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Denn rein soll deine Seele sein

Denn rein soll deine Seele sein

Titel: Denn rein soll deine Seele sein
Autoren: Faye Kellerman
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Und wenn Sie Fragen haben oder einen Verdacht, rufen Sie mich bitte an, ja?«
    Decker streckte die Hand aus, und der Rabbi schlug kräftig ein. »Dies ist unser Heim, Detective Decker. Zumindest so lange, bis wir alle im Heiligen Land sind. Wir lassen uns nicht von Rowdys einschüchtern. Und auch nicht von Sittlichkeitsverbrechern, Dieben oder Mördern. Wenn die Polizei uns nicht hinreichend schützen kann, werden wir es selbst tun.«
    »Die Polizei ist auf Ihrer Seite, Rabbi«, meinte Marge. »Leider haben wir wegen der Haushaltskürzungen einfach nicht so viele Leute zur Verfügung, wie wir gerne hätten.«
    »Ich habe schon Mrs. Lazarus gesagt, daß ein Sicherheitsschloß an die Tür gehört, Rabbi Schulman«, ergänzte Decker. »Und auch, daß der Zaun und das Tor verstärkt werden müßten. Es gibt da draußen leider so manchen, der etwas gegen Ihre Leute hat. Es wäre vielleicht keine schlechte Idee, einen Wachmann einzustellen.«
    Der Rabbi nickte. »Besonders im Hinblick auf Mrs. Lazarus. Sie ist jeden Abend bis spätabends hier.«
    »Vielleicht könnte ihr Mann sie abholen«, schlug Marge vor.
    »Sie ist Witwe. Ich könnte ihr einen meiner bochrim schicken, aber sie ist eine fromme Frau, es wäre ihr vielleicht nicht recht, allein mit einem Mann durch die Nacht zu gehen. Und ich bin zu alt, um gegen einen Angreifer noch viel ausrichten zu können.«
    »Es gibt auch weibliches Wachpersonal«, sagte Marge.
    »Vielleicht bin ich zu optimistisch, aber ich hoffe noch immer, daß dies ein einmaliges Vorkommnis war.« Der Rabbi klopfte Decker auf die Schulter. »Ich muß zu meinen Schülern. Finden Sie diese Bestie, Detective.«
    »Eigenartiger Fall«, sagte Marge, als sie allein waren. »Glaubst du, daß es bei diesem einen Mal bleiben wird?«
    Er überlegte einen Augenblick. »Nein. Nachdem er es einmal geschafft hat, möchte ich wetten, daß er es wieder probiert.«
    Marge griente durchtrieben. »Eigentlich wäre es ja deine Pflicht und Schuldigkeit, die arme Witwe anzurufen und zu warnen.«
    »Genau. Ich bin schließlich ein Cop, der seinen Beruf ernst nimmt.«
    »Schlag sie dir aus dem Kopf, Pete. Wenn sie schon nicht mal mit einem Mann allein nachts nach Hause gehen will...«
    Decker wurde ernst. »Und was machen wir, wenn Mrs. Adler nicht mitspielt? Dann stehen wir mit leeren Händen da. Wir sind bisher davon ausgegangen, daß sie nicht redet, weil sie traumatisiert und fromm ist. Vielleicht hat sie aber auch was zu verbergen.«
    »Du meinst, es ist einer aus der Jeschiwa?«
    »Oder ein Schlägertyp aus dem Ort, der sie unter Druck gesetzt hat. Im vorigen Jahr sind hier einige Studenten erpreßt worden.«
    Marge zuckte die Schultern. »Ich hatte nicht den Eindruck, daß sie etwas verschweigt, Pete. Sie machte einen so netten Eindruck. Obgleich sie kein Wort gesagt hat.«
    »Auf geht's, Marge. Ich rede über Funk mit den Leuten im Präsidium, du kannst inzwischen von hier aus mit Dr. Birnbaum telefonieren, und dann bearbeitest du Mrs. Adler. Jetzt kannst du mal wieder dein berühmtes Fingerspitzengefühl unter Beweis stellen.«

4
    Rina hatte schon längst jede Hoffnung aufgegeben, in dieser Nacht noch Schlaf zu finden, als Decker anrief. Sarah Libba sei einverstanden, sich von Dr. Birnbaum untersuchen zu lassen, aber nur, wenn sie hinterher die Mikwe benutzen konnte. Würde sie so nett sein, noch einmal auszuhelfen?
    Natürlich sagte sie sofort zu - auch wenn das bedeutete, daß sie die Nacht über wach bleiben mußte, zitternd vor Furcht, bei dem kleinsten Geräusch zusammenfahrend.
    Sie stand auf und machte sich in der Küche noch eine Tasse Tee. Das Haus war nicht klimatisiert, und da sie sämtliche Fenster geschlossen hatte, herrschte eine Temperatur wie in einer Sauna. Ihre Sachen waren verschwitzt, unter dem tichel - dem Kopftuch, das sie trug, wenn sie unter Nichtjuden ging - war ihre Kopfhaut heiß und juckte. Trotzdem fröstelte sie.
    Sie sah auf die Uhr. Fast zwei. Immerhin hatte sie die Wartezeit sinnvoll genutzt, indem sie für den Sabbat gekocht hatte. Köstliche Düfte erfüllten das Haus.
    Die Kurzzeituhr am Herd schrillte. Rina fuhr zusammen, ihr Herz jagte. Dann gab sie sich einen Ruck und nahm den kugel aus dem Backofen. Trotz ihrer Sorgen war alles gut gelungen. Das Huhn war saftig und goldbraun, die sechs dick mit Mohn bestreuten challahs waren hoch aufgegangen, die Suppe mit dem vielen frischen Gemüse sah sehr appetitlich aus. Sie erwartete für Freitagabend Gäste zum Essen, die
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