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Denn niemand hört dein Rufen

Denn niemand hört dein Rufen

Titel: Denn niemand hört dein Rufen
Autoren: Mary Higgins Clark
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verspreche, wenn sich alles, was ich mir zusammenreime, als richtig herausstellt, werde ich umgehend Richard Moore in Kenntnis setzen.«
    »Gut. Nehmen Sie es mir nicht übel, dass ich Sie gefragt habe. Hier ist Tim Moynihans Nummer. Sie lautet: 212-555-3295.«
    Emily schrieb sie auf und wiederholte sie. »Ich verspreche Ihnen, Sie werden bald von mir hören.«
    »In Ordnung. Gute Nacht, Mrs Wallace.«
    Lange hielt Emily noch den Hörer in der Hand, bevor sie ihn weglegte. Es war ein seltsames Gefühl, sich diesen beiden Personen so nahe zu fühlen, so vertraut mit ihnen zu sein. Aber Alice hatte sie ja von Anfang an, seitdem sie sie kennengelernt hatte, gemocht.
    Und Gregg Aldrich? Wie oft habe ich gegen mich selbst ankämpfen müssen, weil ich der Wahrheit nicht ins Auge sehen konnte? Vielleicht ist es wirklich so, wie Alice sagte: Im Grunde meines Herzens habe ich immer gewusst, dass er unschuldig ist.
    Selbst mein geborgtes Herz weiß es, dachte sie.
    Sie betrachtete Tims Telefonnummer. Es könnte gut sein, dass er bereits schläft und wütend ist, wenn ich ihn
wecke. Aber ich kann nicht warten. Sie holte tief Luft und gab die Nummer ein.
    Tim Moynihan antwortete nach dem ersten Klingeln. Im Hintergrund waren Stimmen zu hören, weshalb Emily annahm, dass der Fernseher lief. Wenigstens hatte er noch nicht geschlafen. Als sie sich vorstellte, war er ganz offensichtlich erstaunt, sie in der Leitung zu haben.
    Sie kam sofort auf den Punkt. »Tim, ich weiß, es ist schrecklich spät, aber es ist sehr wichtig. Ich habe soeben erfahren, dass Sie Natalie Raines am Abend ihrer letzten Aufführung von Endstation Sehnsucht in ihrer Garderobe aufgesucht haben. Warum haben Sie damals beim Essen nichts davon erwähnt? Wir haben doch über das Verfahren gesprochen.«
    »Emily, ich will Ihnen die Wahrheit sagen. Ted hat uns ausdrücklich darum gebeten, nicht über das Verfahren zu reden, ganz besonders nicht darüber, dass wir beide nach der Vorführung bei ihr in der Garderobe gewesen sind. Er wusste, dass Sie müde waren und unter enormem Druck standen. Er wollte, dass Sie den Abend genießen, ohne an die Arbeit denken zu müssen. Wenn Sie sich erinnern, wurde Natalies Name erwähnt, aber nur ganz allgemein.«
    Emily wollte kaum glauben, was sie hörte. »Sie wollen mir sagen, Ted Wesley war bei ihrem letzten Auftritt anwesend und hat Natalie in ihrer Garderobe aufgesucht?«
    »Ja. Er und Nancy waren mit Barbara und mir und ein paar anderen Freunden dort.« Sein Tonfall änderte sich. »Emily, stimmt etwas nicht?«
    Etwas stimmt ganz und gar nicht, dachte sie. »Tim, kennen Sie Teds Cousin Billy Tryon?«
    »Klar. Jeder kennt Billy.«

    »War er an jenem Abend ebenfalls in Natalies Garderobe?«
    »Nein. Er ist mit Nancy nie gut ausgekommen. Sie wissen doch, wie hochnäsig sie sein kann.«
    »Tim, vielleicht wissen Sie Folgendes: Wurde Billy jemals ›Jess‹ genannt?«
    Sie hörte durch die Leitung Tims verhaltenes Lächeln, als er antwortete. »Nicht Billy. Das war Teds Spitzname. Er heißt Edward Scott Jessup Wesley. ›Jessup‹ benutzt er beruflich nicht mehr. Aber damals, vor zwanzig Jahren, hatte er gelegentlich eine kleine Rolle in einer Serie, in der ich mitspielte. Da trat er unter seinem Bühnennamen ›Jess Wilson‹ auf.«
    »Das war ungefähr zu der Zeit, als er Probleme mit Nancy hatte, oder?«, riet Emily aufs Geratewohl.
    »Ja, sie hatten sich sogar für einige Monate getrennt. Er war ziemlich durcheinander.«
    Klar war er das, dachte Emily. Er hatte ja mit Jamie ein Verhältnis. Hatte ihr sogar versprochen, sich scheiden zu lassen, und dann, als er einen Rückzieher machte, hatte sie ihm vielleicht damit gedroht, zu seiner Frau zu gehen.
    Ich wette, er hat sie nicht selbst umgebracht. Nein, Billy hat die Drecksarbeit für ihn erledigt. Und ich wette, Natalie hat ihn an jenem letzten Abend erkannt, und er wusste das. Und dann wurde ihr klar, dass er es wusste. Deshalb war sie so in Panik.
    Und natürlich ähnelt auch er dem Mann auf der Phantomzeichnung, dachte Emily. Der Originalzeichnung, nicht dem Ersatz. Er und Billy haben eine gewisse Familienähnlichkeit. Ihre Mütter sind Schwestern. Nur ist mir, als ich die Zeichnung entdeckte, nie der Gedanke an ihn gekommen.

    Sie legte den Hörer weg und stand eine Weile reglos da, während sie sich die schrecklichen Dinge klarzumachen versuchte, die sie erfahren hatte. Der Mann, der kurz davor stand, zum Generalbundesanwalt der Vereinigten Staaten ernannt zu werden,
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