Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Denn rein soll deine Seele sein

Denn rein soll deine Seele sein

Titel: Denn rein soll deine Seele sein
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
Vermutlich sind wir dadurch für irgendeinen Wahnwitzigen ideale Opfer, aber bisher ist so etwas noch nie passiert. Die Tür der Mikwe ist nicht einmal abschließbar.«
    »Aber mutwillige Zerstörungen hat es schon bei Ihnen gegeben.«
    »Das waren Jugendliche. Wir kennen die Täter ebensogut wie die Polizei. Aber ein - ein Sittlichkeitsverbrechen hätten wir ihnen nie zugetraut.«
    Decker überlegte einen Augenblick. »Die Tür ist nicht abschließbar, sagen Sie. Demnach kommen Frauen regelmäßig zum Untertauchen in heiligem Wasser in ein Haus, das sich nicht hinreichend sichern läßt.«
    Sie hob verlegen die Schultern. »Wir sind, wie gesagt, nie auf den Gedanken gekommen, daß -«
    »Haben Sie einen Sicherheitsdienst auf dem Gelände?«
    Rina schüttelte den Kopf.
    »Diese Siedlung ist ein Anachronismus, Mrs. Lazarus. Sie sind für einen Verbrecher mit einschlägigen Neigungen leichte Beute. Daß Sie so lange ungeschoren davongekommen sind, grenzt ans Wunderbare. Lassen Sie sich morgen ein Sicherheitsschloß einbauen. Und vereinbaren Sie mit Ihren Nachbarn, daß Sie einen Elektrozaun aufstellen dürfen.«
    »Das hat keinen Zweck, weil wir ja am Sabbat -« Sie unterbrach sich. Das würde er doch nicht verstehen. »Ist das alles?« fragte sie.
    »Im Augenblick ja. Würden Sie mir bitte Ihren Namen buchstabieren?«
    Er schrieb nach ihren Angaben mit. »Alter?«
    » Sechsundzwanzig.«
    Marge trat zu ihnen. Decker sah ihr an, daß sie nicht zum Zuge gekommen war.
    »Erfolg gleich Null, Pete. Sie will sich nicht untersuchen lassen und behauptet, sie könne sich an nichts erinnern. Sie hat fast nur gebetet.« Sie wandte sich an Rina. »Nicht, daß ich was gegen das Beten hätte, aber damit fangen wir den Täter bestimmt nicht.«
    »Vielleicht ist sie da anderer Meinung«, sagte Rina abwehrend..
    »Bis jetzt hat sie noch nicht gebadet«, fuhr Marge fort, »aber je länger sie wartet...«
    »Mrs. Adler hat eine traumatische Erfahrung hinter sich« , erklärte Rina ziemlich scharf. »Sie können so kurz danach von ihr keine Entscheidungen verlangen.«
    Marge schwieg. Vergewaltigungsfälle gingen ihr an die Nieren, besonders, wenn sich Zeugen widerspenstig stellten, aber als gute Kriminalbeamtin ließ sie sich nichts von ihrem Frust anmerken.
    Decker gab sich einen Ruck. Wenn Marge die Frau nicht zum Reden gebracht hatte, würden weder er noch einer seiner Kollegen es schaffen.
    »Mrs. Lazarus, Sie haben uns sehr geholfen. Und Sie scheinen eine Frau mit gesundem Menschenverstand zu sein. Sie wissen, daß wir Mrs. Adlers Unterstützung brauchen, um diesen Kerl zu fassen. Wie würden Sie an unserer Stelle vorgehen?«
    Rina sah nach links und begegnete Chanas wachsamem Blick. Sie wußte, daß sie schon zu lange mit der Polizei geschwatzt hatte.
    »Ich kann Ihnen da keinen Rat geben«, sagte sie leise. »Aber ich würde an Ihrer Stelle gar nicht erst versuchen, Mrs. Adler direkt anzusprechen. Reden Sie mit dem Mann dort in der Ecke.«
    »Ist das der Rabbi?«
    Rina nickte. »Der Leiter der Jeschiwa, der sogenannte Rosch-Jeschiwa. Rabbis, das heißt Lehrer, gibt es hier viele. Er spricht gerade mit Sarahs Mann. Wenn Sie sich ein bißchen gedulden, kann es sein, daß Sie doch noch ein Stück weiterkommen. Ich muß jetzt gehen.«
    Decker drückte Rina eine Visitenkarte in die Hand. »Wenn Ihnen noch etwas einfällt oder wenn Sie etwas Interessantes hören - meine Telefonnummer steht auf der Karte.«
    Rina steckte sie in die Rocktasche.
    »Wie kommen Sie nach Hause?« fragte Marge.
    »Die Frauen werden mich begleiten.«
    »Soll ich mitkommen?«
    Decker wußte, daß das Angebot zum Teil echter Besorgnis um die Sicherheit der Frauen entsprang, daß es Marge aber auch darum ging, noch mehr über die Jeschiwa zu erfahren.
    »Schönen Dank, aber wir kommen schon zurecht. Gehen Sie bitte behutsam mit Sarah um, sie ist eine sehr liebe Frau und eine wunderbare Ehefrau und Mutter.« Zusammen mit den anderen Frauen verließ Rina die Mikwe.
    Schade, dachte Pete Decker. Dieses Gesicht hätte ich mir ganz gern noch ein bißchen länger angesehen.

3
    »Nehmen wir uns jetzt den Gottesmann vor?« fragte Marge.
    Decker trommelte mit der Schuhspitze. »Ich bin für Arbeitsteilung. Du bleibst bei Mrs. Adler und paßt auf, daß sie keine Beweise wegwäscht, und ich versuche mein Glück beim Rabbi.«
    Marge erhob keinen Einspruch. Sie wußte, daß Pete in einem Gespräch von Mann zu Mann die besseren Chancen hatte. Und zum Glück war er ja sonst kein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher