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Denn das Glueck ist eine Reise

Denn das Glueck ist eine Reise

Titel: Denn das Glueck ist eine Reise
Autoren: Caroline Vermalle
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Werbegeschenk von Crédit Lyonnais) und die beiden Kartenspiele heraus. Georges hatte sich bereits an den Wohnzimmertisch gesetzt und beugte sich über seinen Tee. Es sah fast so aus, als sei er von dem Pflaumenschnaps leicht beschwipst.
    »Georges, und deine Enkeltochter Adèle, wie läuft es da in London? Sie arbeitet doch beim Film, nicht wahr?«, fragte Ginette, während sie Karten gab.
    »Ja, aber ich weiß nicht so genau, was sie da macht beim Film. Sie wollte ... Weißt du, mir erzählt sie das alles nicht so genau.«
    Offenbar hatte das Schnäpschen Georges’ Traurigkeit entfacht, und Ginette ließ sich von seiner Melancholie anstecken.
    »Ja, ja, die jungen Leute heute, die gehen weg ...«
    »Ach, Ginette, sie sind immer weggegangen, die jungen Leute ... Selbst wir sind weggegangen.«
    »Ja, aber nicht so weit«, stellte Ginette klar.
    »Nicht so weit, nicht so weit«, mischte Charles sich ein. »Es war genauso wie heute. Meine Eltern wohnten in Bressuire, als ich 1954 mit Thérèse zusammengezogen bin. Zuerst haben wir in Pougne-Hérisson gewohnt, in der Nähe von Parthenay, und dann sind wir nach Chanteloup gezogen, fünfundzwanzig Kilometer von meinen Eltern entfernt. Vielleicht ist das nicht viel, aber 1954 schien uns das eine ganz schöne Entfernung, denn die fünfundzwanzig Kilometer mit dem Fahrrad, die musste man erst mal abstrampeln. Das kam uns viel weiter vor als heute! Wir sind nicht alle paar Tage hingefahren, und man rief sich auch nicht ständig an. Und Internet und E-Mails und das ganze Zeug gab es gar nicht. Die jungen Leute heute − je weiter sie wegziehen, desto mehr sitzen sie einem auf der Pelle. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich mich darüber beklage. Aber manchmal ... Georges, du bist dran.«
    Georges schaute mit abwesender Miene auf sein Blatt und fuhr in demselben Tonfall fort.
    »Ja, ja, das Telefon. Aaaah, das Telefon. Also wirklich, sie kleben ja geradezu daran , aber das ist doch wirklich verrückt, will ich meinen! Früher war das schon unerträglich, aber wenigstens nützlich. Aber heute mit ihren Handys ...«
    »Hör mal«, unterbrach Charles ihn. »Du glaubst ja gar nicht, wie weit das alles geht. Mein Enkel aus Parthenay kommt im Urlaub ja immer zu uns. Und er bekommt E-Mails – und jetzt passt auf – seine E-Mails aus dem Internet auf sein Handy!« Um die Absurdität dieser Sache zu unterstreichen, schlug er mit der Faust auf den Tisch und warf sich auf seinem Stuhl nach hinten. »Ich hab das schon im Fernsehen gesehen, aber ich dachte, das ist nur was für Leute, die aus der Branche sind oder bei Telefongesellschaften arbeiten, oder vielleicht noch für die großen Bosse, aber nein! Mein Enkel! Und der ist Metzger in Parthenay!«
    Georges schüttelte den Kopf. »Wenn sie selbst in der Metzgerei jetzt überall Computer brauchen, wo soll das nur hinführen, na ja ... Ginette, was machst du denn da?«
    »Ich lege ab«, erklärte sie stolz.
    »Schon?«, rief Charles. »Und du legst alle Karten mit einem Rutsch ab?«
    »Ja, und ohne Joker!«
    »Oh là là ... Also ich hab gar nichts. Sieh mal einer an. Kein einziges Bild, und nichts passt zusammen. Hm, ohne Joker, das gibt Extrapunkte, aber ich weiß nicht mehr so genau ...«
    »Nein, keine Extrapunkte, nur eure Bewunderung, meine Herren ... Zwanzig Minuspunkte für meine Wenigkeit und zweihundert für euch beide.«
    »Mensch, das fängt ja gut an. Und wer muss jetzt geben?«, fragte Georges.
    »Immer der, der fragt«, erwiderte Charles – ein geübter Kartenspieler – und lachte.
    »Weißt du, was du da über die Handys gesagt hast, Georges. Ich hab auch eins ...«, sagte Ginette zögernd, während Georges die Karten austeilte.
    Georges verharrte mitten in der Bewegung und fiel ihr energisch ins Wort.
    »Ich auch, Ginette, ich hab auch eins, aber ich benutze es nicht! «
    »Doch, du benutzt es, Georges«, korrigierte Charles ihn. »Mit deinen Anrufen, die umgeleitet werden.«
    »Ja, das stimmt, aber das ist etwas anderes.«
    »Georges benutzt sein Handy, um allen weiszumachen, dass er gemütlich in Chanteloup herumsitzt, und dabei macht er die Tour de France«, vertraute Charles Ginette mit einem verschmitzten Lächeln an.
    »Ja, aber nur, damit sie sich keine Sorgen machen! «
    »Ach ja? Das kann man mit einem Handy machen?«, fragte Ginette voller Bewunderung.
    »Selbstverständlich, Madame!«, erwiderte Charles stolz. »Und ich habe ihm das eingestellt. Jetzt staunst du, was?«
    »Hör mal,
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