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Denn niemand hört dein Rufen

Denn niemand hört dein Rufen

Titel: Denn niemand hört dein Rufen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Nachdem Emily sorgfältig die Tür verriegelt hatte, belohnte sie Bess mit dem versprochenen Leckerbissen.
    Sie brauchte einen Kaffee. Wenn ich keinen Kaffee bekomme, dachte sie sich, werde ich noch im Stehen einschlafen. Und ich habe Hunger. Das Abendessen vergangene Nacht habe ich kaum angerührt. Auch dafür hat Richards Anruf gesorgt.
    Dank des sonntäglichen Einkaufs war der Kühlschrank gut gefüllt. Sie entschied sich für ein Schinken-Käse-Sandwich.
Sie bereitete es zu, schenkte sich Kaffee ein und setzte sich zu dem schnellen Essen an den Küchentisch. Als sie die zweite Tasse geleert hatte, spürte sie die Wirkung des Kaffees. Sie fühlte sich wieder klar im Kopf und überlegte, wie sie nun weiter vorgehen sollte.
    Sie wusste, was passieren würde, wenn sie Billy mit der New Yorker Phantomzeichnung konfrontierte. Er würde hochgehen und lauthals herumbrüllen, dass sie nicht diejenige sei, die er der Aldrich-Akte beigelegt habe, offensichtlich hätte irgendein trotteliger Mitarbeiter sie durcheinandergebracht. Aber warum sollte in ihrem Büro eine zweite Phantomzeichnung vom Bezirksstaatsanwalt in Manhattan vorliegen, noch dazu mit demselben, fast zwanzig Jahre zurückliegenden Datum, wenn Billy sie nicht mitgebracht hatte?
    Sicherlich konnte man sagen, dass die Zeichnung ihm irgendwie ähnlich sah, aber das Gleiche würde auf unzählige andere zutreffen. Natürlich würde er in seinem ätzenden Tonfall darauf hinweisen, dass der Zeichner nach der mündlichen Beschreibung einer Frau gearbeitet hatte, die der betreffenden Person nie persönlich begegnet war.
    Und wenn ich jetzt zu Ted gehe, der wegen des Chaos um Jimmy Easton ziemlich aufgebracht sein muss, wird er mir wahrscheinlich sagen, dass ich selbst alles durcheinandergebracht habe.
    Ich habe alle Eventualitäten in Betracht gezogen, stellte Emily fest. Aus irgendeinem Grund hat Billy die Kopie der Originalzeichnung verschwinden lassen, als er die Akte nach New Jersey brachte, und sie durch eine andere ersetzt. Das nennt man Fälschung von Indizien. Er hat nicht damit gerechnet, dass ich selbst nach New York fahre und mir die Akte ansehe.

    Egal, was dabei herauskommen sollte – wenn ich damit fertig bin, werde ich jede Akte durchgehen, die er jemals in den Fingern hatte und bei der Beschwerden über ihn laut geworden sind. Ob es seinem Cousin, unserem zukünftigen Generalbundesanwalt, nun gefällt oder nicht.
    Es klingelte an der Tür.
    Bess bellte laut drauflos. Emily ging mit ihr auf dem Arm zur Tür. Es war der Schlosser, ein Mann in den Sechzigern, der Jeans und ein Sweatshirt der Giants trug. »Man hat mir gesagt, ich soll hier alles überprüfen, Ma’am, alle Türen und Fenster.«
    »Ja. Und ich will die stärksten Schlösser, die Sie haben.«
    »Kann ich Ihnen nicht verdenken. Das wollen heutzutage alle. Keine Frage. Schauen Sie sich nur an, was mit Ihrer Nachbarin passiert ist. Die arme alte Frau. Hab gehört, der Irre, der sie umgebracht hat, ist über ein Fenster an der Rückseite eingestiegen. War für ihn überhaupt kein Problem, außerdem hatte sie keine Alarmanlage.«
    »Ich werde heute eine neue bekommen«, sagte Emily. »Die Techniker sollten jeden Moment hier sein. Ich möchte, dass Sie sich mit meinem Hund vertraut machen, damit er Sie nicht bei der Arbeit stört.«
    Der Schlosser beäugte Bess. »Früher hat man für die eigene Sicherheit nicht mehr gebraucht als einen Hund, der anschlägt.« Er strich Bess über den Kopf. »Hallo, du. He, du jagst mir keine Angst ein.«
    Emily kehrte in die Küche zurück, räumte das benutzte Geschirr in die Spülmaschine, ging in ihr Schlafzimmer und schloss hinter sich die Tür. Sie wollte nicht bei dem Schlosser bleiben, der ihr ein ziemlich redseliger Zeitgenosse zu sein schien. Während sie sich umzog und in eine Freizeithose und einen Sweater schlüpfte, ging sie erneut
der Frage nach, inwieweit Billy Tryon in alles verstrickt war, wie viel er nicht nur mit Easton im Aldrich-Fall zu tun hatte, sondern auch mit dem Mord an Jamie Evans.
    War es möglich, dass Billy Tryon Jamies mysteriöser Freund gewesen war? Im Aussehen ähnelte er auf jeden Fall dem Mann, den Natalie dem Polizeizeichner beschrieben hatte. Er war zweimal geschieden. Gerüchten zufolge hatten beide Frauen von seinen Affären genug gehabt. Jamie Evans war eine junge Schauspielerin gewesen. Nach allem, was man sich erzählte, stammten seine Freundinnen meistens aus dem Showbusiness. Großer Gott, eine davon hatte sie doch
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