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Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder

Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder

Titel: Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder
Autoren: Ann Granger
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meinen Füßen hatte sich unterdessen ein wenig entspannt und es sich bequem gemacht. Ich wartete darauf, dass Mickey mir erzählte, für welchen Job ich wie geschaffen war. Es schien ihn zu amüsieren, mich auf die Folter zu spannen, oder vielleicht war ich auch so nervös, dass ich mir dies einbildete. Er nahm einen Löffel, rührte in seinem Kaffee und legte den Löffel behutsam wieder auf die Untertasse. Schließlich blickte er auf. Er öffnete den Mund. Das war es. Jetzt würde er mir irgendeine furchtbare, niederschmetternde Neuigkeit verkünden. Ich hielt den Atem an.
    »Ich hab diese Atkins-Diät ausprobiert«, sagte er.
    »Ach, tatsächlich?« Das war nicht ganz das, was ich erwartet hatte, und es brachte mich völlig aus dem Konzept. Wahrscheinlich war genau das Mickeys Absicht. Ich bemühte mich, normal zu klingen, doch meine Stimme klang wie irgendwas, das aus dem Computer kam. »Wie sind Sie zurechtgekommen?«, fragte ich blechern.
    Er schüttelte betrübt den Kopf. »Ich mag meine Bratkartoffeln zum Sonntagsessen, und ich liebe Pommes frites zum Steak. Ich fand es schwierig, damit aufzuhören. Außerdem hat mir mein Arzt gesagt, es wäre nicht die richtige Diät für mich.«
    Eine Achillesferse! War Mickey Allerton, den ich als beinahe allmächtig zu sehen geneigt war, seinem medizinischen Berater hörig? Ich fragte mich, ob er vielleicht ein Hypochonder war. Die unwahrscheinlichsten Leute sind Hypochonder. Ich beschloss, dieses Anzeichen von Schwäche in meinem Gedächtnis zu speichern. Man wusste nie – vielleicht war es eines Tages nützlich.
    »Es ist eigentlich kein richtiger Job, den ich für dich habe«, sagte er unvermittelt. »Es ist mehr ein Botengang. Ich möchte, dass du jemandem eine Nachricht von mir überbringst.«
    Ich fragte nicht, warum er nicht das Telefon benutzte oder E-Mail oder die normale Schneckenpost. Doch ich fühlte mich an jenen armen griechischen Kerl erinnert, der kilometerweit gerannt war mit der Neuigkeit von irgendeinem Sieg und tot zusammengebrochen war, nachdem er sie überbracht hatte – obwohl es eine gute Nachricht gewesen war. Ich hatte das eigenartige Gefühl, dass die Nachricht von Mickey Allerton für den Empfänger nichts Gutes bedeutete. Ein alter Brauch war, wie ich wusste, dass der Überbringer solcher Nachrichten getötet wurde. So oder so, Bote ist kein Job mit langfristigen Aussichten.
    Allerton hatte sich erneut mit seiner Schreibtischschublade beschäftigt und zog nun eine Hochglanzfotografie hervor. Er reichte sie mir über den Tisch hinweg. Ich nahm sie behutsam.
    Es war eine seiner Tänzerinnen, ein Reklamebild wie die anderen draußen an der Wand des Foyers. Das Foto zeigte ein hübsches Mädchen ungefähr in meinem Alter. Sie trug ein Kostüm, das vage an den Cowboy-Stil erinnerte, mit mehr Bergkristallstrass, als man für möglich halten sollte auf so einem winzigen Stück Stoff, dazu zierliche Stiefel mit hohen Absätzen und einen kleinen weißen Stetson über einer großen Masse blond gelockter Haare. Das Gesicht war zugepflastert mit zu viel Make-up, jeder Menge perlmuttglänzendem Lidschatten und Glitzerzeug auf den Wimpern. Sie lächelte einladend in die Kamera, während sie sich an eine senkrechte Stange schmiegte.
    »Lisa Stallard. Tänzerin.« Mickey gab seine Informationen in kleinen lakonischen Häppchen preis. »Eine gute obendrein.« Er lehnte sich zurück. »Sie ist abgehauen«, sagte er.
    In seiner Stimme schwang eine Andeutung von Unglauben mit. Seine Tänzerinnen rissen nicht aus. Es war wahrscheinlich das erste Mal. Er konnte es immer noch nicht richtig fassen.
    »Ich will sie zurück. Die Kunden mochten sie.«
    Ich hatte jedes Mitgefühl der Welt für dieses Mädchen, das diese heruntergekommene Bude hinter sich gelassen hatte. Sie besaß Mut. Wenn Mickey sie zurückwollte, so überlegte ich, sollte er selbst gehen und nach ihr suchen. Ich würde es jedenfalls nicht für ihn tun.
    »Hören Sie«, sagte ich. »Wenn sie nicht bei Ihnen arbeiten möchte, dann hat sie wohl einen Grund dafür, schätze ich.«
    Die silbernen Fischaugen fixierten mich unfreundlich. Hinter mir gab Harry ein leise warnendes Hüsteln von sich.
    »Es könnte alles Mögliche sein«, fuhr ich hastig fort in dem Versuch, meinen Fehltritt wiedergutzumachen. »Ich meine, ein plötzliches Verschwinden muss ja nicht bedeuten, dass es ihr hier nicht gefallen hat. Vielleicht hat sie einen Notfall zu Hause in ihrer Familie.«
    Allerton beugte sich ein wenig vor.
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