung, wohin sie mich führen würde.
Während ich beschleunigte, sah ich, dass sich zu beiden
Seiten dichter Wald erstreckte und die Straße immer
schmaler wurde. Die Antriebsräder rutschten durch, sodass
der Wagen anfing, hin- und herzuschlingern.
Es war klar, dass ich ihnen nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher