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Denn niemand hört dein Rufen

Denn niemand hört dein Rufen

Titel: Denn niemand hört dein Rufen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Ihnen völlig an Einschätzungsvermögen fehlte, als er seine Angst darüber äußerte, dass er wieder ins Gefängnis einrücken musste, wo er als jemand galt, der mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeitete. Ganz zu schweigen davon, dass Aldrich auf Kaution frei ist und wir unseren Fall vermutlich abschreiben können. Warum haben Sie nicht zugestimmt, dass Easton mit der Untersuchungshaft seine Strafe verbüßt hätte, dann hätten wir all das vermeiden können?«
    »Weil er ein Berufsverbrecher ist und sofort wieder einen Einbruch begangen hätte«, erwiderte Emily mit fester Stimme. »Und diesmal wäre vielleicht jemand dabei ernsthaft verletzt worden.«
    Emily wappnete sich und fuhr fort: »Und noch etwas, was Sie anscheinend nicht berücksichtigt haben. Den Geschworenen war gesagt worden, dass er vier Jahre bekommen soll. Hätte ich später zugestimmt, dass mit der Untersuchungshaft seine Strafe verbüßt wäre, hätte Moore ein neues Verfahren angestrengt und dabei argumentiert, ich und Jimmy hätten das die ganze Zeit über gewusst und die Geschworenen darüber in Kenntnis setzen müssen, damit sie es bei der Beurteilung seiner Aussage berücksichtigen konnten. Darüber hinaus hätte Moore anführen können, dass Easton alles gesagt hätte, nur um sich damit eine Haftstrafe zu ersparen. Der Richter hätte aufgrund dessen ganz sicher einem neuen Verfahren zugestimmt.«
    »Dann hätten Sie eben daran denken müssen, als Sie
mit ihm vor dem Verfahren verhandelt haben«, gab Wesley zurück. »Sie wussten, wie unberechenbar er ist und dass er Ihnen jederzeit in den Rücken fallen könnte. Sie hätten ihm von Anfang an Bewährung zubilligen sollen. Es gab eine ganze Menge Indizien, die für seine Geschichte sprachen, ganz unabhängig davon, welches Strafmaß er bekommen würde. Aber jetzt wurde die Integrität dieses Büros nicht nur in Zweifel gestellt, sondern förmlich ausgehebelt. Die Medien werden über uns herfallen.«
    Emily war sich nicht darüber im Klaren gewesen, ob sie die beiden Phantomzeichnungen, die sie in einem Ordner mitgebracht hatte, vorlegen sollte. Jetzt aber nahm sie die Bilder heraus und legte sie Wesley vor. »Vielleicht kann der Ermittlungsbeamte Tryon das zufriedenstellend erklären. Die Phantomzeichnung, die ich gestern in der New Yorker Akte von Jamie Evans, der ermordeten Mitbewohnerin von Natalie Raines, gefunden habe, stimmt nicht mit jener überein, die er mitgebracht hat. Das Datum ist identisch, damit aber sind die Ähnlichkeiten erschöpft. Es handelt sich um eine völlig andere Person.«
    Wesley und Tryon starrten sie finster an. Emily fuhr fort: »Natürlich wird Tryon behaupten, hier sei etwas durcheinandergeraten. Der Ermittlungsbeamte im Büro des Bezirksstaatsanwalts von Manhattan, der mir die Akte aushändigte, ist sich aber vollkommen sicher, dass es nur eine Phantomzeichnung gab. Ich gehe davon aus, dass Tryon versucht hat, die richtige Phantomzeichnung aus der Aldrich-Akte zu entfernen.«
    Sie hielt inne und wusste nicht, ob sie wirklich sagen sollte, was ihr durch den Kopf ging. Dann holte sie tief Luft. »Ich möchte auch betonen, dass die Originalzeichnung eine auffällige Ähnlichkeit mit Billy Tryon aufweist,
was vielleicht der Grund ist, warum er sie aus der Akte entfernt hat.«
    Ted Wesley nahm die Zeichnungen zur Hand und betrachtete sie. »Emily, was Sie hier vorbringen, sind keine ernsten Anschuldigungen mehr, sondern unflätige, hysterische Behauptungen. Erinnere ich mich recht, dass Natalie Raines diesen Mann niemals persönlich getroffen hatte und diese Zeichnung nach ihren Erinnerungen an ein Foto angefertigt wurde, das das Opfer angeblich im Geldbeutel trug und das sie vielleicht nur einmal zu Gesicht bekommen hatte?«
    »Genau diese Antwort habe ich von Ihnen erwartet«, erwiderte Emily. »Ich vertrete nicht nur die Meinung, dass dieses Phantombild eine starke Ähnlichkeit mit Tryon aufweist, sondern auch, dass er die beiden Zeichnungen bewusst vertauscht hat, weil er damit etwas vertuschen wollte. Und ich werde nicht eher ruhen, bis ich weiß, was es ist.«
    »Jetzt reicht es!«, brüllte Wesley. »Ich habe genug davon, dass Sie ständig meinen besten Ermittlungsbeamten verunglimpfen wollen. Ich habe genug von Ihren Versuchen, den Aldrich-Fall kaputtzumachen, was Ihnen ja auch fast gelungen ist. Haben Sie auch nur einen Gedanken daran verschwendet, dass sich der Ermittlungsbeamte in New York vielleicht irren könnte und es mehr als eine Phantomzeichnung
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