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Denn rein soll deine Seele sein

Denn rein soll deine Seele sein

Titel: Denn rein soll deine Seele sein
Autoren: Faye Kellerman
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parkte den Wagen auf einem unbefestigten Platz. Decker stieg aus, holte tief Luft und streckte sich.
    »Das Tor müßte offen sein«, meinte Marge.
    »Sie hatten schon zweimal mutwillige Zerstörungen hier auf dem Gelände, aber meinst du, sie hätten ein Schloß an das verdammte Tor gemacht?« Decker rüttelte an dem Drahtzaun. »Ist sowieso nur eine psychologische Sperre. Wer wirklich rein will, läßt sich durch so was nicht abhalten.«
    Er stieß das Tor auf und trat ein. Das Grundstück war gepflegt, aber nur spärlich bepflanzt. Am Rand einer großen Rasenfläche standen niedrige Büsche und einige Flachdachbauten. Das größte, ein zweigeschossiger Betonklotz mit einem verputzten Anbau, lag ihnen direkt gegenüber. Rechts davon stand eine Gruppe kleiner Wohnhäuser, auf dem gekiesten Platz daneben waren einige Autos abgestellt. Links von dem Hauptgebäude standen zwei kleinere Häuser im Bungalowstil. Hinter den Gebäuden erhob sich ein dichter Wald, der in eine kahle Hügellandschaft überging.
    Decker machte eine kurze Bestandsaufnahme. Der Täter hätte an jeder beliebigen Stelle auf das Grundstück gelangen und sich danach ins Hinterland verflüchtigen können. Jede Suche war hoffnungslos. Es sei denn, daß es sich um einen Insider handelte.
    »Wohin zuerst, Pete?« fragte Marge.
    Decker sah sich um. Zwei Männer in schwarzen Hosen, langärmeligen weißen Hemden und schwarzen Hüten kamen ihnen entgegen. Die müssen ja umkommen bei dieser Hitze , dachte er. Als sie näher heran waren, erkannte er, daß sie jung waren, knapp in den Zwanzigern. Beide waren hager und bebrillt und trugen kurze Barte. Sie hatten einen eigenartigen Gang. Die Hände waren hinter dem Rücken verschränkt, statt locker zur Seite zu fallen.
    Decker zückte seinen Dienstausweis. Der größere der beiden kniff die Augen zusammen und las. »Ist was passiert?«
    »Könnten Sie uns bitte den Weg zum Badehaus zeigen?« fragte Decker.
    Die beiden jungen Männer fingen an zu lachen. »Haben Sie sich da nicht in der Adresse geirrt?« meinte der kleinere belustigt.
    »Versuchen Sie's mal in Hollywood«, ergänzte der andere.
    In Decker regte sich Ärger. »Uns wurde gesagt, daß sich hier ein Zwischenfall ereignet hat. Im Badehaus.«
    »Ein Zwischenfall?« Der kleinere war ernst geworden. »Etwas Kriminelles?«
    »Meinen die vielleicht die Mikwe?« überlegte der größere laut.
    »Am besten sagen Sie uns, wo die Mikwe ist«, schaltete Marge sich ein.
    »Da können Sie jetzt nicht hin«, sagte der größere zu Decker. »Da sind jetzt nur Frauen.«
    Der kleinere gab ihm einen Rippenstoß. »Der Zwischenfall hat offenbar was mit der Mikwe zu tun. Das ist das kleine Gebäude da an der Ecke.«
    »Vielen Dank.« Marge setzte sich in Bewegung. Nach ein paar Schritten sagte sie: »Hast du bemerkt, wie die mich angesehen haben?«
    »Die haben dich doch überhaupt nicht angesehen.«
    »Eben!«
    Eine dunkelhaarige junge Frau ließ sie ein. Das Stimmengemurmel im Raum erstarb schlagartig. Vier Frauen in Kopftüchern warfen den Beamten kalte, argwöhnische Blicke zu. In der Ecke flüsterte ein älterer, bärtiger Mann, der aussah wie ein Rabbi, mit einem jüngeren Mann, der sich unablässig hin und her wiegte.
    Die junge Frau bat sie mit einer Handbewegung wieder vor die Tür. »Mein Name ist Rina Lazarus. Mrs. Lazarus. Ich habe die Polizei verständigt. Die Frauen, die hier warten, haben alle heute abend die Mikwe benutzt. Wir haben sie zusammengerufen, weil wir wissen wollten, ob eine von ihnen auf dem Heimweg etwas Ungewöhnliches gehört oder gesehen hat. Leider war das nicht der Fall.«
    »Was ist denn passiert?« fragte Decker.
    Sie zögerte. »Eine Frau ist vergewaltigt worden.«
    »Wo ist sie?« wollte Marge wissen.
    »Mit einer unserer Frauen in einem Ankleideraum. Sie will gerade baden -«
    »Das geht nicht, sie muß sich erst untersuchen lassen«, sagte Marge scharf.
    Rina nickte. »Ich weiß. Der Beamte, mit dem ich telefoniert habe, hat das auch schon gesagt, aber ich weiß nicht, ob sie zu einer Untersuchung bereit ist.«
    Marge warf Decker einen Blick zu. »Ich werde mit ihr reden. Wie heißt sie?«
    »Sarah Libba Adler. Ihr Mann hat ihr Sachen zum Wechseln gebracht, aber ich weiß nicht, ob sie sich schon angezogen hat.«
    »Wo ist die Kleidung, die sie anhatte?« fragte Decker.
    »In.einer Tüte links neben der Tür. Es sind nur noch Fetzen, aber ich dachte mir schon, daß Sie die Sachen vielleicht brauchen.«
    Marge schlug Pete
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