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Denken Sie Nicht an Einen Blauen Elefanten

Titel: Denken Sie Nicht an Einen Blauen Elefanten
Autoren: Michael Spitzbart , Thorsten Havener
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Trennstrich mehr gezogen werden, denn das den Geist erzeugende Gehirn ist Teil unseres
     Körpers, und alles, was sich in unseren Organen, Muskeln und Körperzellen abspielt, gelangt auf sicherem Weg in die Schaltzentrale
     in unserem Kopf. Gehirn und Körper   – Body and Mind – sind durch afferente und efferente Nervenbahnen (von den Organen zum Zentralnervensystem und umgekehrt)
     sowie den Blutkreislauf miteinander verbunden und tauschen ständig Informationen aus. Bewusst sind uns diese Vorgänge eher
     selten, aber jede Information, die unser Körper als Sinnesreiz aufnimmt, wird vom Gehirn registriert und verarbeitet. Ergebnis
     dieser Verarbeitungsprozesse – immer in Interaktion mit bestehenden neuronalen Mustern – sind unsere Wirklichkeit und unser
     Bewusstsein. Genauso nehmen die Prozesse im Gehirn Einfluss auf unser körperliches Empfinden und können körperliche Strukturen
     sogar substanziell verändern.
    Wir alle beobachten täglich die Einflüsse von Gedanken |30| und Stimmungen auf den eigenen Körper oder den unserer Mitmenschen. Nicht umsonst sagen wir «Lass dich nicht hängen!» zu jemandem,
     der vor Trauer, Niedergeschlagenheit oder Lustlosigkeit die Schultern senkt, oder «Bleib mal locker!» zu jemandem, der vor
     Stress und Ärger ganz verspannt ist. Dem Gehirn bleibt keine Veränderung im Körper und dem Körper keine Veränderung im Gehirn
     verborgen. Und da der Organismus auf Ausgleich programmiert ist, wird nicht nur jede Veränderung registriert, sondern der
     Organismus als Ganzes der jeweiligen Veränderung angepasst. So verursachen Körperveränderungen, die über längere Zeit andauern,
     Anpassungen der entsprechenden neuronalen Regelkreise und synaptischen Verbindungen im Gehirn. Dies ist besonders dramatisch
     zum Beispiel an Kindern zu beobachten, die aufgrund von Stoffwechselstörungen zum Teil massive Entwicklungsveränderungen im
     Gehirn aufweisen. Erst vor wenigen Jahren ist zudem bekannt geworden, dass normalerweise im Gehirn gebildete Hormone auch
     im Darm oder in anderen Organen produziert werden, was bedeutet, dass unter Umständen Ihr Darm für Ihre gute oder schlechte
     Laune verantwortlich gemacht werden kann.
    Wie sich psychische Zustände auf den Körper auswirken, hat jeder schon mal am eigenen Leib erlebt, wenn er so richtig Angst
     hatte: Das Herz schlägt bis zum Hals, die Muskulatur spannt sich an, und womöglich stellen sich sogar die Nackenhaare auf.
     Wenn solch ein Angstzustand über längere Zeit andauert, kommt es zur Destabilisierung und zum Umbau von Nervenzellverbindungen
     in den für die Zuordnung und Bewertung zuständigen Bereichen des Gehirns – eigentlich harmlose Situationen werden dann womöglich
     als gefährlich eingestuft, weil die bewertenden Bereiche durch ständige Reizung übersensibilisiert wurden. Bei permanenten
     Angstgefühlen reagiert der Körper häufig mit chronischen Verspannungen oder chronisch entzündlichen Erkrankungen. Beide |31| Anomalien sind auf die permanente Ausschüttung von Katecholaminen   – Sammelbegriff für Hormone und Neurotransmitter – zurückzuführen und können als vom Gehirn ausgelöste Veränderungen von Organaktivität,
     Organfunktion und letztendlich Organstruktur bezeichnet werden. Letzteres geschieht dadurch, dass Signalstoffe wie Dopamin
     (Neurotransmitter) oder Kortisol (Hormon) in ihren jeweiligen Zielzellen eine Änderung der Genexpression auslösen können.
     Diese Stoffe sind also imstande, sie dazu zu bringen, neue Genprodukte von bisher nicht exprimierten DN A-Sequenzen abzuschreiben oder/​und andere Gene vollkommen stillzulegen. Damit verändern sie die bisherige Struktur und Funktion der
     betreffenden Zellen tiefgreifend und nachhaltig.
    i Das Körper-Selbst als Grundlage des bewussten Selbst
    Bereits im Gehirn des ungeborenen Kindes bilden sich Verschaltungsmuster zur Steuerung der Körpermuskulatur und der Körperfunktionen.
     Diese neuronalen Netze stellen ein inneres Muster her, wodurch im Gehirn des Embryos ein Bild der Beschaffenheit des eigenen
     Körpers entsteht. Das Gehirn ist zeit seines Lebens dafür zuständig, Beziehungen zwischen außen und innen herzustellen und
     stetig neue neuronale Verbindungen (im eigenen System) zu produzieren. Die älteren Teile des Gehirns funken dabei ohne Unterlass
     Informationen über alle im Körper ablaufenden Prozesse in neuere Regionen. Diese Informationen erzeugen Erregungsmuster in
     übergeordneten Hirnarealen (zum
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