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Denn niemand hört dein Rufen

Denn niemand hört dein Rufen

Titel: Denn niemand hört dein Rufen
Autoren: Mary Higgins Clark
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gab?
    Ich fordere Sie auf, diese Akten in meinem Büro zu lassen. Und rühren Sie sie ja nicht wieder an! Gehen Sie nach Hause und halten Sie sich von diesem Büro fern, bis ich mir angemessene Disziplinarmaßnahmen für Sie überlegt habe. Falls Sie zu Hause von den Medien kontaktiert werden, ist es Ihnen untersagt, mit ihnen zu reden. Leiten Sie alle Anrufe an mein Büro weiter.«

    Wesley erhob sich. »Und jetzt raus.«
    Emily war überrascht, dass er sie nicht auf der Stelle gefeuert hatte. »Ich gehe, Ted. Nur ein Gedanke noch. Hören Sie sich ein bisschen um und finden Sie heraus, ob Tryon jemals unter dem Spitznamen ›Jess‹ bekannt war. Denken Sie selbst darüber nach, ob Sie ihn jemals gehört haben. Schließlich ist er Ihr Cousin.«
    Einige Augenblicke lang starrten sie sich schweigend an. Dann verließ Emily, ohne Billy Tryon anzusehen, Teds Büro und das Gerichtsgebäude.

79
    Z ach beschloss, bis zum Spätnachmittag zu warten, bevor er einen Bus nach New York nahm. Er wusste, dass es in Port Authority vor Zivilbullen nur so wimmelte, die in der Menge nach gesuchten Verbrechern Ausschau hielten, deren Gesichter sie sich genau eingeprägt hatten. Besser also, wenn man in der Stoßzeit durchschlüpfte.
    Das Mittagessen nahm er im Motel zu sich, einem tristen Dreckloch, das sich als »Grill« bezeichnete. Als er zahlen wollte, kamen sechs Leute herein. Ihrer lauten, aufgeregten Unterhaltung entnahm er, dass sie um siebzehn Uhr zu einer Hochzeit nebenan wollten. Die müssen alle hier abgestiegen sein, dachte er. Nur gut, dass ich verschwinde. Er war sich sicher, dass einige ihn ansahen, als er zahlte und ging.
    Draußen sah er, dass sie ihre Wagen zu beiden Seiten seines Kombis geparkt hatten. Erneut ein Grund zur Sorge. Einer von ihnen könnte sich später daran erinnern, dass er den Wagen gesehen hatte, falls der Schwiegersohn die Polizei benachrichtigte und der Wagen zur Fahndung ausgeschrieben wurde.
    Er trug eine Lederjacke, eine braune Hose und eine Kappe. So würde man ihn gegenüber der Polizei beschreiben.
    Als er sich davonmachte, hatte er sein Geld, seine gefälschten Papiere, seine Prepaid-Handys, ein Kapuzen-Sweatshirt,
Sneakers und eine graue Perücke in einem kleinen Beutel verpackt.
    Um 18:15 Uhr erreichte er Port Authority. Wie erwartet, war alles voll mit Pendlern. Er suchte die Herrentoilette auf und zog sich in einer Kabine um, dann ging er zur Abfahrtsstelle der Busse nach Glen Rock. Der Regen klatschte mittlerweile gegen die Fensterscheiben des Terminals. Niemand wird mehr durch die Straßen schlendern, dachte er sich. Wer an der Busstation nicht abgeholt wird, wird so schnell wie möglich nach Hause eilen. Genau wie ich.
    Um halb acht stieg er in Glen Rock aus dem Bus. Er zog die Kapuze enger um den Hals. Das Haar der grauen Perücke wurde ihm vom Regen gegen die Stirn gedrückt. Es fühlte sich gut an.
    Emily. Emily. Ob du willst oder nicht, ich komme.

80
    I ch muss etwas schlafen, dachte Emily. Ich bin völlig kaputt und kann kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Ich habe Tryon beschuldigt, ohne auch nur einen einzigen handfesten Beweis dafür zu haben. Sogar Jake glaubt, ich führe einen persönlichen Rachefeldzug gegen Billy.
    Nach der Ermordung von Jimmy Easton wird Ted den Medien eine Menge Fragen darüber beantworten müssen, wie wir nach Jimmys Drohungen im Gerichtssaal reagiert haben. Er braucht geschlossene Reihen, wenn er vor die Kameras tritt. Mich wird er sicherlich nicht in der Nähe haben wollen.
    Und Jakes Ruf steht ebenfalls auf dem Spiel. Ihm ist womöglich bei diesem ersten Treffen mit Easton mehr entgangen, als er zugeben will, und jetzt traut er sich nicht, es laut zu sagen. Ich kann seine Angst verstehen. Schließlich ist Billy sein unmittelbarer Vorgesetzter, und der Staatsanwalt ist sein Arbeitgeber.
    Sie kam gerade noch rechtzeitig nach Hause, bevor der Schlosser zusammenpackte. »Jetzt sollte Ihnen nichts mehr passieren, mit den neuen Schlössern und Ihrem Pitbull«, sagte er. »Aber vergessen Sie nicht, kein Schloss nützt was, wenn Sie es nicht umdrehen. Und das Gleiche gilt für die tolle Alarmanlage, die die Jungs installieren. Okay, schön, Sie kennengelernt zu haben, und alles Gute.«

    »Danke. Und danke, dass Sie so schnell gekommen sind.« Und danke, dass Sie jetzt wieder gehen, dachte sich Emily und hatte augenblicklich ein schlechtes Gewissen, weil der Mann ihr doch wirklich nur behilflich sein wollte.
    Es war Viertel nach fünf. Der Schlosser
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